(mim) Mit einem Besuch des Mausoleums von Chinas großem Führer und Diktator Mao Zedong neigt sich für Lothar und Rita Riedel aus Schallfeld der Aufenthalt in Peking dem Ende entgegen. Lesen Sie hier den voraussichtlich letzten Teil unseres Olympia-Tagebuchs:
„Peking, 14. August.
Gestern waren wir auf dem Heldenfriedhof, wo Chinas wichtigste Tote der Revolution und verdiente Kommunisten ruhen. Dass im Kommunismus alle gleich sind, ist wohl nicht ganz richtig: einige Helden der roten Partei haben exklusive, großzügig angelegte Gräber und extrem große Grabsteine. Auf dem Parkplatz sahen wir Mercedes und Audi A6 stehen sowie den ersten Porsche, seit wir in Peking sind. Da grübelten und diskutierten wir, wie das hier mit der Gleichheit weitergehen soll.
Anschließend haben wir den 'großen' Führer besucht, der im Mao-Mausoleum aufgebahrt ist. Es war für uns der fünfte Anlauf, in das Gebäude zu kommen. Die Öffnungszeiten von 8 bis 12 Uhr werden willkürlich nicht eingehalten. Alle Taschen müssen abgegeben werden. Den Reisepass muss man bei sich haben und alle Besucher – eine etwa 200 Meter lange Schlange in Viererreihen – werden dreimal kontrolliert.
Vor dem Mausoleum kann man weiße Chrysanthemen kaufen, wovon Hunderte in der ersten Gedenkhalle liegen. Viele Chinesen verbeugen sich vor einer überdimensionalen Marmorstatue des sitzenden Mao Zedongs. In der Aufbahrungshalle stehen zwei Soldaten der Ehrengarde an der Kopfseite. Als ich innehalten wollte wurde ich von Ordnungskräften weitergeschickt. Es darf niemand stehen bleiben. Der Aufenthalt dauerte etwa 18 Sekunden.
Der Kopf Maos ist gut erhalten, lebensecht und scheint nach Schätzung meiner Frau aus Wachs zu sein, da Tote nicht so aufgedunsen sind. Es gibt Gerüchte, dass die Einbalsamierung durch die Vietnamesen nicht optimal war. Fotografieren ist strengstens verboten. Das habe auch ich beachtet, damit der Kult weiterlebt.
Heute gab's auf der Speisekarte einer Straßen-Garküche leckere, uns unbekannte Spezialgerichte, wie Seestern, Seeigel, Riesenkrabben, unterschiedlichste Muscheln, Skorpione, Schlangen am Spies, größere undefinierbare Fliegen, Seidenrauben-Puppen, in einer Reihe aufgespießt, und in Streifen geschnittene Tiermägen in der Suppe. Aber auch Bekannteres, wie Frühlingsrolle, gefüllte Fleischbällchen usw. Die Schlange schmeckte ähnlich wie Fisch. Statt Gräten hatte ich kleine Knochen im Mund. Etwas befremdend, aber die appetitlich angebotenen Speisen waren schön und interessant anzusehen, ähnlich wie auf dem Viktualienmarkt in München. Lothar Riedel“