Mit Bollerwagen, Kisten voller Spielsachen und ihren Matschhosen verließen Ende Oktober die Ettlebener Kindergartenkinder ihr altes Domizil in der Mühlstraße. Den eigentlichen Umzug ins neugebaute, großzügige Haus am Riedleinweg bewältigten allerdings ihre Eltern und das Personal.
Einig sind sich Kleine und Große, dass ihnen die Gemeinde Werneck für fast vier Millionen Euro ein spannendes und anregendes Kinderhaus geschaffen hat. Die Entscheidung für einen Kindergarten-Neubau im knapp 1000 Einwohner zählenden Gemeindeteil Ettleben sei damals klar gewesen, sagt Bürgermeister Sebastian Hauck. Schließlich war das alte Gebäude der katholischen Kirchenstiftung in die Jahre gekommen. Und angesichts zunehmender Kinderzahlen auch zu klein.
35 Kinder wurden dort zuletzt in 1,5 Gruppen betreut. Das neue Haus bietet Platz für 80 Kinder. Die beiden Regelgruppen mit je 28 Kindern werden ab dem nächsten Kindergartenjahr voll sein, sagt Kita-Leiter Yanik Berberich, die zweite Krippengruppe – je zwölf Kinder – wird wohl im kommenden März öffnen.
Nach 18 Monaten Bauzeit läuft nun seit dem 2. November der Betrieb im neuen Haus. Auch wenn aktuell noch einige Ausstattung fehlt, besticht das eingeschossige, L-förmige Gebäude mit 1000 Quadratmeter Nutzfläche durch seine Weite, seine kreativen Holz-Möbel und Spieltürme und nicht zuletzt in seiner Mitte durch den "Marktplatz" samt Bühne als Treffpunkt. Für Veranstaltungen kann ein großer Mehrzweckraum dazu geöffnet werden. Auch die offene Cafeteria mit einer pädagogischen Küche erweitert den freien Raum.
Breite Spielflure ermöglichen Bewegung
Er ist Teil des offenes Konzepts, das den neuen Kindergarten Sankt Michael prägt und das die Gruppen in der Freispielzeit auflöst, erklärt Berberich. Breite Spielflure ermöglichen Bewegung und Kreativität, Rollen- und Verkleidungsspiele. Thematische Räume bieten Möglichkeiten zum Bauen, es gibt ein Trockenatelier mit Kreativbereich, Leseecke und Rückzugsbereich, ein Nassatelier zum Malen, eine Werkstatt und zwei Zusatzräume.
"Der Inklusionsgedanke mit dem Schwerpunkt der sprachlichen Entwicklung ist hier eingeflossen", erläutert Architekt Benedikt Gerber. In den Zusatzräumen können externe Logopäden oder Ergotherapeuten ins Haus kommen, hier können die Vorschulkinder besonders betreut werden oder auch Eltern sich aufhalten.
Während die Gemeinde Werneck als Bauherr auch das Mobiliar mitfinanziert, sorgt der Träger des Kindergartens, der St. Johannisverein, vor allem für Spielsachen im Krippenbereich, aber auch für viele weitere Utensilien, etwa Verbandsmaterial. "Die Krippengruppen gab es ja vorher so nicht", erklärt Berberich.

Aus allen Räumen kann ebenerdig der Außenbereich betreten werden. Der Hauptzugang ist allerdings vom "Marktplatz" in der Mitte des L-Gelenks aus. Aktuell sind die Landschaftsgärtner eifrig an den Arbeiten der Außenanlagen. Gelände wird modelliert, Wege werden gepflastert, große Spielgeräte aufgestellt.
Teile des weitläufigen Geländes am südlichen Ortsrand lagen in der "faktischen" Überschwemmungszone der Wern, gemessen an einem 100-jährigen Hochwasser. Weshalb das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt ursprünglich Bedenken gegen den Standort angemeldet hatten. Das Gelände wurde aufgefüllt, so dass es 70 Zentimeter über dem theoretischen Pegel eines Hochwassers liegt, erklärt der Architekt. Zudem musste das Gebäude aufwändig mit einer Pfahlgründung versehen werden, sagt der Bürgermeister.
Photovoltaikanlage und Dachbegrünung
Das hochgedämmte Haus nach KfW40-Standard wird von einer Photovoltaikanlage auf der Hälfte des Daches – die andere Hälfte ist begrünt – mit Strom versorgt. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe heizt über eine Fußbodenheizung das Gebäude.
Mit 3,98 Millionen Euro liegen die Baukosten circa 280.000 Euro über den veranschlagten Kosten. Geschuldet sei dies zum einen einer Preissteigerung von 3,1 Prozent, so Gerber, aber auch Mehrausgaben für ein größeres Freigelände und für zusätzliche werthaltige Möbel. "Wir sind insgesamt super durchgekommen", freut sich der Architekt. An staatlichen Fördermitteln erwartet die Gemeinde etwa 1,7 Millionen Euro.
Wenn die Außenanlagen im nächsten Jahr fertig sind, soll der neue Kindergarten mit einem Fest und einem Tag der offenen Tür eingeweiht werden.