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Hundelshausen: Orgelspiel zu Ehre Gottes

Hundelshausen

Orgelspiel zu Ehre Gottes

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    Emil Jäger an seinem Lieblingsinstrument.
    Emil Jäger an seinem Lieblingsinstrument. Foto: Jessica Kolb

    Auch mit 94 Jahren hat der Organist Emil Jäger ein gutes Gehör und Gespür für die Musik. Wir sprachen mit ihm über seine Erlebnisse.

    Herr Jäger, 70 Jahre Organist. Was begeistert Sie in all den Jahren, die "Königin der Instrumente" zu spielen ?

    Zu Ehren Gottes Orgel zu spielen, ist etwas ganz  Besonderes.  Außerdem ist es immer wieder eine Herausforderung. Als das neue Gotteslob herauskam, waren die neuen Gesangbücher schon da, aber noch kein Orgelbuch. Da musste ich viel improvisieren – auch,  weil jeder Pfarrer andere Lieder singen will. Und ganz neue Lieder hab ich mit den Leuten, bevor die "Kirch" anging, erst mal geübt. Das hat dann meistens ganz gut geklappt.

    Wann und wie merkten Sie damals: Ich werde Musiker ?

    Musik wurde mir praktisch schon in die Wiege gelegt. Auch mein Vater war Musiker. Bei uns daheim wurde schon immer gesungen und musiziert. Auch heute noch gibt es keine Familienfeier, bei der nicht musiziert wird.

    Was war für Sie bis dato das schönste Erlebnis als Musiker ?

    Der Besuch des Bischofs in Hundelshausen in den 1960er Jahren. Für einen so hohen Besuch Orgel zu spielen, mit der Schola den  Gottesdienst zu umrahmen und das anschließende Standkonzert der Musikkapelle – das bleibt einem immer in Erinnerung. Es freut mich auch, dass ein paar Schüler von mir beruflich Musik machen und auch viel Erfolg haben.

    Gab es lustige Anekdoten in Ihrer Laufbahn?

    Das "Gießen" der Empore. Wenn's im Sommer recht heiß war und das Holz um die Orgel rum zu trocken wurde, gingen manche Töne nicht. Da hat halt die Luftfeuchtigkeit gefehlt und alles war verzogen.  Das hat sich manchmal echt schlimm angehört und die Leut haben gesagt: "Emil, heut hast aber falsch g'spielt."  Ich hab dann jeden Tag mit ein paar Gießkannen voll Wasser den Fußboden auf der Empore gegossen. Dann ging auch die Orgel wieder.

    Neue Lieder, neue Herausforderungen? Gibt es an der Orgel ein Lieblingsstück für Sie ?

    "Möge die Straße uns zusammen führen" –  und "Maria Himmelsfreud", weil die Muttergottes zum Leben dazu gehört. Als Morgengebet sing ich jeden Tag, noch vor dem Aufstehen, ein Marienlied. Und bei jedem Gottesdienst ist das Schlusslied immer ein Lied für die Mutter Gottes.

    Das Gefühl, als Sie das erste Mal eine Gemeinde als Organist begleiten durften?

    Angst! Ich war ja damals mit der Orgelausbildung noch nicht fertig und hatte Angst, dass ich falsch spiele. Aber auch Freude und Stolz, dass man mir diese ehrenvolle Aufgabe zugetraut hat. Irgendwann war dann das Orgelspielen Routine und ich hab  auch bald eine kleine Schola gegründet.

    Wurden Ihr großes Engagement in irgendeiner Art gewürdigt?

    Für 50 Jahre Orgelspielen wurde mir die St.-Bruno-Medaille überreicht. Und von der Gemeinde werde ich immer zum Neujahrs-Empfang eingeladen. Außerdem spielt mir die Musikkapelle bei jeder Gelegenheit ein "Standerla".

    Auf was legt Emil Jäger beim Orgelspielen besonderen Wert?

    Rhythmus! Ohne Rhythmus klingt das schönste Lied nichts. Wichtig ist, immer wieder mal neue Lieder zu spielen, aber auch das alte Liedgut nicht zu vergessen –  im kirchlichen, und auch im weltlichen Bereich.

    Als im Jahre 1986 die Kirchendecke von St. Sebastian einstürzte, da waren Sie eine ganze Zeit lang zum Improvisieren gezwungen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

    Das war eine schwere Zeit. Gott sei Dank waren keine Leute in der Kirche, als das passierte. Bis die Kirche wieder renoviert war, hat uns die Familie Bedenk ihren Saal zur Verfügung gestellt und dort, wo sonst getanzt wurde, wurden dann die Gottesdienste gefeiert.  Eine Orgel hatten wir da nicht – da hab ich mit meinem Keybord gespielt. Und wenn's mal festlicher sein sollte, hat die Schola dazu gesungen.

    Wie kann man junge Menschen begeistern, Orgel oder generell ein Instrument zu erlernen?

    Musik ist ein Geschenk Gottes! Musik kennt keine Grenzen, und Noten sind auf der ganzen Welt die gleichen. Überall auf der Welt können Menschen zusammen musizieren – egal welche Sprache sie sprechen. Egal, ob man alleine Orgel spielt oder gemeinsam in einer Kapelle:  Musik macht richtig Spaß, bringt vielen Menschen Freude und bringt auch Trost in schweren Zeiten.

    Ihre Frau Hedwig sagte einmal: "Wenn der Emil seine Musik nicht mehr hätte..." Ziehen Sie Kraft und Energie aus ihrer Musik ?

    Ein Leben ohne Musik – das geht gar nicht!  Musik hält jung und auch geistig fit. Wenn ich neue Lieder lerne und spiele, wird immer wieder das Gedächtnis trainiert. Man kann sagen: Musik war und ist mein Leben!

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