An diesem Donnerstag, 11. August, eröffnet um 18 Uhr in der Gerolzhöfer Stadtbibliothek erstmals der Leseclub. Zweimal wöchentlich richtet sich dieses neue Angebot einer bundesweiten Initiative der Stiftung Lesen unter dem Motto "Mit Freu(n)den Lesen" an Kinder ab sechs Jahren. Finanziell unterstützt wird es vom Programm "Kultur macht Stark. Bündnisse für Bildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und lokalen Bündnispartnern. In diesem Fall kooperieren das Diakonische Werk Schweinfurt und die Stadt Gerolzhofen.
Dorina Anders managt für die Diakonie den Leseclub in Gerolzhofen. Im Interview erklärt sie, für wen der Leseclub vor allem da sein soll und was sich dahinter überhaupt verbirgt.
Frage: Was hat die Diakonie bewogen, einen Leseclub in Gerolzhofen zu eröffnen?
Dorina Anders: Wir haben im Rahmen der Diakonietätigkeit in Gerolzhofen ein gut funktionierendes Netzwerk und so Kontakt zu vielen benachteiligten Familien beziehungsweise zu Kindern aus Familien mit Fluchthintergrund. Hier die Lesefähigkeit und -freude zu fördern, war uns ein großes Anliegen, um die Chancengleichheit zu unterstützen.
Gibt es in der Umgebung weitere solche Angebote?
Anders: Weitere Leseclubs mit dem diakonischen Werk als Bündnispartner gibt es im Mehrgenerationenhaus der Stadt Schweinfurt sowie in Gochsheim und seit kurzem in Schonungen.
An wen richtet sich das Angebot in erster Linie?
Anders: In den Leseclubs geht es darum, bei Kindern erstes beziehungsweise neues Interesse an Büchern und Medien zu wecken und Lesefreude zu vermitteln. Eine stabile Lesemotivation ist dabei die Grundlage einer guten Lesekompetenz. Mit dem Angebot sollen insbesondere bildungsbenachteiligte Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren erreicht werden.
Wie läuft ein Leseclub-Termin ab? Was passiert da?
Anders: Die Leseclubs können ganz unterschiedlich gestaltet werden. Im Vordergrund steht, dass die Kinder sich in einer freizeitorientierten Atmosphäre treffen. In den Leseclubs wird gemeinsam gelesen, gespielt und mit Medien viele kreative Dinge ausprobiert. Dabei können Medien, beispielsweise Onilo – ein Leselernportal, das animierte Bilderbücher, sogenannte Boardstories anbietet – oder das japanische Erzähltheater Kamishibai, aber natürlich auch ganz klassisch Bücher und Zeitschriften zum Einsatz kommen.

Ist Lesen nicht eher eine Privatsache? Weshalb sollen Kinder also in der Gruppe lesen?
Anders: Das gemeinsame Lesen in der Gruppe kann viele Vorteile mit sich bringen. In einer durch die Betreuenden unterstützten sicheren Umgebung können die Kinder ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Dadurch wird den Kindern Freude am Lesen ermöglicht. Die Kinder können sich selbst am Vorlesen erproben, aber auch zuhören, wenn andere Kinder oder die Betreuenden vorlesen. Gemeinsam wird über die Geschichte gesprochen, so dass es gefördert wird, sich in die Geschichte und die Protagonisten hineinzuversetzen. Durch die Kombination mit Spielen, Bastelaktionen und anderem Spaß, kann Freude und Motivation am Lesen gestärkt werden. Ziel ist es, dass die Kinder diese Motivation mit nach Hause nehmen können und auch zuhause mit Freude lesen. Die Betreuenden der Leseclubs können den Eltern Anregungen geben, wie diese ihre Kinder diesbezüglich unterstützen können.
Welche Ziele sind mit dem Angebot verbunden?
Anders: Leseclubs sollen die Schlüsselkompetenz Lesen fördern und die Lesemotivation steigern. Weitere Ziele sind die Förderung von Medienkompetenz, die Unterstützung der Persönlichkeitsbildung, etwa durch Förderung sozialer Kompetenzen sowie die Verbesserung der Bildungschancen bildungsbenachteiligter Zielgruppen. Zudem soll ehrenamtliches Engagement aktiviert und professionalisiert werden.
Worauf kommt es an, dass eine Leseclub gut läuft?
Anders: Damit die Kinder entsprechend gefördert werden und die genannten Ziele erreicht werden können, sollten die Kinder regelmäßig an den Leseclub-Treffen teilnehmen. Wichtig ist außerdem, dass die ehrenamtlichen Betreuenden geschult und professionell begleitet werden, so dass diese die Kinder in einer angenehmen Atmosphäre angemessen begleiten und fördern können. Die Stiftung Lesen bietet auch kostenlose Webinare an mit vielen Aktionsideen zu aktuellen Trends der Leseförderung und Weiterbildungen zu spannenden Themen der Leseförderung bei Kindern.
