Wenn Hauseigentümer in der Altstadt und in Oberndorf künftig einen historischen Gewölbekeller oder unterirdischen Gang abbrechen wollen, wird in jedem Fall der städtische Bau- und Umweltausschuss mitentscheiden. Außerdem wurde entschieden, den Kellerkataster – in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege – fortzuführen. Geschildert ist der im Sommer 2016 im Bau- und Umweltausschuss gefasste Kompromiss, den Peter Hofmann mit einem Antrag erreicht hat, in dem der SPD-Stadtrat allerdings die grundsätzliche Unterschutzstellung gefordert hatte. Mit der Erfassung aller alten Keller hat die Stadt die Firma FormatPlus4 aus Bamberg beauftragt.
Gewölbekeller-Führung im Rahmen der EkSPDitionen
Sie wird auch einen bisher noch nicht erforschte Gewölbekeller und Gänge unter die Lupe nehmen, durch die Hofmann diese Redaktion geführt dieser Tage hat. Er wollte damit einmal mehr auf die Bedeutung seines Anliegens, im besonderen aber auf eine nächste Gewölbekeller-Führung im Rahmen der EkSPDitionen hinweisen. Am Samstag, 22. April werden bei dieser Tour ab 15 Uhr fünf Gewölbe unter Hofmanns Führung besucht. Anmeldung ab sofort bei der SPD.
Für den Erhalt des Schweinfurter Untergrunds kämpft Hofmann zusammen mit dem SPD-Arbeitskreis AKON seit Jahren. Auf seiner Internetseite www.schweinfurtfuehrer.de widmet der Rechtsanwalt den Gewölbekellern unter dem Stichwort „Unterirdisches Schweinfurt“ sogar ein ganzes Kapitel. Einen nicht unerheblichen Teil der noch vorhandenen reichsstädtischen Keller hat er bereits dokumentiert.
Damit nicht, wie in letzter Zeit geschehen, weitere „wertvolle Zeugnisse der Stadtgeschichte vernichtet werden“ (Hofmann), hatte er letztes Jahr eine generelle Unterschutzstellung aller noch vorhandenen Keller und Gänge gefordert. Das übrigens gemeinsam mit Klaus Rehberger von der CSU. Dabei wurde seitens der Verwaltung erklärt, dass alle Gewölbekeller und unterirdischen Gänge aus der Zeit bis 1804 ein Bodendenkmal darstellten und ohne Behandlung im Bau- und Umweltausschuss ohnehin nicht mehr abgerissen werden dürften. Für eine eigene städtische Unterschutzstellungs-Richtlinie gab es im Stadtrat allerdings keine Mehrheit.
Bamberger Forscherteam erfasst alle noch unbekannten unterirdischen Keller
Zugesagt wurde aber, den vorhandenen Kellerkataster fortzuschreiben. Das allerdings wie bisher nach dem Freiwilligenprinzip der Eigentümer. Diese kartografische Erfassung, Vermessung der Keller und ihre Dokumentation wird nun angegangen. Die Stadt hofft dabei auf ein Mitwirken der Grundstückseigentümer und Bewohner.
Hofmann hofft das auch und hat deshalb zur Führung in den Untergrund eingeladen. Den Eigentümern des Anwesens Obere Straße 18/20 dankte Hofmann vor dem Abstieg ausdrücklich für die „Meldung“ ihres Kellers an die Stadt und die Möglichkeit zur Erkundung. Es handelt sich um mehrere Gewölbekeller und Verbindungsgänge, die vermutlich von der Oberen Straße bis zum Weißen Turm an der Stadtmauer führen.
Das Wohngebäude selbst dürfte in den 1950er Jahren wieder aufgebaut worden sein. Die unterirdischen Keller und Gänge, die unter dem eigentlichen und noch genutzten Keller der Hausnummer 18/20 liegen, sind deutlich älter. Eine steile Steintreppe führt hinunter ins zweite Untergeschoss und dort gleich in einen ersten größeren „Raum“.
Wir dürften uns nun in einer Tiefe von 15 bis 20 Metern befinden. Nach „Umrundung“ einer Mauer führt ein erster schmaler Gang mit unterschiedlichen Höhen bis unter das Krämer'sche Haus an der Ecke Krumme Gasse. Man sieht Abmauerungen. Von der Decke hängen Kalk-Stalaktiten herunter.
Enge Durchgänge und Stalaktiten von den Decken
Mit etwas Mühe wird durch einen weiteren Gang ein zweiter größerer Raum erreicht. Der Gang setzt sich nach Norden fort, ist aber zugemauert. In südliche Richtung führt ein vertiefter Durchgang in den nächsten Keller. Der Boden steht dort unter Wasser. Nach einer kleinen „Kletterpartie“ führt dieser Durchgang in einen dritten großen Gewölbekeller. Im Nordteil – hinter einem Brunnen ! dort – gibt es einen weiteren sehr niedrigen, aber zugemauerten Gang. Hofmann mutmaßt, dass er nach Osten Richtung Wall, also zur Stadtmauer führt.
Daneben existiert noch ein nach oben führendes Treppenhaus. Nur wenige Stufen sind aber begehbar, weil loser Schutt den weiteren Aufstieg verhindert. Wohin führt die Treppe? Gibt es einen direkten Zugang zum Weißen Turm? „Es muss weitergeforscht werden, es bleibt spannend“, sagt Hofmann. Auf seiner Homepage hat er das genauso geschrieben. Er zeigt darauf unter dem Button „Obere Straße 18/20“ viele weitere Bilder von den Gewölben und Gängen.
Ansprechpartnerin bei der Untersuchungsfirma FormatPlus4 GmbH aus Bamberg ist Astrid Regina Schneck, Tel. (01 76) 43 83 47 39, Email: schneck@format4plus.de. Bei der Stadt geben Hans Hatos, Tel. (0 97 21) 51 44 71, Email hans.hatos@schweinfurt.de und Karin Fuchs Tel. 51 44 72, Email karin.fuchs@schweinfurt.de, Eigentümern von Häusern in der Altstadt und in Oberndorf Auskunft zum Kellerkataster. Auch Peter Hofmann freut sich über jede neue Information.