Gut Ding will Weile haben. Was lange währt, wird endlich gut. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. All die Sprichworte stehen dafür, dass Ideen, Vorschläge, dass Dinge reifen müssen, um gut zu werden. Insofern steht es um den von Alt-Oberbürgermeister Kurt Petzold vorgeschlagenen Lehr- und Wanderpfad durchs Höllental und hinauf zur Mainleite bestens. Petzold hat den Weg im Oktober 2010 angeregt, jetzt, nach fast zwei Jahren, gibt es den Lehrpfad zwar immer noch nicht. Aber er scheint auf der Zielgeraden.

Auf die Idee ist Kurt Petzold wegen der ungewöhnlich großen Zahl an natur-, landschafts- und geschichtsbezogenen Sehens-, Denk- und Merkwürdigkeiten in diesem Bereich gekommen. Beginnend am Weiher, dem Biotop im Höllental, zählte Petzold in seinem Vorschlag ans Rathaus zahlreiche markante Punkte auf, die er mit einem Lehr- und Wanderpfad zu verbinden empfahl.
Der rund acht Kilometer lange Weg führt an einer Vielzahl tatsächlich bemerkenswerter und nicht jedermann bekannten Objekten aus Gegenwart und Vergangenheit vorbei. Es ging allerdings ein wenig zäh voran. So zäh, dass Freunde Petzolds, konkret die Donnerstags-Waldläufer, in ihrer Kreativ-Werkstatt „Kurt-Petzold-Weg“-Markierungen bastelten und sie an einigen Stellen am geplanten Lehrpfad auch anbrachten. Ihre Botschaft war klar: Rathaus-Mühlen, mahlt mal ein klein wenig schneller.

Auch Stadtrat Edmund Hornung – von der CSU (!) – unternahm einen Vorstoß. Via Anfrage wollte er wissen, was denn aus der doch großartigen Idee des Genossen Petzold geworden ist. Hornung erfuhr von Wirtschafts- und Tourismusförderer Hans Schnabel: Man steht vor der Realisierung. Das war im März.
Ein wenig Weile braucht das Ding freilich noch. Aktueller Stand ist nämlich folgender: Der Lehr- und Wanderpfad war Ende April Thema im Tourismus-Zweckverband. Nach „intensiver Diskussion“ sprach sich das aus Stadt- und Landvertretern bestehende Gremium für den Weg aus, beschloss aber, sich mit – lediglich – 40 Prozent der Kosten von (brutto) rund 19 000 Euro zu beteiligen. So viel kosten Wegweisungen, die 14 Stations-Hinweistafeln mit Geschichte und Geschichten sowie ein Flyer. Die anderen 60 Prozent, schlug der Zweckverband vor, sollen sich Stadt Schweinfurt und Gemeinde Schonungen teilen.

Dieser Vorschlag aus folgenden Gründen. Petzold ist Privatmann, man wollte mit einer Gesamtübernahme keinen Präzedenzfall schaffen. Zweitens habe nur ein, nach Meinung der Verbandsräte doch recht hohes Angebot vorgelegen. Ein Vergleich sei nicht möglich gewesen. Und drittens: Neben der Stadt könne sich Schonungen auch deshalb beteiligen, weil einige Stationen sich auf ihrer Gemarkung befinden.
Ein Gesprächstermin von Stadt und Schonungen hat allerdings noch nicht stattgefunden, die Stadt hat aber signalisiert, dass man den Weg gut findet. Bürgermeister Stefan Rottman (Schonungen) sieht das genauso. Eine finanzielle Beteiligung kann er sich, wenn sie verhältnismäßig ist, „durchaus vorstellen“, den Gemeinderat will er aber einbinden. „Blockieren wollen wir das nicht“, sagte er.
Und Kurt Petzold? Er ist über die Fortschritte froh, dankt für die Unterstützung. Der Alt-OB nannte den sicher gut gemeinten Vorstoß der Donnerstags-Wanderer allerdings „ein wenig peinlich“, weil er einen nach ihm als Ideengeber benannten Petzold-Weg eben nicht will. Die Ausweitung auf Schonunger Gebiet sei im übrigen zunächst nicht geplant gewesen. Ex-Bürgermeister Kilian Hartmann habe sie angeregt, er habe das aufgegriffen.

Die Stationen im Zeitraffer: Nach dem Biotop (Tafel 1) im Höllental als Ausgangspunkt ist das Hexenbrünnle am Fuß des Brambergs unterhalb des Almrösl Station Nummer zwei. Der Weg führt weiter zu zwei historischen Grenzsteinen. Einer war Markierung des ehemaligen Gutes Deutschhof (3), der andere erinnert an die fürstbischöfliche Zeit (4). Hinweistafel fünf steht an einem der größten Speierlingsbäume weit und breit. Es geht weiter zu den Resten des Schindturms (6), des Beerhüterturms (7) oberhalb der Peterstirn. Bis zu zehn Weinbergswächter saßen in den letzten sieben Wochen vor der Ernte dort oben und bewachten die Weinbeeren vor Dieben, Beerhüter eben. Nächste Station Bismarckhöhe (8) auf der Mainleite, dann Ernst-Sachs-Eiche (9), Schloss Mainberg (10) und Ziegelhütte (11), der einstigen Ziegelei in Mainberg. Dann: Hain-Wald (12) und die Forstabteilung Dianenlust (13) mit dem ehemaligen Forsthaus (14) gleichen Namens.
Die Inhalte der Infotafel als Beispiel: Die Dianenlust oder Jägerhäusle wurde 1824 errichtet und nach der römischen Göttin der Jagd ernannt. Max Joseph, an den die Inschrift über der Eingangstüre erinnert, stammte aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher, er wurde 1799 Kurfürst, 1806 König von Bayern. Die Dianenlust diente als Stützpunkt für die Revierjäger, die in Hoppachshof ihren Standort hatten. Im Erdgeschoss wurden die Pferde eingestellt. Der Dachstuhl dient bis heute mehreren Fledermausarten als Tages- und Winterquartier. Fürwahr: Ein Lehr- und Wanderpfad eben.