"Nena, Nena, Nena!" rufen die Fans, die nach dem musikalischen Warm-up von Yvonne Catterfeld und Right Said Fred schon sehnsüchtig auf ihren Superstar warten. Mit Röhrenjeans, dem obligatorischen 80er Jahre Nietengürtel und einem engen schwarzen Top betritt Nena die Bühne und rockt mit "Haus der drei Sonnen" und "Satellitenstadt" gleich richtig los. Dazu drehen sich bunt und munter Planeten auf der Riesenleinwand.
Begleitet wird die Ex-Neue-Deutsche-Welle-Sängerin nicht nur von einer Band, sondern vom Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt. Dabei sitzen die Musiker nicht in der üblichen halbrunden Orchesterform auf der Bühne, sondern auf drei Ebenen übereinander, wie in neun Setzkästen, inmitten der gigantischen Bühnenkonstruktion zwischen den Videoprojektionsflächen.
Mit voller Energie hüpft Nena beim Song "Carpe Diem" fast wie ein Gummiball von einem Ende der Bühne zum anderen. "Ich fliege, ich lache und mache was ich will", singt sie dazu. Immer wieder sucht sie den Kontakt zum Publikum: "Habt ihr Lust zu singen?" Die neunjährige Ronja Körpert aus Unterschleichach hat Lust. Sie ist mit ihrem Vater Thomas zum Konzert gekommen - und beide sind echte Nena-Fans.
"Auch das Schicksal. Und die Angst kommt über Nacht. . .", stimmt die 43-Jährige den Hit "Wunder geschehn" an. Sogleich setzen Tausende begeisterter Fans mit ein, Feuerzeuge und Wunderkerzen schaffen ein stimmungsvolles Lichtermeer. Schweinfurt singt. Nena ist so gerührt, dass sie den Song kurzerhand abbricht, um gleich noch einmal anzufangen. Im ganzen Stadion kann man die positive Ausstrahlung der Sängerin förmlich spüren.
Nach so viel Emotionen muss ein bisschen Auflockerung her. Nenas Freund Billy aus Berlin betritt die Bühne, greift zur Akustik-Gitarre und dann erklingt "Manchmal ist ein Tag ein ganzes Leben" in einer Country-Version. Gefolgt von "Es regnet" - wobei die Tropfen glücklicherweise nur auf der Videoleinwand fließen. Vielleicht ist es Yvonne Catterfeld wirklich gelungen, die Wolken für die Dauer des Konzerts "weiter zu schieben", wie sie es in dem Hit "Für Dich" besingt.
Den Stimmungshöhepunkt erreicht die Show bei dem Stück "Leuchtturm", das Nena und ihre Band in einer Mixtur aus der alten und der neuen Version präsentieren. Wobei die Fans eindeutig bei der neuen Version sicherer im Mitsingen sind. Auf der Videoleinwand dreht sich ein Leuchtturm mit Sprechblase: "Aaahhh, aaahhh, aaahhh."
Mit dem Album "20 Jahre - Nena feat. Nena", das mit über 800 000 verkauften Exemplaren bereits Doppel-Platin-Status erreicht hat, ist die gebürtige Hagenerin seit letztem Jahr auf Erfolgskurs. Mit alten Songs, die neu gemixt und dem Zeitgefühl der heutigen Zeit angepasst wurden, begeistert Nena ihr Publikum und stürmt die Charts. Auch beim Open-Air in Schweinfurt zeigt sie sich als souveräne Vermittlerin zwischen den Musikstilen und Generationen. So singen Erwachsene, Jugendliche und Kinder bei "99 Luftballons" voller Inbrunst mit - bei der alten und der relaunchten Version - tosender Applaus, Gänsehaut-Feeling und eine Menge weißer Luftballons gibt's noch dazu.
Das Konzert nähert sich dem Ende. Nena und ihre Band verabschieden sich. Doch es gibt eine Zugabe - und was für eine. Der Hit "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" lädt noch einmal zum mitträllern ein. "Das sind meine Tochter und meine Nichte", ruft die die vierfache Mutter ins Mikro, als eine Schaar von Kindern die Bühne betritt. "Nicht irgendwie, irgendwann, sondern jetzt" dürfen alle Kleinen mit nach oben. Securitys helfen, die fünf- bis zehnjährigen Konzertbesucher hoch zu hieven - alle strahlen und singen.
Mehr als zwei Stunden sind vergangen und Nena singt im Hinausgehen a cappella "Ich geh mit dir wohin du willst. . ." - und die Fans in Schweinfurt singen weiter und weiter und weiter. . .