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SCHWEINFURT: Papa Sportler, Mama Genie

SCHWEINFURT

Papa Sportler, Mama Genie

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    Bestes Genmaterial: Mrs. Harvey-Thompson begutachtet Mama und Papa für ihr bestelltes „Quality Kid“.
    Bestes Genmaterial: Mrs. Harvey-Thompson begutachtet Mama und Papa für ihr bestelltes „Quality Kid“. Foto: Foto: Uwe Eichler

    Erst ist so ein Embryo nur ein winziger Shrimp, der dann rasch Herzklopfen und Konturen bekommt und am Ende eine richtige kleine Persönlichkeit wird. Das Wunder des Lebens sieht im Mutterleib ja noch ganz nett aus – nur will man die Zeit danach wirklich dem Zufall überlassen?

    In der Kellerbühne des Olympia-Morata-Gymnasiums leuchtet ein Werbefilm an der Wand: „Quality Kids“ heißt die Firma im gleichnamigen Theaterstück von Hans-Georg Kraus, die sich auf Produktion und Vermittlung gentechnisch optimierter Kinder spezialisiert hat. Das Ziel: Der Samenspender Spitzensportler und zweifacher Doktor, die Eizellen von einer Mathematikerin, die Besteller Fabrikanten: „Sie wählen, wir gebären!“

    Chefin Mrs. Goldwyn (Annika Geuß) hat am Schreibtisch alle Hände voll zu tun: Da sind die verzweifelten Harvey-Thompsons (Yasemin Erdogan und Margarita Demtschenko): Tochter Joanne alias Kerstin Keilholz schreibt in der Schule nur Zweier und Dreier , der „Wildwuchs“ schafft es selbst bei den Schwimm-Meisterschaften nur auf den dritten Platz: Durchschnitt.

    „Nimm es nicht so tragisch“, trösten die Eltern, „du wirst immer unser Sorgenkind bleiben.“ Der Edelnachwuchs soll nun von Samenspender Preisklasse A, „Mr. T“ (Kevin Kuhn) stammen, das Kind wird als Schnäppchen von einer „Mietgebärenden“, Mrs. Özgerül (Lisa Beck) ausgetragen. Ein Film aus dem Labor zeigt, wie Gynäkologin Dr. Norrison (Franziska Huttner) die Embryonen zusammenbastelt, der Überschuss kommt weg oder wird großzügig an sozial Schwache weiter verscherbelt, zum Vorzugspreis.

    Zwischendurch gibt's ein paar kleinere Komplikationen: Die Bürohilfe Mrs. Cheeks (Andrea Rösner) bringt die Gordons herein, Isabel Keidel und Stephanie Strahl: Ihr Wunschkind hat Mängel, kurze Beine, Pickel und ein Hohlkreuz, sieht überhaupt nicht so schön blond und blauäugig aus „wie in diesem alten deutschen Buch“. Die Reklamation darf Mrs. Clamati (Lisa Beck) büßen – und fliegt mit ihrem fünften missratenen Kind aus der Kartei. Bleibt die Hoffnung auf Mrs. Semivilla (Anja Neu), die sich fleißig durch den Fragebogen für angehende Nur-Gebärmütter ackert. Am Schluss macht auch noch Mrs. Auditore (Theresa Fleischmann) Furore: Die Mietgebärende hat schon wieder eine emotionale Bindung zum Kind in ihrem Bauch aufgebaut, will es behalten – obwohl es nun wirklich nicht ihr eigenes ist. „Wo sind wir hier eigentlich?“ schreit Mrs. Goldwyn vor voll besetzten Theaterrängen.

    Der ethische Horror als groteske Normalität: „Quality Kids“ ist ein Qualitätsstück des P-Seminars Theater, die Zwölftklässlerinnen betreute Heike Hartmann. Für Heiterkeit sorgt das Nebenprodukt: der selbstgedrehte Film zur Satire, in dem die modernen Frankensteins sich im OMG-Labor austoben dürfen.

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