Das ruppige, schwer begehbare alte Kopfsteinpflaster vor der Klosterkirche und vor dem Klostergebäude in Ebrach gehört bald der Vergangenheit an. Es wird in weiten Teilen durch Platten aus hartem Quarzit ersetzt. Die alten Steine werden, soweit tauglich, nur noch in bestimmten Bereichen wiederverwendet.
Den Auftakt der Baumaßnahmen machen in den nächsten Tagen die Pflasterarbeiten auf dem Platz vor der Abteikirche des ehemaligen Zisterzienserklosters und heutigen Jugendgefängnisses.
Die Gesamtkosten belaufen sich nach Auskunft von Jürgen König, dem Leiter des zuständigen Staatlichen Bauamts in Bamberg, auf knapp 750 000 Euro.
Von dem künftig ebenen und gut begehbaren Belag profitieren sowohl die Besucher von Klosterkirche, Kaisersaal und Museum der Geschichte Ebrachs wie auch die rund 230 Beschäftigten des größten Jugendgefängnisses in Bayern, auf ihrem Weg zur Arbeit und nach Hause.
Zur Barrierefreiheit im öffentlich genutzten Teil des JVA-Gebäudes tragen ferner der bereits erfolgte Einbau eines Aufzuges zum Kaisersaal und zum Museum sowie von behindertengerechten, ebenerdigen Toiletten im Erdgeschoss, im Anschluss an das zum Kaisersaal führende prunkvolle Treppenhaus, bei.
Aufgrund der Höhe der geschätzten Kosten für den Auftrag war ein EU-weites Vergabeverfahren notwendig. Dabei war es zu Verzögerungen gekommen, da zunächst kein annehmbares Angebot eingegangen war. So musste eine erneute Ausschreibung vorgenommen werden. Das hat den ursprünglich ins Auge gefassten Beginn aber nach hinten verschoben. Mittlerweile ist der Auftrag erteilt und die notwendigen Arbeiten konnten beginnen.
Die im Rahmen des ersten Bauabschnitts zwingend notwendigen archäologischen Untersuchungen im Umfeld dieses hochrangigen Denkmals sind bereits abgeschlossen. Die Auswertung und Bewertung dieser Funde ist aber noch nicht abgeschlossen. „Es zeichnet sich allerdings ab, dass die Geschichte Ebrachs wohl nicht neu geschrieben werden muss“, sagte Bauamtsleiter Jürgen König.
Die Maßnahme wird in zwei Bauabschnitten durchgeführt, da es sich um eine Baumaßnahme bei „laufendem Betrieb“ handelt und somit die ständige Nutzung des Ebracher Klosters durch Gottesdienstbesucher, Touristen und natürlich durch die Justizvollzugsanstalt gewährleistet sein muss.
Fertig bis zum nächsten Sommer
Der erste Bauabschnitt beinhaltet den Zugangsbereich bis zur Kirche, zur Justizvollzugsanstalt und zum Kaisersaal. Darin enthalten sind auch die von der Hauptstraße zum ehemaligen Kloster führenden Fußwege und die erwähnte Pflasterung des Platzes vor der Kirche. Die Zufahrt über die vom Marktplatz kommende Anstaltsstraße bildet als Restbereich den zweiten Bauabschnitt.
Der erste Bauabschnitt soll bis April fertig sein, bevor es mit dem zweiten weitergeht. Die komplette Baumaßnahme soll bis Sommer 2017 abgeschlossen sein.
Insgesamt geht es um eine Fläche von rund 2350 Quadratmetern, die vor dem Klostergebäude und der Klosterkirche mit dem historischen Tütschengereuther Kopfsteinpflaster belegt ist. Das gleiche Pflaster ist zum Beispiel in der gesamten Bamberger Altstadt inklusive Domplatz verlegt. Es gilt zwar als sehr widerstandsfähig, andererseits hat es ob der großen wie groben Steine seine Tücken.
Alternative Ausbauvarianten unter Erhaltung bestimmter Bereiche waren daran gescheitert, dass der tragende Unterbau der gepflasterten Flächen nicht mehr ausreichend stabil ist. Somit muss das Pflaster komplett ausgewechselt werden.
Altes Pflaster am Rand und für Parkplätze
Als Reverenz und Tribut an das Natursteinpflaster aus Tütschengereuth wird dieses, soweit wiederverwendbar, teilweise in den Rand- und Übergangsbereichen und ganz stark für die Befestigung der 33 Pkw-Stellplatze entlang der JVA-Front sowie der jeweils fünf Parkplätze an der Anstaltsstraße wieder eingebaut.
Ansonsten sind, wie erwähnt, Klosterkirche, JVA-Torwache, Treppenhaus, Kaisersaal und Museum sowie Ehrenhof und Alte Post über den neuen ebenen Belag aus Quarzitplatten erreichbar. Der Stein zeichnet sich durch eine relativ große Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen aus.
Eine Schranke an der Zufahrt von der Anstaltsstraße gegenüber vom Forstamt wird künftig übrigens dafür sorgen, dass keine Unbefugten mehr auf den zur JVA gehörenden Stellflächen parken. Eine Sprechanlage bietet die Möglichkeit zur Kommunikation mit der Torwache.
Die bisher mögliche Zufahrt von der B22 zur Klosterkirche wird zum einen verschmälert. Der Weg wird zum anderen mit einem für eventuelle Feuerwehreinsätze oder besondere Anlässe herausnehmbaren Pfosten für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Da die Beschäftigten der Justizvollzugsanstalt mit Beginn des zweiten Bauabschnitts nicht mehr entlang der Nordfront parken können, wird die Gemeinde nach Auskunft von Bürgermeister Max-Dieter Schneider das Halteverbot auf dem Kirchenvorplatz für JVA-Bedienstete vorläufig aufheben, sobald dieser fertig ist. Weitere Ausweichparkmöglichkeiten gibt es in der Lagerhausstraße.
Zusätzlich werden von der Gemeinde während der Bauarbeiten an der B22 fünf Parkplätze für die JVA reserviert. Sie können bei Bedarf als Behindertenparkplätze und für die Abstellung von Dienstfahrzeugen genutzt werden.