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Ettleben: Neues Hilfsprojekt für Afrika: Solarstrom und ein Brunnen sollen das Leben in einem Frauendorf in Kenia erleichtern

Ettleben

Neues Hilfsprojekt für Afrika: Solarstrom und ein Brunnen sollen das Leben in einem Frauendorf in Kenia erleichtern

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    Einfach, aber selbst gebaut sind die Hütten der Bewohnerinnen des Frauendorfs Unity in Kenia. Aber es fehlen Strom und Wasser.
    Einfach, aber selbst gebaut sind die Hütten der Bewohnerinnen des Frauendorfs Unity in Kenia. Aber es fehlen Strom und Wasser. Foto: Hanna Full

    Fürs Reisen und für anderen Kulturen begeistert sich Hanna Full schon immer. Die junge Frau aus Ettleben radelte schon um die halbe Welt und sammelte dabei Spenden für Fahrräder für Afrika. Jetzt startet die Wirtschaftsingenieurin voller Elan ein besonderes Hilfsprojekt: Sie geht ab Januar für sechs Monate in ein Sabbatical, um in einem reinen Frauendorf in Kenia ein Solar- und Wassersystem zu errichten. Dafür braucht ihr Projekt "greentech4impact" noch Spenden.

    Neugierig sein und interessiert am Leben der Menschen in anderen Ländern: Das ist für Hanna Full der Antrieb für ihr Hilfsprojekt. Und: "Den Frauen zu helfen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, aber auf Augenhöhe und nur mit ihnen zusammen die Grundlagen für ein besseres Leben zu schaffen", erklärt sie.

    Hanna Full: "Man kann mit wenig so viel erreichen"

    Wobei so ein Projekt nur mit einem lokalen Team vor Ort funktioniert, weiß die 32-Jährige. Blauäugig begibt sie sich nicht in ihr Sabbatical, unterstreicht sie. Aber voller Elan und Optimismus. "Man kann mit wenig so viel erreichen", ist sie überzeugt.

    Das Wasser, das die Samburu-Frauen aus dem Fluss holen, ist dreckig und voller Keime.
    Das Wasser, das die Samburu-Frauen aus dem Fluss holen, ist dreckig und voller Keime. Foto: Hanna Full

    Das bewies sie schon, als sie nach ihrem Wirtschaftsingenieur-Studium an der FHWS in Schweinfurt auf ihrer Radreise 4000 Euro an Spenden sammelte, mit denen 130 einfache, robuste Fahrräder für Malawi angeschafft wurden. Damit können Mädchen zur Schule gelangen, damit können Frauen leichter Wasser von der Wasserstelle transportieren.

    Afrika liegt der agilen, blonden Frau am Herzen. In Südafrika, in Kapstadt, schrieb sie bei einer deutschen Firma ihre Diplomarbeit. Nach Kenia reiste sie in ihrem Urlaub Anfang des Jahres und besuchte dort spontan das Frauendorf "Unity". Seit 2012 gibt es die einfachen, selbst gebauten Hütten, in denen heute 23 Samburu-Frauen und ihre Kinder leben. Männer dürfen dort nicht wohnen.

    Die Frauen haben keine Rechte

    In der Kultur der Samburu, verwandt mit den Massai, haben Frauen keine Rechte, weiß Hanna Full. Sie dürfen keinen eigenen Besitz habe, Mädchen dürfen nicht zur Schule, werden schon früh zwangsverheiratet, erleben Genitalverstümmelung und ertragen von ihren Männern häusliche Gewalt.

    Bei ihrem Besuch im Frauendorf Unity in Kenia durfte Hanna Full (Dritte von links) aus Ettleben die traditionelle Kleidung der Samburu anziehen.
    Bei ihrem Besuch im Frauendorf Unity in Kenia durfte Hanna Full (Dritte von links) aus Ettleben die traditionelle Kleidung der Samburu anziehen. Foto: Hanna Full

    Dieser Benachteiligung entflohen schon 1990 einige Samburu-Frauen. Sie bauten das Dorf Umoja, etwa 380 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi, nur für Frauen auf. Weil es stetig wuchs, wurde gut 20 Jahre später in der Nähe ein weiteres Dorf, eben "Unity", gegründet.

