Volkstrauertag: Der Umgang mit dem Thema Krieg, Massensterben, Völkermord und Vertreibung ist für die Bundesrepublik schon lange ein schwieriger Balanceakt: Am Ostlandkreuz in Werneck, wo traditionell der Landkreis der Toten aller Kriege gedenkt, überwog auch 2012 wieder die ältere Bevölkerung.
„Wir wissen nicht, wo alle starben“, hieß es in einem Gedicht des Schweinfurter DJO-Kreises „Eichendorff“, die „Deutsche Jugend des Ostens“ gedachte nicht zuletzt der Heimatvertriebenen. Unter den Ehrengästen, die Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl begrüßte, befand sich neben Peter Krier, Kreisvorsitzender des Bund der Vertriebenen, und Vize-Landrat Paul Heuler auch Johann Böhm, bayerischer Landtagspräsident 1994 bis 2003.
Böhm wollte angesichts des 1919, nach dem Ersten Weltkrieg begründeten Volkstrauertag, der dann von den Nazis, vor dem noch grausameren Zweiten Weltkrieg, zum Heldengedenktag umstilisiert wurde, kein Pathos, „das gut klingt, aber schnell wieder verhallt“. Angesicht der vielen zivilen Opfer etwa des Luftkriegs verbiete sich das von selbst. Der CSU-Politiker mit tschechischen Wurzeln erinnerte an die Mahnung des kriegsversehrten Wolfgang Borchert, wonach die Menschen unter der Erde alle gleich werden: egal, ob sie sich mit Kugeln, Bomben oder Bakterien töten.
„Einen Wettkampf kann man gewinnen, einen Krieg nicht“, so Böhm mit Blick auf aktuelle Schlachten in Syrien, Israel und Palästina. „Die Frage des Friedens ist keine Frage an die Welt, sondern an jeden einzelnen von uns“, zitierte er Karl Jaspers, erinnerte an den kleinen sächsisch-angelsächsischen Weihnachtsfrieden 1914, im Schützengraben von Ypern, an Astrid Lindgrens Appell zu Gewaltverzicht bereits in der Familie.
Der Volkstrauertag sei damit nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch ein Tag der Verantwortung. Zu den Klängen von „Ich hatt' einen Kameraden“ der Bläserphilharmonie dann die Kranzniederlegung.
BdV-Kreisvorsitzender Krier verwies besonders auf Europas gemeinsame Verpflichtung zum Frieden. Den weiteren musikalischen Rahmen bot der Chor „Klangfarben“ aus Zeuzleben, die Reservistenkameradschaft Eckartshausen stellte die Ehrenwache – deren Vorsitzender Jürgen Kiesel sammelte persönlich für die Kriegsgräber.