Schon vor dem offiziellen Beginn der „Tango-Bibliotheksnacht“ hat sich vor der Grafenrheinfelder Bibliothek eine lange Schlange gebildet. Neben normalgekleideten Besuchern warten auch einige „Tangueras“ und „Tangueros“ in schwarzen Kleidern und Anzügen, bereit für den Tango Argentino und die Milonga.
Mit dem diesjährigen Motto hat das Team der Grafenrheinfelder Gemeindebibliothek – Anna Scharf, Doris Kaffer und Ulrike Then – anscheinend den Nerv der Zeit getroffen. Das Argentinienthema zieht viele Besucher auch von außerhalb nach Grafenrheinfeld zur alljährlichen Bibliotheksnacht. Manche kommen zum ersten Mal, wollen tanzen; doch viele sind Fans, die schon ganz unterschiedliche Veranstaltungen besucht haben. Und alles ist stimmig und beleuchtet die vielen Facetten des Landes und seines Tango Argentino.
„Tango heißt: kämpfe mit mir“
Es gibt argentinisches Bier, gar nicht so einfach zu bekommen, wie Anna Scharf schmunzelnd erläutert, Epanadas und Mate-Tee. Dazu präsentieren Marie Krizenecka und Jörg Pelzer in Showtanzeinlage verschiedene Tangovarianten voller Passion. Tango heißt nicht „liebe mich“, sondern „kämpfe mit mir“, hängt als Zitat von der Bibliotheksdecke. Es stammt vom kürzlich verstorbenen Musiker Ramon Regueira und beschreibt das typisch sinnliche, von Leidenschaft geprägte Lebensgefühl, das im Tanz, aber auch dem aufgeführten Einpersonenstück „Tango Tristesse“ von Dieter Grell zum Ausdruck kommt.
Nicht wirklich das Sinnbild eines heißblütigen Tangotänzers entfaltet der Schauspieler trotzdem auf der äußerst reduzierten Bühne mit minimalistischer Requisite aber großer Rhetorik eine „Amour fou“ mit tragischem Ausgang, an der der sinnliche Tango nicht unschuldig ist.
Schade nur, dass das begrenzte Raumangebot des büchereieigenen Lesesaals nicht allen Leuten die Chance auf diesen Theatergenuss ermöglichte. Dafür gab es dann noch verschiedene literarische Tipps von Anna Scharf und im Bürgersaal Milonga für alle, organisiert von Tango Passion Schweinfurt.