Sie sind politisch im Aufwind die Grünen, das war beim Neujahrsempfang deutlich zu spüren. Nicht nur die Musik der Isabellas war energisch und beschwingt, auch die Besucher waren es. Vor allem der gerne gesehene Stargast der Schweinfurter Grünen, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, wurde immer wieder von begeistert applaudierender Zustimmung unterbrochen.
"Die Erde brennt", erinnerte Roth – und die Erde ist damit nicht allein, auch sie selbst hielt eine Brandrede. Feurig setzte sie sich für die Werte der Grünen ein, denen selbst die CSU nach den Wahlerfolgen der letzten Zeit "auf Augenhöhe" begegnen müsse. Wenn die Bilder aus Australien wie ein ökologisches Inferno wirkten, müsse man sich klar machen, dass sie radikale Realität für Tausende von Menschen seien. Gleichzeitig hätten 400 000 Menschen in Indonesien durch dramatische Überschwemmungen alles verloren. In Brasilien lasse Präsident Jair Bolsonaro den Amazonas abbrennen, "um Platz zu schaffen für seine und unsere Monokulturen". Unter der Klimakrise leide vor allem der globale Süden, also die Menschen, die nicht zum Klimawandel beigetragen haben. "Den Widerspruch gegen falsche Politik sind wir den Menschen schuldig", rief Roth ihren Zuhörern zu.
Weiter ging es mit den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Wenn der Präsident der USA, Donald Trump, dem Iran mit der Vernichtung von 52 Kultstätten drohe, dann sei das ein Kriegsverbrechen. "Wo sind wir angekommen und wo ist eigentlich das gemeinsame und starke Europa?", fragte Roth. Deutschland habe 2019 die Ausfuhr von mehr Rüstungsgütern denn je genehmigt, sie gingen unter anderem an die Türkei und Saudi-Arabien. "Länder, die die Welt noch mehr zum Brennen bringen."
Plädoyer für mehr Menschlichkeit
Aber "auch unser Land ist leicht entflammbar", warnte Roth. Wenn Politiker, Kirchenmänner, Künstler bedroht und beschimpft würden, wenn Rassismus und Sexismus wieder trauriger Alltag würden und die Pressefreiheit in Gefahr sei, dann "geht da doch etwas in die ganz falsche Richtung". Ihr ganz persönliche Bitte an Innenminister Seehofer lautete: "Lassen sie uns wenigstens die Kinder aus den Flüchtlingsunterkünften in Griechenland holen.".In Deutschland hätten sich Städte und Bundesländer bereit erklärt, diese aufzunehmen und es sei doch eine urchristliche Forderung Kinder zu schützen und Menschen nicht im Mittelmeer ertrinken zu lassen.

Roths Versprechen: "Wir geben nicht klein bei, auch nicht aus Angst vor der Hetze der AFD oder der Bildzeitung." Die grünen Werte "ökologisch, sozial, gewaltfrei und basisdemokratisch" seien aktueller denn je. Und gerade dafür brauche es grüne Kommunalpolitiker, weil hier "die da oben" die Nachbarn seien. Für diese Kommunalpolitik sprachen Johannes Weiß, Bürgermeisterkandidat in Werneck, der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach und der Oberbürgermeisterkandidat Holger Laschka.
Die Grünen in Stadt und Landkreis bewerben sich um insgesamt 169 Mandate, berichtete Weiß. Er hofft, dass das Ziel von 30 erreichten Mandaten bei weitem übertroffen wird.
OB-Kandidat Holger Laschka fordert energisches Handeln
Seit 14 Monaten sitzt Knoblach im Landtag. Auch er berichtet vom Aufwind der Grünen. Nicht nur in Kreis und im Bezirk habe man einen enormen Mitgliederzuwachs gehabt, schon im Herbst wurde das 15 000 Mitglied in Bayern begrüßt. Er betonte: "Klima, Umwelt und Artenschutz werden in den Rathäusern entschieden." Holger Laschka ging in seiner "Oberbürgermeisterrede", so Roth, auf seine Ziele für Schweinfurt ein. "Wir wissen, dass die Seifenblase, dass gutes Leben auf materiellem Wohlstand beruht, platzt", mahnte er. Es brauche ein energisches Handeln gegen die Erderwärmung, Städte müssten klimafest gemacht und dabei die Stadtgesellschaft zusammengehalten werden. Sein grünes Programm für Schweinfurt sieht unter anderem einen besseren ÖPNV mit "Ringbahntour" und durchaus auch einer Tram vor. Dazu will er sichere Fuß- und Radwege und ein Sharing-System für Räder und Autos. Es sei beschämend, dass das kleine Haßfurt der Hochschulstadt Schweinfurt zeige, was Energiewende sei. Aber dort sei das eben politisch gewollt, betonte Laschka, der "Schweinfurt mutig voranbringen" will.