Freitag, kurz nach 11 Uhr, ist es so weit: Der Oberbürgermeister begrüßt „alle, die mit besonderer Sehnsucht die Fertigstellung dieser Tiefgarage erwartet haben.“ Hinter ihm prangt aber der Schriftzug „Parkhaus Kunsthalle“ groß über der Einfahrt, die sofort mit einigen Gefälle abtaucht, um die Stadtmauer zu unterqueren. Hat sich der OB da gleich am Anfang nur versprochen?
Hat er nicht. Viele Male noch sprach er von der „Tiefgarage Kunsthalle, weil man die Dinge immer so bezeichnen sollte, dass sie den Inhalt wiedergeben“. Vor mehreren hundert Schweinfurtern eine ungewöhnlich deutliche und öffentliche Kritik an der Namensgebung der 15 Millionen Euro teuren neuen Tiefgarage, die auf vier Ebenen 470 Fahrzeugen Stellplatz bietet. 120 davon sind bereits dauervermietet, viele davon an die Mieter der Wohnungen, die derzeit oberhalb entstehen. Das heißt, dass 350 Plätze für den Kurzparkverkehr zur Verfügung stehen – für einen Euro pro Stunde.
Hat der Begriff „Parkhaus“ über dem Tiefgarageneingang auch die Geister etwas verwirrt und zu mancherlei Wortkombinationen angeregt, so stand die Leistung der Planer, der bauausführenden Firmen und ihrer Mitarbeiter bei Remelé und seinen Nachrednern völlig außer Frage. Die hätten es nämlich geschafft, trotz der hohen Komplexität des Bauwerks tief im Grundwasserbereich und des außergewöhnlich harten, langen Winters den engen Zeitplan für die Fertigstellung bis zum Beginn der Landesausstellung „Main und Meer“ (am 9. Mai) einzuhalten.
Die Zahlen zu der „größten Baustelle Unterfrankens“ (Remelé) klingen rekordverdächtig: 50 000 Kubikmeter Erdreich wurden aus der bis zu 15 Meter tiefen Baugrube ausgehoben. 5000 Kubikmeter Beton flossen in „Verbaupfähle“ und Rückverankerung, 13 000 Kubikmeter Beton und 1800 Tonnen Baustahl in den kompletten Rohbau der Tiefgarage.
Dann waren 20 000 Quadratmeter Wand- und Deckenflächen zu beschichten und, so der OB, 1300 Pläne zu zeichnen. Um ein „Aufschwimmen“ der Tiefgarage (durch Grundwasser) zu vermeiden, muss mit der noch ausstehenden Fertigstellung der dritten Obergeschossdecke der Wohngebäude ein Gegengewicht von 25 000 Tonnen aufgebaut werden. Remelé versprach den mehreren hundert neugierigen Schweinfurtern, die als Gäste die Eröffnung miterlebten, dass ihre Autos in der „Tiefgarage“ bestimmt nicht wegschwimmen werden.
Für die bauausführenden Firmen der „Arbeitsgemeinschaft Tiefgarage Hadergasse“, Riedel-Bau und Glöckle, freute sich Klaus Glöckle über die rechtzeitige Fertigstellung trotz der Widrigkeiten und Verzögerungen, die der lange Winter mit sich gebracht hatte. So habe man eine „Bauheizung“ installieren müssen, um 13 000 Quadratmeter Fläche zu beschichten. Die Heizkosten betrugen pro Tag bis zu 500 Euro. Auch Architekt Peter Ropertz betonte die Herausforderungen des Bauprojekts. Er dankte der Stadt wie den Firmen sowohl für schnelle Bearbeitung, als auch für volles Engagement, besonders in den letzten fünf Wochen.
Nach der Segnung der/des Tiefgarage/Parkhauses durch Dekan Rainer Fries und Pastorin Gisela Bruckmann schritten OB Remele, Ropertz, Carolin Glöckle und Stefanie Riedel zum Schnitt durch das obligatorisch rote Band. Dann stiegen sie in ein Elektromobil der Stadt und genossen das Recht der ersten Fahrt ins tiefer liegende „Parkhaus Kunsthalle“. Viele Bürger besichtigten das Bauwerk, andere bildeten bereits lange Schlangen vor Freibier und Bratwurststand.