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SCHWEINFURT: Nie mehr Alkohol – oder doch?

SCHWEINFURT

Nie mehr Alkohol – oder doch?

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    Wieder „ganz normal” Alkohol genießen und dabei nie die Kontrolle verlieren. Das wünschen sich viele Menschen, die vielleicht schon das eine oder andere Mal die Erfahrung gemacht haben, wie es ist, beim Alkoholkonsum deutlich über die Stränge geschlagen zu haben. Beim Kurs „Kontrolliertes Trinken” soll den Teilnehmern dabei geholfen werden.
    Wieder „ganz normal” Alkohol genießen und dabei nie die Kontrolle verlieren. Das wünschen sich viele Menschen, die vielleicht schon das eine oder andere Mal die Erfahrung gemacht haben, wie es ist, beim Alkoholkonsum deutlich über die Stränge geschlagen zu haben. Beim Kurs „Kontrolliertes Trinken” soll den Teilnehmern dabei geholfen werden. Foto: Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

    Probleme mit dem Alkohol und deshalb kontrolliert trinken nach Stundenplan oder gemäß den Eintragungen im persönlichen Trink-Tagebuch – geht das?.

    Verantwortliche und Mitglieder der bekannten Selbsthilfegruppen für Alkoholkranke werden das wohl auch aus langjähriger Erfahrung mit einem kategorischen „Nein“ beantworten, denn sobald der Alkoholkonsum zum sich selbst eingestandenen Problem geworden ist, gibt es keine Alternative zum „trocken werden“, führt kein Weg daran vorbei lebenslang auf Alkohol zu verzichten. „Trocken oder Tod“, so die drastische, aber oft berechtigte Formel für ein Leben mit der Sucht, die zwar „trockengelegt“, aber nicht geheilt werden kann.

    Bei „Plan B e.V.“ in Schweinfurt, einem Verein, der nicht nur betreutes Wohnen anbietet, sondern der es sich auch zur Aufgabe gemacht hat, die Lebenssituation von Menschen mit psychischer Erkrankung oder Persönlichkeitsstörung zu verbessern, will man neue Wege gehen und Betroffenen, die für sich selbst attestiert haben, dass ihr Alkoholkonsum grenzwertig oder problematisch ist, ein Stück Kontrolle zurückgeben.

    Wenn der völlige Verzicht keine Option ist

    „Es gibt viele Menschen, die meinen von sich selbst oder wurden durch ihr Umfeld darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu viel trinken, für die aber der völlige Verzicht auf Alkohol nicht das Ziel ist“, so Armin Dietz, Ergotherapeut bei „Plan B“. Diesen Leuten wolle man mit dem Programm „Kontrolliertes Trinken (KT) – Selbstkontrolle des eigenen Alkoholkonsums“ eine Alternative zur Abstinenz bieten.

    „Den Konsum gezielt und systematisch zu reduzieren“, ist das Ziel. Ein Ziel, das in zehn Schritten, sprich durch Teilnahme an zehn Gruppenabenden erreichbar sein soll. Grundlage ist eine Bilanz des bisherigen Alkoholkonsums bis hin zur Festlegung des künftigen Trinkverhaltens. Dazwischen lernen die Teilnehmer Strategien, Situationen und Belastungen, die bisher mit Alkohol verbunden waren, künftig ohne oder mit weniger durchzustehen.

    Eigenverantwortung, Struktur und Disziplin

    Kontrolliertes Trinken lernen bedeutet Eigenverantwortung, Struktur und Disziplin in den eigenen Alkoholkonsum zu bringen. Dabei helfen soll ein „Trink-Tagebuch“, in dem der Betroffene im voraus plant und festhält, wie viel Alkohol er zum Beispiel am Wochenende zu trinken gedenkt. Verbunden sind diese Trink-Einträge mit Limits für die Tages-Höchstmenge und Raum für Notizen, in dem die Auslöser und Gefühle vor und beim Trinken festgehalten werden können.

    „Wann will ich trinken, in welchen Situationen muss ich aufpassen, wie kann ich die Gründe für meinen Alkoholkonsum besser verstehen lernen?“. Solche Dinge, so Karin Schramm, Sozialpädagogin bei „Plan B“, könne man durch das Programm lernen. Auf Initiative und unter Federführung von Professor Dr. Joachim Körkel wurde 1999 erstmals das „ambulante Gruppenprogramm zum kontrollierten Trinken“ in Nürnberg durchgeführt. Seither wird es vor allem in Österreich und der Schweiz und in vielen Städten Deutschlands – und nun auch in Schweinfurt – angeboten. Die Kursleiter, so wie Karin Schramm und Armin Dietz, haben sich für die Anleitung und Betreuung solcher KT-Gruppen in einer Fortbildung bei der GK-Quest Akademie in Heidelberg qualifiziert.

    Wer gelernt hat, kontrolliert zu trinken, notfalls auch mal ein „Besäufnis“ im Vorfeld selbst zu planen, so dass es „terminlich passt“ der hält das Heft des Handelns selbst in der Hand, so das hehre Ziel des Programms. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Gruppe und der Wille sich im Hinblick auf den eigenen Alkoholkonsum nicht in die Tasche zu lügen. Wohl auch deshalb ist den Gruppenabenden laut Broschüre eine Diagnostik vorgeschaltet, mittels der abgeklärt wird, ob eine Teilnahme möglich und sinnvoll ist. Jemand, der seit Jahren trocken lebt und dem es damit gut geht, wird sich also kaum „in Gefahr“ begeben erneut mit seiner Sucht zu experimentieren.

    Weitere Informationen zum Programm und zu den Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung der Krankenkassen Tel. (0 97 21) 675 78 62 oder plan-b-ev@t-online.de

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