Wer betreut denn die Teilnehmer des Leseclubs?
Anders: Die Leseclubs werden von ehrenamtlich Engagierten geplant und durchgeführt. Für unseren Club in Gerolzhofen suchen wir übrigens noch Ehrenamtliche. Diese erhalten dafür eine halbjährliche Aufwandsentschädigung von fünf Euro pro Stunde durch die Stiftung Lesen. Als hauptamtliche Mitarbeiterin der Sozialen Dienste der Diakonie Schweinfurt stehe ich den Freiwilligen als Ansprechpartnerin zur Seite. Die Betreuenden werden von mir vor Ort eingeführt und begleitet. Durch Treffen im Team haben die Engagierten die Möglichkeit, gemeinsam zu reflektieren und sich gegenseitig auszutauschen.
Welche Voraussetzungen sollen die Ehrenamtlichen mitbringen? Gibt es Ausschlusskriterien?
Anders: Sie sollten Freude am Umgang mit Kindern haben und motiviert sein, sich gemeinsam mit den Kindern auf spielerische und freudige Art dem Lesen zu nähern, oder einfach nur gerne vorlesen. Bereits junge Leute ab 16 Jahren können sich ehrenamtlich im Leseclub engagieren. Die Interessierten werden zu Beginn gebeten, ein erweitertes Führungszeugnis vorzulegen. Um dieses kostenlos zu erhalten, bekommen sie eine Bestätigung, dass sie das Führungszeugnis im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beim Diakonischen Werk Schweinfurt benötigen.
Welcher Zeitaufwand ist einzuplanen?
Anders: Die Ehrenamtlichen sollten etwa zwei bis vier Stunden in der Woche einplanen, aber auch Leute, die sich mit weniger Zeitaufwand engagieren möchten, sind herzlich willkommen, ein Teil des Teams zu werden.
Was bieten Sie interessierten Helferinnen und Helfern an, um sich auf die Aufgaben vorzubereiten?
Anders: Bevor die Interessierten in den Leseclub einsteigen, findet ein Kennenlerngespräch statt. In diesem erhalten die Helferinnen und Helfer Informationen zum Ehrenamt, gegenseitige Vorstellungen und Erwartungen werden ausgetauscht und die Interessierten können Fragen stellen. Zu Beginn besteht außerdem die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Betreuenden den Leseclub durchzuführen. So erhalten die neuen Helfer Einblicke, wie ein Leseclub aussehen kann. Außerdem stehe ich den Freiwilligen bei der Planung und Reflexion der Leseclubs zum Austausch zur Verfügung.
Welche Literatur eignet sich am besten für den Leseclub?
Anders: Mit Geld der Stiftung Lesen konnten viele Bücher und andere Medien organisiert werden. Durch die große Auswahl an Büchern haben die Betreuenden die Möglichkeit, altersgerechte Bücher herauszusuchen und die Thematiken an den Interessen der Kinder zu orientieren. Dabei wird die Literatur selbstverständlich dem Alter entsprechend ausgewählt.
Leseclub-Termine in den Ferien und KontaktFür die Auftaktveranstaltung des Leseclubs in der Stadtbibliothek Gerolzhofen am 11. August um 18 Uhr wird um eine Anmeldung per E-Mail an anders.dorina@diakonie-schweinfurt.de gebeten.In den restlichen Sommerferien-Wochen sind bereits folgende Leseclub-Veranstaltungen angekündigt; weitere Termine sind in Planung:- "Evi und der Regengeist": eine Leseclub-Veranstaltung rund um das Element Wasser am Donnerstag, 18. August, von 16 bis 17 Uhr.- Piratengeschichten – Piratenabenteuer im Leseclub: am Donnerstag, 25. August, von 15 bis 16 Uhr.- Feuer – Fluch oder Segen?: eine Veranstaltung rund um das Element Feuer am Donnerstag, 1. September, von 16 bis 17 Uhr.- Piratengeschichten 2 – weitere Piratenabenteuer im Leseclub: am Donnerstag, 8. September, von 15 bis 16 Uhr.Weitere Informationen sowie die Anmeldung zu den Veranstaltungen ist im Ferienprogramm Gerolzhofen zu finden, im Internet unter www.gerolzhofen.feripro.deKontakt bei Interesse oder Fragen zum Leseclub: Dorina Anders, E-Mail: anders.dorina@diakonie-schweinfurt.de, Telefon (0162) 7915757Quelle: mim