Auch Niederwerrn sattelt nun die Pferde: Nach längerem Hin und Her im Gemeinderat beschloss dieser auf einer Sondersitzung, einen Zweckverband zur Konversion der Conn Barracks anzustreben, zusammen mit Stadt, Landkreis und Geldersheim – vorbehaltlich der Vorlage einer Verbandssatzung. Dies wurde einstimmig in einer (zuletzt nichtöffentlichen) Sitzung beschlossen.
Vorausgegangen war bei der letzten Tagung der mehrheitliche Wunsch nach einem reinen Planungsverband, gefolgt von einer Besprechung auf Fraktionsebene. Bürgermeister Peter Seifert drängte zum Aufbruch: „Einer der großen Schweinfurter Konzerne sieht dringenden Handlungsbedarf“ – auf etwa 35 Hektar könnte auf der Konversionsfläche ein Logistikzentrum entstehen, mit etwa 500 Arbeitsplätzen, Bauzeit 2015 bis 2017. Das noch freie Gelände im Maintal scheidet aus immissionsschutzrechtlichen Gründen aus. An der Wern hätte man mehr Spielraum, plus Gleis- und Autobahnanbindung. Standort-Konkurrenz droht in Bamberg und Erfurt.
Zwei Experten, Regierungsdirektorin Gabriele Frühwald vom Landratsamt, sowie Hans Schnabel, Konversionsbeauftragter der Stadt, rührten die Werbetrommel. Der Konversionsstab im LRA brauche einen gesetzlichen Auftrag, so Grünwald, dafür einen Zweckverband. Der Landkreis könne theoretisch zwar auch Mitglied in einem bloßen Planungsverband werden. In diesem Fall gehe es aber um kein Kreisprojekt in den Conn Barracks, somit wäre rechtlich eine Mitgliedschaft nicht möglich (wie von den Gemeinderäten Wolf-Dietrich Lang und Thomas Wohlfahrt prognostiziert). Bis Ende September soll ein „Obergutachten“ zur Altlastenproblematik vorliegen.
Ansonsten gebe es bei den Kosten keine belastbaren Zahlen. Mitte September werde auf Kreisebene ein Beschluss zum Zweckverband gefasst, der Satzungsentwurf sei bei der Regierung bereits gebilligt worden.
Schweinfurts oberster Stadtplaner und Wirtschaftsförderer Schnabel lieferte Details und einen ersten Zeitplan: Schon bis Ende 2013 wollen sich die Amerikaner von den Freiflächen in die sogenannte „Wagenburg“, den bebauten Kern des Areals, zurückziehen: damit sind im Außenbereich Altlastensondierungen möglich. „Dass wir Altlasten haben werden, das steht jetzt schon fest“, so Schnabel. Im Herbst soll die Verbandsgründung erfolgen, bis Jahresende eine „klare Vereinbarung“ mit dem Erstinvestor, gefolgt von einer Bauleitplanung. Für die Altlastensanierung im ersten Baugebiet werden anderthalb Jahre veranschlagt. 2015 soll dann gebaut werden. Der Verband selbst umfasst vier Mitglieder mit 25 Prozent Stimmenanteil, die Geschäftsführung soll im Landratsamt liegen. Wahrgenommen werden hoheitliche Aufgaben bei Bau- und Steuerrecht. Zur Grundstücksveräußerung könnte es eine Vermarktungsgesellschaft geben (ohne Kreisbeteiligung): Hier fordert die Stadt mindestens 50 Prozent Anteil. Diese GmbH würde nötige Investitionen übernehmen und mit Krediten, Gebühren sowie Steuern gegenfinanzieren.
„60 bis 80 Millionen Euro werden ausgegeben, die der Zweckverband hoffentlich wieder einnimmt“, so Schnabels Langzeit-Erwartung. In einer ersten Kalkulation präsentierte er unterschiedliche Szenarien mit rein kaufmännisch gedachten Zahlen. Bei einem Ankauf des Areals von der Bundesverwaltung für zehn Euro pro Quadratmeter würde dies zunächst einen Wert von 22,6 Millionen Euro bedeuten. Weiterverkauft werden könnte dann für Quadratmeterpreise für 50 oder 60 Euro. Je nach Altlastenproblematik und Folgekosten würden die Kommunen damit 3,9 bis 25,2 Millionen Euro einnehmen, als Rechenbeispiele.
Sicher ist: „Kosten von mehr als 50 Millionen Euro (bei der Altlastenentsorgung) werden wir alle nicht überleben“, sagte Schnabel. Entsprechend müsse es eine Rücktrittsklausel im Kaufvertrag geben: wobei die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) reichlich Flächenbesitz und entsprechend Interesse an einer schnellen Abwicklung habe. „Die BImA versucht, die Altlastenproblematik abzuwälzen“, warnte zugleich Gabriele Frühwald. Etwaige Fälle erstmal ruhen zu lassen, sei, etwa bei einer Gewässergefährdung, aufgrund des Bodenschutzgesetzes keine Option: „Wie wir wissen, haben wir ein bisschen Erfahrung mit Altlastensanierung“, spielte sie auf das Schonunger Beispiel an.
Ab September sollen Verhandlungen mit der BImA starten. Es gibt offenbar bereits einen potenziellen Zweit-Investor sowie mehrere Vormerkungen.