Gegründet wurde die Firma Eule 1872 von Hermann Eule. Der 1929 verstorbene Orgelbauer hatte die so genannte Kegellade als Lehrling bei dem bekannten Würzburger Orgelbaumeister Balthasar Schlimbach (1807-1896) kennen gelernt und mit Erfolg in Sachsen eingeführt.
Das 1930 von der Firma Steinmeyer & Co. in Oettingen erbaute Vorgänger-Instrument in der Erlöserkirche hatte „ausgedient“. Auch durch eine teuere Instandsetzung wäre eine Funktionszuverlässigkeit auf Dauer keineswegs gesichert, hieß es in dem Gutachten des Orgelsachverständigen, Kirchenmusikdirektor Walther Haffner (Rummelsberg), aus dem Jahr 1984. Im Klartext: Eine neue Orgel musste her.
So machten sich Pfarrer und Kirchenvorstand auf die Suche nach einer erfahrenen und traditionsreichen Orgelbaufirma als Lieferanten, um schließlich, wie erwähnt, in der damaligen DDR „hängenzubleiben“. Nach einer Orgelfahrt war die Entscheidung für die Firma Eule und damit zugunsten des warm-hellen Tons der sächsischen Schule von Gottfried Silbermann unter Wiederverwendung des Gehäuses der alten Orgel im Neurenaissance-Stil gefallen.
Schlusspunkt der Renovierung
Die Orgel wurde von der Firma Eule in Zusammenarbeit mit dem Orgelsachverständigen Walther Haffner, dem Kantor des Dekanats Castell, Reiner Gaar, und Vertretern der Gerolzhöfer Kirchengemeinde entworfen und geplant. Die Einweihung des „DDR-Exports“ bildete für die evangelische Gemeinde 1988 zugleich den Schlusspunkt unter die Renovierung des Gotteshauses.
„Jetzt ist sie also da, die neue Orgel. Aus der DDR, genau gesagt aus Bautzen, traf das Musikinstrument in Gerolzhofen ein“, berichtete die „Main-Post“ am 27. Mai 1988, als mit dem Aufbau begonnen wurde.
Warum die Orgel in der DDR gekauft wurde, wollte die Main-Post von Pfarrer Hartwig Rudolph wissen. „Wir haben zahlreiche Angebote eingeholt und uns viele Orgeln angehört. Die einen waren zu teuer, bei den anderen hat uns das Spiel nicht gefallen. Aber diese hier hat eine wunderschöne Klangfarbe. Wir waren begeistert“, so seine Auskunft.
In der Endabrechnung kam das neue Kircheninstrument mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal auf 142 000 Mark, wie Pfarrer Rudolph im Pfarrbrief mitteilte. Die Finanzierung konnte dank verschiedener Zuwendungen und Zuschüsse – die Stadt steuerte beispielsweise 20 000 Euro bei – sowie tatkräftiger Unterstützung der eigenen Gemeinde geschultert werden.
Die festliche Orgeleinweihung am Sonntag, 18. September 1988, nahm Kreisdekan i. R. Rudolf Meiser (Ansbach) vor. In Anwesenheit von Vertretern der Orgelbaufirma Eule aus Bautzen erblickte er nicht zuletzt auch ein Zeichen für die Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes und war damit der Zeit schon voraus, wie die wenig später eingeleitete Wende zeigen sollte. Bei dem Konzert zur Orgelweihe ließen Dekanatskantor Reiner Gaar (Orgel), Karl-Heinz Knörr (Violine), Regine Rudolph (Sopranblockflöte) sowie der Posaunenchor Werke von Johann Sebastian Bach, Pachelbel und anderen Komponisten erklingen.
Pfeifen gereinigt
Knapp 18 Jahre später war im Frühjahr 2006 die erste größere Renovierung der Orgel nötig. Da die Orgel nicht mehr sauber intonierte, das heißt es Probleme mit der Feinabstimmung von Lautstärke und Klangfarbe der Töne gab, und auch eine exakte Stimmung nicht mehr möglich war, mussten die 874 Pfeifen zunächst ausgebaut und gereinigt, sprich vom dicken Staubbelag befreit werden. Am Schluss der Arbeiten standen die zeitintensive Nachintonation der gesamten Orgel, da hier jede Pfeife einzeln abgeglichen werden muss, und eine Trakturverbesserung an den mechanischen Drahtseilen, die von der Tastatur zu den Pfeifenventilen führen und dafür sorgen, dass der Ton erzeugt wird.
Normalerweise ist eine solche Orgelrenovierung alle 20 Jahre nötig. Dass sie in Gerolzhofen schon früher fällig war, führte der damalige Pfarrer Holger Bischof auf die zahlreichen Bauarbeiten der vergangenen Jahre rund um die Erlöserkirche und auf den starken Verkehr im Bereich Dreimühlenstraße/Nördliche Allee zurück. Kleiner Trost für die evangelische Kirchengemeinde: Eine „katholische“ Orgel muss im Durchschnitt schon alle 15 Jahre gereinigt werden. Hauptgrund für die kürzere Zeit ist die Verwendung von Weihrauch in katholischen Kirchen.
Das Festprogramm
20 Jahre Eule-Orgel Am Sonntag, 21. September, findet fast auf den Tag genau anlässlich der Weihe der neuen Eule-Orgel vor 20 Jahren um 10.30 Uhr eine Orgelmatinee mit anschließendem Sektempfang in der Erlöserkirche statt. Dekanatskantor Reiner Gaar wird einige Werke des damaligen Festprogramms spielen, frei nach dem Motto des für diesen Anlass entworfenen Plakates „Achtung, frisch gepfiffen!“, auf dem verschiedene pfeifende überregionale, regionale und örtliche Kirchenvertreter für das Konzert werben. Der Eintritt ist frei. Spenden für kirchenmusikalische Veranstaltungen sind erwünscht.