Einlass ab 1845 Uhr. Hieß es. Da aber erst wurde bemerkt, dass Computer und Abspielgerät nicht kommunizieren. Um 1930 Uhr wird per Lautsprecher durchgesagt, dass sich alles verzögert. Weber befindet sich zu diesem Zeitpunkt in seinem Büro am Martin-Luther-Platz und überspielt den Film neu. Für die ungeduldig wartenden über 700 Besucher öffnen sich die Türen um 20 Uhr. Sie sehen auf der leeren Bühne nichts außer einer leeren Leinwand.
Die ehemaligen Straßenkinder ziehen ein Musikstück vor. Dann wieder eine lange Pause, die Landrat Harald Leitherer in seiner Funktion als Vorstand des Straßenkinderhilfevereins zum Bühnenauftritt veranlasst. "Es wird noch ein schöner Abend", verkündet er. Wieder Pause. Jetzt zieht auch Dietmar Schönherr seine fürs Ende geplante Rede vor. Er erinnert an die erste Begegnung mit Weber in Südtirol. Sechs Stunden habe man sich über das Filmprojekt unterhalten, habe gemerkt, dass man wegen gleichartiger Projekte - er in Nicaragua, Weber in Bolivien - gleichgesinnt sei. "Wir sind enge Freunde geworden", sagt Schönherr und lobt die Zusammenarbeit für den Film als professionell. Weber habe "Los Abandonados" "phänomenal gut vorbereitet". Deshalb seien ihm die offensichtlichen Probleme "unerklärlich". Leicht polemisch verpackt erinnert Schönherr dann daran, dass er seinen ersten Film 1943 gedreht habe und dieser Film "tatsächlich auf der Leinwand zu sehen war". Er erntet die Lacher. Dass Weber eine schreckliche Stunde durchmache, tue ihm gleichwohl "bitter bitter leid".
Weber kommt. Nur wenige haben trotz der fortgeschrittenen Zeit das Theater verlassen wie OB Gudrun Grieser. Die entschuldigte sich allerdings wegen eines Flugs nach Tunesien. Dem Landrat, der mit Theaterleiter Rüdiger Nenzel inwischen schon einen Ersatztermin für nächste Woche besprochen hat, signalisiert Weber die Startbereitschaft. Es ist nach 21 Uhr. Ende gut? Mitnichten. Weber hat die Kopien vertauscht und eine katastrophal Synchronisierte erwischt.

Dennoch Happy End, zumal nach kurzer Suche auch die Trophäen für die Schauspieler unter dem Moderationstisch auftauchen. Vivi Bach verteilt die kleinen "Oscars", begleitet vom Jubel für die Schauspieler und den Film, der laut Schönherr "in spanisch gesprochen viel schöner ist" und in dieser Fassung seinen Satz erklärt, dass "Los Abandonados" die "Geburtsstunde eines großen Filmemachers werden könnte". An Weber richtet er nach einer Umarmung den Satz, dass "Film Teamarbeit ist, sonst wäre Dir so eine Panne nicht passiert". Der Film soll im Fernsehen gezeigt werden. Wegen des Chaos im Theater will Weber Los Abandonados in Schweinfurter Kinos bringen.