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Schweinfurt: Nürnberger Christkind: "Es trifft mich nicht, dass sie mich beleidigt haben."

Schweinfurt

Nürnberger Christkind: "Es trifft mich nicht, dass sie mich beleidigt haben."

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    Bei ihrem Besuch auf dem Schweinfurter Weihnachstmarkt sprach das Nürnberger Christkind Benigna Munsi auch über rassistische Anfeindungen.
    Bei ihrem Besuch auf dem Schweinfurter Weihnachstmarkt sprach das Nürnberger Christkind Benigna Munsi auch über rassistische Anfeindungen. Foto: Nicolas Bettinger

    Am Freitag eröffnete die 17-jährige Benigna Munsi den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt als neu gewähltes Christkind.Doch schon nach Bekanntgabe ihrer Wahl wurde die gebürtige Nürnbergerin mit indischen Wurzeln von einem AfD-Kreisverband in einem Facebook-Post rassistisch beleidigt. Daraufhin erfuhr Munsi eine Welle der Solidarität und des Zuspruchs. Trotz ihres vollen Terminkalenders machte die Schülerin nun auch einen Halt in Unterfranken. Zwischen einem Besuch auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt und einem TV-Auftritt mit Florian Silbereisen fand Benigna Munsi die Zeit, über ihre Aufgaben als Christkind und die rassistischen Anfeindungen gegen ihre Person zu sprechen.

    Frau Munsi, wie stressig ist es eigentlich, das Christkind zu sein?

    Benigna Munsi: Ehrlich gesagt glaube ich, dass es für die Menschen um mich herum stressiger ist als für mich selbst. Sie müssen mich immer wieder einfangen, mich mal hier hin und mal dort hin bringen. Bei den vielen Terminen ist es natürlich auch für mich anstrengend. Das merke ich schon, auch wenn meine Amtszeit gerade erst begonnen hat. Auf der anderen Seite bekomme ich unglaublich viel zurück. Zu sehen, wie sich die vielen Kinder aber auch die zahlreichen Erwachsenen freuen, ist auf alle Fälle lohnenswert.

    Nach Ihrer Wahl zum Nürnberger Christkind hat sich ein AfD-Kreisverband rassistisch über Sie geäußert. Wie sehr hat es Sie überrascht, dass so viel über Ihre Wurzeln und weniger über Ihr Amt gesprochen wurde?

    Munsi: Meine neue Aufgabe, das Christkind zu verkörpern, ist nach dieser Debatte total in den Hintergrund gerückt. Das fand ich sehr schade. Aber ich bin mir ganz sicher: Wäre ich nicht Christkind geworden, sondern eine andere, dann hätten sich die Menschen eben über deren Nase, die Augenfarbe oder die Haare aufgeregt. Es gibt immer Menschen, die anderer Meinung sind, die sich über irgendetwas beschweren müssen. In meinem Fall ist die Debatte natürlich etwas größer geworden als nötig. Leider ist das eben so.

    Möchten Sie Ihr Amt nutzen, um gerade solchen Menschen eine klare Botschaft zu senden?

    Munsi: Ich würde mein Amt nicht als politisches Werkzeug einordnen. Für mich geht es eigentlich darum, den Leuten Freude in der Weihnachtszeit zu bringen. Die Menschen brauchen heute vor allem Hoffnung und jemanden, der ihnen zuhört und der für sie da ist. Es geht nicht darum, irgendeiner Partei zu sagen, dass ich nicht ihrer Meinung bin. Es geht um christliche Werte und ich glaube nicht, dass man die Aufgaben als Christkind politisch interpretieren muss.

    Hat es Sie denn überrascht, dass Ihre indischen Wurzeln überhaupt zum Thema gemacht wurden?

    Munsi: In meinem Leben wurde ich davor noch nie mit solchen Anfeindungen konfrontiert. Als ich vor der Wahl Stimmen gesammelt habe, bekam ich dann schon ein bisschen was von dieser Thematik mit. Allerdings sind die Menschen Face to Face viel zurückhaltender und sprechen das nicht offen an. Ich habe mich darauf eingestellt, dass so etwas kommen kann. Meine Mutter hatte im Vorfeld zu mir gesagt, dass ich damit rechnen muss.

    Wie traurig macht Sie das?

    Munsi: Das einzige, was mich wirklich traurig macht, ist, dass es überhaupt solche Leute gibt, die diese Einstellung haben. Es trifft mich nicht, dass sie mich beleidigt haben. Damit kann ich umgehen. Viel schlimmer ist es doch, dass eine solche Grundhaltung existiert.

    Sie gehen noch zur Schule, machen Abitur. Wie sehr hat sich Ihr Leben verändert, seitdem Sie derart in der medialen Öffentlichkeit stehen?

    Munsi: Klar, ich bin jetzt eine Person des öffentlichen Lebens und es ist mehr Trubel als sonst. Aber eigentlich ändert es nicht viel, denn meine Familie und auch meine Schule stehen hinter mir und unterstützen mich. Außerdem helfen mir die Menschen, mit denen ich arbeite dabei, meine Aufgaben gut zu meistern.

    Was ist Ihr größter Weihnachtswunsch?

    Munsi: Ruhe, ich wünsche mir wirklich vor allem Ruhe und Zeit mit meiner Familie. Ich glaube, dass das ohnehin das Wichtigste ist.

    Das Christkind und die Anfeindung der AfDMit dem Nürnberger Christkind hat der Nürnberger Christkindlesmarkt seit vielen Jahrzehnten eine Symbolfigur, die weltweit beinahe ebenso berühmt ist wie der Weihnachtsmarkt selbst. Das Nürnberger Christkind, dank einer Perücke blond gelockt, bekrönt und im goldenen Gewand, ist während der Adventszeit die wichtigste Repräsentantin der Stadt und ihres traditionsreichen Christkindlesmarkts.Zu den Aufgaben zählen  in der Zeit vor Weihnachten vor allem Auftritte auf dem Markt und der Kinderweihnacht und laut der Stadt Nürnberg mehr als 150 weitere Termine in karitativen Einrichtungen. Besuche in Altenheimen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäusern sollen dabei für Freude sorgen. Kurz vor Weihnachten beschert das Christkind dann die kleinen Patienten in Nürnberger Kinderkliniken.Nach der Wahl von Benigna Munsi hatte der AfD-Kreisverband München-Land bei Facebook ein Bild von Munsi gepostet und dazu in Anspielung auf die Ureinwohner Amerikas geschrieben: "Nürnberg hat ein neues Christkind. Eines Tages wird es uns wie den Indianern gehen."

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