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SCHWEINFURT: Orpheus in der Unterwelt begeistert

SCHWEINFURT

Orpheus in der Unterwelt begeistert

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    Himmlisches Vergnügen: Die Künstler des Operettentheaters Salzburg eröffneten mit „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach das Schweinfurter Operettenjahr.
    Himmlisches Vergnügen: Die Künstler des Operettentheaters Salzburg eröffneten mit „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach das Schweinfurter Operettenjahr. Foto: Foto: Schlote Productions

    Spritzig und belebend wie ein Glas Champagner, so eröffneten die Künstler des Operettentheater Salzburg mit „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach das Schweinfurter Operettenjahr. Und, diese Aufführung legte mit ihren Qualitäten die Messlatte für kommende Operettengastspiele sehr hoch: Ausgezeichnete Sängerinnen und Sänger, das voller Frische und Delikatesse musizierende Orchester unter Leitung von Katalin Doman. Dazu opulente Kostüme von Gerlinde Höglhammer von „Art for Art“ Wien, das Ballettensemble Illo Tempore Dortmund (Choreografie Monica Fotescu-Uta) und die von Esprit und Gestaltungsfreude geprägte Regie von Lucia Meschwitz, die das turbulente Geschehen zusammenfügt.

    Jacques Offenbach (1819-1880) verbindet in seinen Operetten, die eigentlich komische Opern sind, eingängige, tänzerische Melodien mit einer meist satirischen Handlung. Hier im „Orpheus“ persifliert sein Librettist Héctor Crémieux die griechische Sage von Orpheus und Eurydike. Mit den Göttern des angeblich so moralischen Olymp, die die freizügige Unterwelt besuchen, outet Crémieux gleichzeitig die Doppelmoral der besseren Gesellschaft des französischen Kaiserreichs.

    Einblicke in den Olymp

    Wurde in der Sage die große Liebe zwischen Orpheus und Eurydike durch deren Tod jäh zerstört, bei Offenbach sieht das ganz anders aus: Das Ehepaar ist sich überdrüssig geworden, sie findet den neuen Kick beim Schäfer Aristeus, Orpheus bei der Nymphe Cloé. Doch der Schäfer ist in Wirklichkeit Pluto, Herrscher der Unterwelt. Er entführt seine Geliebte in den Hades und damit wäre eigentlich allen geholfen. Doch die öffentliche Meinung schreitet protestierend ein und besteht darauf, dass Orpheus die Entführte zurückholt. Damit beschert sie uns, dem irdischen Publikum, turbulente Ausflüge und Einblicke in den Olymp und in die Unterwelt.

    Und wer verschafft uns das höllische Vergnügen? Eva-Maria Kumpfmüller ist nicht nur eine sehr attraktive Eurydike, sondern gefällt durch ihre leuchtende Sopranstimme mit angenehmen Piano-Höhen und funkelnden Koloraturen. Christian Bauer als Orpheus gewinnt mit seinem hellen klangschönen Timbre und Eugene Amesmann gibt als Unterwelt-Chef Pluto seinem etwas dunkleren Tenor Kraft und Dynamik.

    Eine zentrale Rolle spielt Monika Medeck als öffentliche Meinung, die sich zunächst in einem großen, mit Zeitungsartikeln bedruckten Umhang gewandet hat. Dann aber präsentiert sie sich in einer schwarzen SM-Korsage, befiehlt dem widerstrebenden Geiger Orpheus unter Peitschenknallen, seiner Frau schleunigst in die Unterwelt zu folgen. Warum, fragt er kleinlaut. „Weil es so in den Geschichtsbüchern steht“. Fazit: Auch in einer Seniorenvorstellung gibt es manchmal viel zu sehen und manches zu lernen.

    Im Olymp weckt der freche Cupido die Götter aus ihrer himmlischen Ruhe. Göttervater Jupiter (Manfred Schwaiger) und sein Eheweib Juno (Franziska Stanner) beginnen den Tag mit ihrer üblichen Begrüßung: „Du Wüstling“ und „O, du meine kuhäugige Gattin.“ Doch bald müssen sich beide mit einer Demonstration ihrer Untergebenen herumschlagen, die mit Plakaten wie „Wir fordern Neuwahlen“, „Kein Nektar mehr“ und „Gleichstellung der Frau“ den Aufstand wagen.

    Die komödiantische Paraderolle der Operette (schon Theo Lingen wollte sie unbedingt spielen) aber gehört hier Robert Kolar als verhuschter, ewig betrunkener Diener Plutos namens Hans Styx. Während die schöne Eurydike in einer goldenen Wanne badet, beichtet er ihr seine Liebe, trauert vergangenen Zeiten nach, als er noch „Prinz von Arkadien“ war. Dieses Couplet, sein ganzer Auftritt, ist ein Highlight der Darstellungskunst, ein köstliches Vergnügen.

    Dann das große Finale mit dem heiß erwarteten „Galop infernale“, dem berühmtesten Cancan aller Zeiten. Die Tänzerinnen von Illo Tempore werfen die Beine hoch, springen in den Spagat und lassen dabei nicht nur die inneren Rüschenreihen ihrer Röckchen blitzen. „Oh, la, la“ schmunzelten da die Herren des 19. Jahrhunderts, doch „scandaleux“ beschied die Pariser Polizei und verbot den Tanz. Die Schweinfurter Ordnungshüter hielten sich an diesem Mittwoch Nachmittag verständnisvoll zurück. Danke und stürmischer Applaus für die Gäste aus Salzburg.

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