Seit 1986 ist die Bergrheinfelder Gemeindebibliothek im historischen Zehnthaus, dem restaurierten, früheren Getreidespeicher neben dem Rathaus, untergebracht. Bis heute hat sie nichts an ihrer Attraktivität verloren.
"Die Besucherzahlen haben sich nach der Bibliotheksöffnung wieder eingependelt in den Durchschnitt vom vergangenen Jahr", sagt Christian Schäfer, Leiter der Bergrheinfelder Gemeindebibliothek. Doch ist die Situation nicht mehr die, die es vor Ausbruch der Pandemie gewesen war.

"Wir haben hier eine Luxussituation mit einem großen Gebäude und damit verbunden viel Platz, so dass man sich aus dem Weg gehen kann", stellt der Bibliotheksleiter fest. Die Hygieneregeln stimmten, doch was über den Ausleihbetrieb hinaus geht, das fehle.
Damit meint er die fehlenden Kurse der Volkshochschule, Eltern und Schüler der Musikschule, die in der Bibliothek Wartezeiten überbrückten sowie das komplett fehlende Bastel- und Kulturprogramm.
Flyer ohne konkrete Termine

Die Gemeindebibliothek ist fester Bestandteil des Bergrheinfelder Kulturlebens. "Ein bisschen Kultur muss sein – das Corona-Programm 2021": Mit diesem Flyer wirbt die Bibliothek für ihr derzeitiges und vielleicht künftiges kulturelles Angebot. Doch stehen darin keine Termine, um in diesen unvorhersehbaren Zeiten so flexibel wie möglich zu bleiben.
Angeboten werden "Basteln to go" für Kinder, Lesungen, digitale Angebote wie ein "literarischer Spaziergang durch Bergrheinfeld mit dem Smartphone", der Welttag des Buches am 23. April, und einiges mehr. Veröffentlicht wird dann kurzfristig. Noch nicht abgesagt ist die Bergrheinfelder Kulturwoche – es wäre die 25., die Jubiläumsausgabe.
Schon im vergangenen Jahr ist bereits einiges in und mit der Bibliothek geschehen. Die Neugestaltung des Zehnthofes nach der Sanierung des Rathauses hat der Bibliothek neue Möglichkeiten angeboten: Der Hof wurde mit teils individuell gestalteten Sitzgelegenheiten, darunter einem Strandkorb, mobilen Regalen mit Flohmarktbüchern und Sonnenschirmen ausgestattet, um die Bibliothek auch in den Sommermonaten als attraktiven Ort zu etablieren.

Diese neue Open-Air-Bibliothek wurde bereits im vergangenen Sommer rege genutzt – auch von Rathausbesuchern und Touristen.
3D-Drucker lockt ins Kreativlabor
Im Kreativlabor, das im Oktober vergangenen Jahres eingerichtet wurde, können Künstler, Tüftler oder einfach nur Neugierige die verschiedensten digitalen Geräte nutzen, um eigene Ideen und Projekte zu realisieren. Dafür stehen im ersten Stock der Gemeindebibliothek ein 3D-Drucker, ein 3D-Scanner, Schneideplotter, ein Dia-Foto-Scanner sowie ein Tablet mit externem Mikrofon für Ton- und Videoaufnahmen zur Verfügung.
Wem der Bezug zu einer Bibliothek zunächst offensichtlich nicht erscheint, dem wird auf dem zweiten Blick deutlich, warum derartige Angebote gerade gut zu einer solchen Einrichtung passen: Schon Jahrhunderte vor dem heutigen allgegenwärtigen "Sharing" von Autos, Fahrrädern, Werkzeugen oder mehr waren es die Bibliotheken, die das gemeinschaftliche Nutzen erfunden haben.
Technik-"Sharing" zum gemeinschaftlichen Nutzen
"Im digitalen Zeitalter ist es daher nur folgerichtig nicht nur Bücher zu teilen, sondern auch technische Geräte, die Einzelpersonen nur gelegentlich benötigen", erklärt Bibliotheksleiter Christian Schäfer.
Möglich wurde die Umsetzung dieser Projekte durch das Soforthilfeprogramm "Vor Ort für alle" des Deutschen Bibliotheksverbands. Gefördert wird hier durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BMK) im Rahmen des Programms "Kultur in ländlichen Räumen".
Förderprogramm genutzt
Die Mittel stammen aus dem Bundesprogramm "Ländliche Entwicklung" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Insgesamt hat die Gemeinde rund 3000 Euro in dieses Projekt investiert. Dazu kam ein Zuschuss von 750 Euro.
Diese Neuerungen sollen auch weitere Zielgruppen ansprechen und so sicherstellen, dass die Bibliothek auch zukünftig ein zentraler Treffpunkt in der Gemeinde bleibt.