"Wir haben wunderbare internationale Beschlüsse, aber die alltägliche Politik in München, Berlin und in Brüssel konterkariert das, was wir eigentlich längst hätten umsetzen müssen", monierte Martin Geilhufe, der Landesbeauftragte des Bund Naturschutz in Bayern, zum Ende des sechsstündigen Fachseminars "Klimakrise in Unterfranken" des Bund Naturschutz im Schweinfurter Naturfreundehaus.
Die Veranstaltung wurde terminlich extra vor die Kommunalwahlen gelegt. "Wir haben große Chancen", meint Geilhufe: "Die Klimakrise findet direkt vor Ort statt." Vor Ort waren waren auch die Schweinfurter Oberbürgermeisterkandidaten Marietta Eder von der SPD und Holger Laschka von den Grünen. Ein "weiter so wie bisher" dürfe es nicht geben, darin waren sich die Seminar-Teilnehmer einig. In der Pflicht stehen dabei auch die Kommunen.
Mühsame kleine Schritte
"Die Volkswirtschaft lässt uns alleine", kritisierte Hubert Weiger, der Ehrenvorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, in seinem Grußwort. Die Aufgaben des Verbunds sind es, Alternativen aufzuzeigen um die Klimakrise zu bewältigen, gab sich Weiger kämpferisch: "Ohne die mühsamen kleinen Schritte vor Ort, werden wir das große Ziel nicht erreichen". Wie die Lage vor Ort ist und welche Maßnahmen für die Umwelt getroffen werden können, trugen Sylvia Hartmann die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Allianz "Klimawandel und Gesundheit" in ihrem Vortrag "Klimakrise – Auswirkung auf unsere Gesundheit" vor.
Wolfgang Ehbauer von der Regierung Unterfranken referierte über die "Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Unterfranken". Dessen Kollege Frederik Zumkeller von der Regierung Unterfranken berichtete über die "wasserwirtschaftlichen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel". Karl Georg Schönmüller, Leiter des Stadtforstes Würzburg, informierte darüber, wie die Klimakrise unsere Wälder bedroht. Johannes Lüers von der Universität Bayreuth hielt den Vortrag "Naturgesetze lassen sich nicht fälschen" über den von Menschen verursachten Klimawandel.
Wasser, Wald und Landwirtschaft
Wasser, Wald und Landwirtschaft waren dann in der abschließenden Diskussionsrunde mit den Referenten die vorherrschenden Themen. Insbesondere die Fragen rundum unser Wasser bewegten die Teilnehmer und sorgten für einige Kontroversen im Saal. Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz stellte daher eine gesonderte Veranstaltung primär zum Thema Wasser in Unterfranken in Aussicht.
"Wir brauchen Mut", forderte Lüers aus Bayreuth: "Ideen haben wir eigentlich genug. Da haben wir eine riesige Chance. Es liegt in unserer Hand. Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen und aktiv handeln. Wir haben alle Möglichkeiten und brauchen uns nicht zu verstecken."
Zu den vorgetragenen innovativen Ideen gehörte unter anderem das Konzept der "Schwammstadt". Dabei geht es darum, anfallendes Regenwasser in der Stadt zu speichern, anstatt es wie üblich zu kanalisieren und abzuleiten.
Einig war man sich auch darüber, dass Soziales, Ökologie und Demokratie vereint sein müssen. "Wir müssen auch darüber reden, wie die Leute künftig arbeiten und leben wollen", merkte Andrea Fehrmann von der IG Metal Bayern an: "Es geht darum, dass die Beschäftigten belastbare berufliche Perspektiven in den bevorstehenden großen Veränderungen bekommen. Die Klimakrise können wir nur meistern, wenn wir den Menschen Sicherheit und Perspektive bieten."