„Ich hasse sie alle gleich.“ Da bleibt dem Publikum in der Schweinfurter Disharmonie nur eins: Luft anhalten und leicht wegducken! Nepo Fitz, preisgekrönter Comedian, lässt denn auch kein gutes Haar an Eltern, Kindern, laschen Vätern und hyperaktiven Gluckenmüttern, deren hochfrequentiges Rufen nach dem Sohn („Phiiiliiipp!“) bei Fitz Tinnitus verursacht.
Und diese elenden Würmer von Vätern, die mit einschläferndem, pädagogisch wertlos mahnendem Unterton die Kinder davon abhalten wollen, Marmelade an die Tapete zu schmieren („Das macht den Papa ganz traurig“), kriegen ihr Fett weg. Und dann erst die Kreuzfahrer . . .
„Dringend“ heißt das Programm von Nepo Fitz, und genau so dringend hetzt er durch den zweistündigen Abend. Das Tollste daran ist, dass er sein selbst vorgegebenes Tempo durchhält und auch nach der Pause nicht schwächelt. Kein Wunder, ist sein Hass oder, besser gesagt, sein Grant so tiefsitzend, dass er ihm einfach Luft verschaffen muss, um nicht zu platzen.
Mit diesem Grant läuft der Niederbayer zur Höchstform auf und läuft, vor Grant gebeugt, brabbelnd durch die Regalreihen im Supermarkt, ist aber scheißfreundlich, wenn er angesprochen wird. Der Kassiererin, die ihm einen „schönen Feiertag“ wünscht, um sich gleich dem nächsten Kunden zuzuwenden, widmet er eine vor Schmalz nur so triefende, gesungene Liebeserklärung.
Apropos Singen, das Musikalische beherrscht er ebenfalls. Mal ist er Robby Williams („Let me entertain you“), dann wird es mit „Rage against the machine“ brutal laut und brutal gut am Klavier und mit der Stimme. Die beste Grundlage also, um sich auch über Saunabesucher zu ekeln. Erst reiben sie unter den verschwitzten Achseln, um sich dann durchs Gesicht zu reiben und den Schweiß auf den Boden zu schleudern. Oder um die Bleichen zu geißeln, die Solarien als ungesund ansehen. Und wer bis ins letzte Detail durchorganisiert ist, hat genau deshalb keine Zeit. Sagt Nepo Fitz.
Selbst hat er eine To-do-Liste, eine pdf-Datei mit 48 000 Seiten, für den Rest seines Lebens. In dem haben auch Kreuzfahrer, also Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen, keinen Platz. Oder doch, und zwar ganz viel Platz, weil auch sie genügend Munition liefern, um von Fitz genüsslich abgeschossen zu werden. Und dann die Väter, die höchst erfolgreich die kleinen persönlichen Erfolge ihrer Kinder niederschmettern. Oder die Männer mit Wampe, die er ebenso gefressen hat wie fette Hunde – „die sind wahrscheinlich strunzdumm“.
Viel zu schnell waren diese zwei Stunden verflogen, doch das restlos begeisterte Publikum klatschte den Comedian für zwei Zugaben zurück auf die Bühne. Da waren die 70 Zuhörer ebenso erbarmungslos wie der Comedian in den zwei Stunden vorher selbst.