Aus dem Gemeinschaftsraum des Seniorenzentrums in Schwebheim klingt Gelächter. Rund 30 Senioren sitzen im Kreis in der Mitte Simon, der geborene Entertainer. "Na los, das können sie auch" motiviert er eine Seniorin im Rollstuhl und hält ihr einen gelben Ball hin. Die wirft – und tatsächlich, sie trifft die Kegel, die in der Mitte aufgebaut sind. "Das ist ganz schön anstrengend", sagt sie und strahlt den jungen Mann an.
Für die Bewohner des Seniorenzentrums ist heute Sport angesagt. Den "Unterricht" übernehmen Schüler des P-Seminars aus dem Olympia-Morata-Gymnasium. Sie haben sich im Stuhlkreis verteilt, schäkern und schwätzen mit den Senioren. Da hat Sarah manchmal schon Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit auf sich und ihre Bewegungsübungen zu ziehen. "Jetzt schwimmen wir", lädt sie ein, und die Senioren rudern mit den Armen. Alle haben Spaß, die größte Freude bei den Bewohnern löst allerdings David aus. Der wirft den Ball und verfehlt die Kegel – und das gleich zweimal hintereinander. Die Senioren lachen, das können sie besser.

Die Schüler haben sich ausführlich auf ihr Projekt "Trendsportarten für Jung und Alt" vorbereitet. Die Idee für dieses Projekt hatte ihre Lehrerin Barbara Pfister. Sie ist mit der Einrichtungsleiterin Monika Müller befreundet. Eines Abends, bei einem gemütlichen Schoppen, wurde die Idee geboren. Gemeinsam mit zwölf Schülern wurden dann Bewegungskarten für die Trendsportarten Frisbee, Disc-Golf, Bowling und Life-Kinetik erarbeitet. Die Karten sind nach dem Ampelprinzip sortiert, von grün für die leichten Übungen bis rot für schwierigeren. In Theorie-Einheiten erfuhren die Schüler, dass die Lebensqualität im Alter entscheidend von der körperlichen und geistigen Fitness abhängt und regelmäßiger Sport diese erhalten kann. Dann ging´s ins Heim. Erst einmal, um die wichtigsten Basics im Umgang mit den Senioren zu lernen. Schon da gab es die ersten Aha-Erlebnisse für die jungen Menschen. "Von Person zu Person sind die Anforderungen anders", erinnert sich Leonie. Und sie wundert sich, dass es so viele Bewohner gibt, die geistig und körperlich noch fit sind, "Ich habe mir mehr immobile Personen vorgestellt."

Beim ersten Mal gab es noch Berührungsängste
Schnell merken die jungen Menschen auch, dass Slackline oder Slalom trotzdem nicht geht. "Wir haben uns das ziemlich rosig vorgestellt", stellt Raphael fest. Beim ersten Mal gab es auf beiden Seiten auch Berührungsängste. Die Schüler mussten schon einige der Senioren, die sie zur Sportstunde abholten, überreden mitzukommen. "Wie, Sport, das geht doch nicht mehr", sagte eine Bewohnerin zu Vanessa. Nun, die Jugendlichen bewiesen ihr schnell das Gegenteil. Wieder andere genossen es. "Von so einem schönen jungen Mann bin ich schon lange nicht mehr abgeholt worden", strahlt eine Seniorin. Am zweiten Nachmittag hatte es sich schon herumgesprochen, wie toll das ist und fast alle Bewohner des Heims waren dabei. Sie haben sichtlich Spaß mit den jungen Leuten und die haben viel gelernt.

"Ich bin vorsichtiger gegenüber den Senioren geworden, gerade beim Abholen und Zurückbringen brauche es auch Geduld, erklärt David. Raphael kam "völlig unbeleckt ins Haus", jetzt freut er sich jedesmal, "wenn die alten Leute lachen, dann weiß ich es hat geklappt". David und Vanessa nehmen eigentlich "aus sportlichen Gründen" an diesem P-Seminar teil, der tiefere Erfolg des Seminars liegt aber auf einer ganz anderen Ebene. "Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den Altenpflegerinnen", erklärt Vanessa. Sie müssten oft 20-mal dasselbe sagen und trotzdem ruhig bleiben. Auch dass man ständig umdenken muss, finden beide bewundernswert. Mit den einen Bewohnern muss man laut und deutlich sprechen, mit den anderen bitte völlig normal. Die einen brauchen Hilfe beim Transport, die anderen sagten empört "Das kann ich schon alleine." "Also ich könnt das nicht", stellt Vanessa fest.
Leonie dagegen kann sich eine Arbeit im Seniorenzentrum gut vorstellen. Sie will Medizin studieren und hat wahrscheinlich eine Wartezeit, in der sie eine Ausbildung zur Kranken- oder Altenpflegerin machen will. Raphael könnte sich ein ehramtliches Engagement im Seniorenzentrum vorstellen. "Sie sind jederzeit herzlich willkommen", lädt Müller ein.