    Bei ihrem Besuch erlebte Hanna Full, wie schwierig das Leben dort ist, wie die Frauen den Unterhalt für sich und ihre Kinder erwirtschaften, daneben fürs Essen und die Erziehung sorgen müssen. "Sie wollen alle, dass die Kinder in die Schule gehen", weiß Hanna. Aber das Schulgeld dafür muss auch verdient werden.

    Perlenflechterei sorgt für Einnahmen

    Vor allem ihre kunstvolle Handarbeit, ihre Perlenflechterei, versuchen die Frauen an Touristen zu verkaufen, die den nahen Samburu-Nationalpark besuchen. Wobei der Erlös immer für das ganze Dorf bestimmt ist. "Sie unterstützen sich gegenseitig, weil sie das Leben alleine nicht bewältigen könnten. Nur mit diesem Zusammenhalt ist das möglich", hat Hanna Full erfahren.

    Kunstvolle Figuren und Schmuck aus Glasperlen fertigen die Bewohnerinnen des Samburu-Frauendorfs an.
    Kunstvolle Figuren und Schmuck aus Glasperlen fertigen die Bewohnerinnen des Samburu-Frauendorfs an. Foto: Hanna Full

    Weil es keinen Strom und kein Licht im Dorf gibt, endet der Tag im Unity-Village mit dem Sonnenuntergang. Arbeiten, gemeinsam essen oder einfach beisammen sein ist nicht möglich.

    Zuerst war es "nur Spinnerei" von Hanna und einer jungen, englisch sprechenden Frau aus dem Dorf, Sandra Lelemoyog, dass man das ändern könnte. Zumal Hanna Full in Berlin bei der Firma GP Joule Erneuerbare-Energien-Konzepte erstellt und umsetzt. Und Sandra, die unter der Woche ein College besucht, gemeinsam mit den Frauen schnelle Verbesserungen sucht. Aber erst die zufällige Begegnung mit Jill Kombo, die seit über 20 Jahren Wohltätigkeitsprojekte in ganz Ostafrika durchführt und vor Ort ein lokales Team hat, ließ aus der bloßen Idee ein handfestes Projekt werden.

    Die Frauen kochen noch auf offenem Feuer

    Geplant ist nun, mit Solarmodulen Strom zu erzeugen, um zunächst eine Gemeinschaftshütte wenigstens mit Licht, Kühlschrank und Laptop mit Internetzugang auszustatten. Danach sollen auch die einzelnen Hütten mit Elektrizität versorgt werden. "Aktuell kochen die Frauen auf offenem Feuer in den Hütten", erzählt Hanna Full. Was nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch gefährlich ist.

    Die Samburu-Frauen im Frauendorf Unity setzen auf das von Hanna Full initiierte Solarstrom- und Wasserprojekt. Mit im Boot sind vor Ort Sandra Lelemoyog (zweite von links) und Jill Kombo (sechste von links).
    Die Samburu-Frauen im Frauendorf Unity setzen auf das von Hanna Full initiierte Solarstrom- und Wasserprojekt. Mit im Boot sind vor Ort Sandra Lelemoyog (zweite von links) und Jill Kombo (sechste von links). Foto: Hanna Full

    Problematisch ist auch die Versorgung mit Wasser. Das holen die Frauen mühsam aus dem etwa ein Kilometer entfernten Ewaso Ngiro Fluss. Dreck, Krankheitskeime und gelegentlich auch Krokodile erschweren die Versorgung, weshalb die Idee geboren wurde, mit Solarenergie einen Brunnen zu bohren und zu betreiben.

    Hanna Full weiß, dass noch einige Hürden zu nehmen sind, dass sie 30.000 Euro sammeln muss. Aber sie geht strukturiert an das Projekt heran, hat mit ihren Mitstreiterinnen eine Fundraising-Kampagne gestartet und gründet aktuell einen Verein als Träger des Projekts. "Ich bin zuversichtlich, dass wir etwas Gutes auf die Beine stellen". Weitere Infos über die Homepage: https://greentech4impact.com

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