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BAD KISSINGEN: Ophelias emotionale Achterbahn

BAD KISSINGEN

Ophelias emotionale Achterbahn

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    Das Beste kam zum Schluss. Am Ende des Abschlusskonzerts der diesjährigen Liederwerkstatt des Kissinger Sommers gab es eine Uraufführung: „Ophelia Sings“ – ein neues Werk Wolfgang Rihms, eines der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Komponisten.

    In diesem Werk hat der 60-jährige deutsche Tonschöpfer Texte aus Shakespeares Hamlet vertont, die bereits Brahms zu seinen Ophelia-Liedern inspirierten. Doch anders als bei Brahms, der seiner Vertonung die Schlegel-Tieck'sche Übersetzung des Hamlet zugrunde gelegt hatte, wählte Rihm das englische Original. Bei Rihm, der bei der Uraufführung in Kissingen anwesend war, wird Ophelia zu einer Figur, die angesichts der Vergänglichkeit allen Seins exemplarisch eine Extrem-Situation eines modernen Menschen erfährt.

    Scheinbar verraten von der Liebe Hamlets, der sich aus Rache wahnsinnig stellt und Ophelias Vater Polonius irrtümlicherweise erstochen hat, wird Ophelia tatsächlich wahnsinnig und bringt sich um. In Rihms genauso sachlicher wie eruptiver Komposition macht Ophelia drei Phasen durch, von Trauer („How should I your true love know from another one?“) über Sarkasmus („To-morrow is Saint Valentine's day“) zur Abgeklärtheit („And of all Christian souls, I pray God. God be wi' ye“).

    Eine sagenhafte Stimme

    Dass diese grandios vertonte emotionale Achterbahn vor den Zuhörern im recht ordentlich besuchten Rossini-Saal so plastisch ertönte, war in erster Linie das Verdienst der Sopranistin Anna Lucia Richter, die umwerfend sang, agierte, deklamierte. Was die 22-Jährige mit ihrer Stimme machte, war sagenhaft. Den diffizilen Klavierpart spielte packend Siegfried Mauser.

    Beeindruckend waren die beiden weiteren Uraufführungen des Nachmittags, bei denen ebenfalls Frauenfiguren aus Shakespeare-Dramen im Mittelpunkt standen: Bei den von dem stimmgewaltigen Bariton Hans Christoph Begemann vorgetragenen „Chronicles of the Time“ des Liverpoolers Kenneth Hesketh stand Macbeth im Mittelpunkt (Klavier: Jan Philip Schulze), um die tragische Gestalt der Cleopatra aus dem gleichnamigen Theaterstück ging es in der von der Sopranistin Felicitas Fuchs (Klavier: Axel Bauni) uraufgeführten expressiven Arbeit des jungen deutschen Komponisten Alexander Muno.

    Shakespeare-Vertonungen von Haydn bis heute und die Welt des elisabethanischen Englands prägten die gesamte diesjährige Kissinger Liederwerkstatt unter der Leitung von Axel Bauni. Zu deren Highlights gehörten zudem die Gesangsdarbietungen des phänomenalen Countertenors Tim Severloh. Zwischen Humor und Tiefsinn bewegten sich die Werke, von dem Sänger ungemein flexibel, intensiv und klangschön vorgetragen. Frank Kupke

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