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GEROLZHOFEN: PCB, Asbest und statische Mängel

GEROLZHOFEN

PCB, Asbest und statische Mängel

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    PCB, Asbest und statische Mängel
    PCB, Asbest und statische Mängel

    Wer sich an die Sanierung schon etwas älterer Gebäude macht, muss immer mit unliebsamen Überraschungen rechnen. So ergeht es jetzt dem Landkreis mit der Ludwig-Derleth-Realschule im Gerolzhöfer Schulzentrum. Da kam es zwischenzeitlich recht dicke.

    Im derzeit eingerüsteten Gebäude, dem mit Waschbetonplatten verkleideten würfel-ähnlichen, rechten Schulhaus (Bauteil A), wurden Schadstoffe wie PCB und Asbest entdeckt – und es wurden statische Unzulänglichkeiten festgestellt.

    Nach der neuen Kostenkalkulation, die jetzt vom Kreisausschuss abgesegnet wurde (wir berichteten), erhöht sich das ursprünglich mit 8,77 Millionen Euro angesetzte Budget um 605 000 Euro auf knapp 9,4 Millionen Euro.

    Durch die Beseitigung der entdeckten Schadstoffe und die Behebung der statischen Probleme könnte auch der Zeitplan für die Fertigstellung der Generalsanierung ins Wanken geraten.

    Nach Aussage von Architekt Ingolf Gössel vom Stuttgarter Architekturbüro Gössel + Kluge habe man bei der Sanierung Schadstoffe, insbesondere PCB, in solch einer Menge und Konzentration entdeckt, dass es beseitigt werden musste, um Schüler und Personal nicht zu gefährden. Dieser Sanierungsaufwand beläuft sich auf 179 000 Euro. Die Behebung der statischen Mängel verschlinge weitere 100 000 Euro.

    Zudem hat die überhitzte Baukonjunktur für einen deutlichen Preisanstieg gesorgt. So hätten die Ausschreibungsergebnisse der letzten Wochen deutlich über den nach der Kostenberechnung vorgesehenen Beträgen gelegen und Mehrkosten von voraussichtlich rund 326 000 Euro verursacht.

    Was die Schadstoffe anbelangt, so wurde in erster Linie PCB in den Fugen der Außenwände zwischen den Waschbetonplatten vorgefunden. Dazu kamen Asbest in WC-Trennwänden und im Kleber des Bodenbelags, sowie Künstliche Mineralfaser (KMF) in der Glaswolle in der Dachdämmung und den Anschlussfugen der Fenster.

    Erste Anzeichen für eine gewisse Schadstoffbelastung hatte es vor einigen Jahren schon gegeben, als wegen Raumnot Klassen in den Keller verlegt werden mussten. Damals ließ der Landkreis den dortigen Bodenbelag untersuchen mit dem Ergebnis, dass ein asbesthaltiger Kleber vorgefunden wurde. Darüber waren Schulleitung, Hausmeister, Reinigungsdienst, Handwerker und im Haus tätige Fremdfirmen informiert worden.

    Thorsten Wozniak, Pressesprecher des Landkreises: „Bei sachgemäßer Behandlung des Fußbodens besteht in derartigen Fällen keine Gefahr.“ Dieses schon etwas ältere Untersuchungsergebnis hatte auch der Architekt erhalten.

    Das PCB in den Fugen der Außenwände stelle kein Problem dar und auch Asbest sei in gebundener Form unschädlich, so der Pressesprecher weiter. Deshalb habe hier sowohl für Schüler noch für Bauarbeiter eine Gesundheitsgefahr bestanden. Da es zuvor auch keine Hinweise auf solche Schadstoffbelastungen insbesondere durch PCB gegeben habe, seien auch keine Raumluftmessungen veranlasst worden.

    Als während der laufenden Bauarbeiten die Belastung mit den Schadstoffen bekannt wurde, habe der Landkreis als Bauherr einen sofortigen Baustopp verhängt, umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen und das Gewerbeaufsichtsamt sowie Sachverständige eingeschaltet. Das Gebäude wurde nach außen abgekapselt, Arbeiter haben mit Schutzanzügen und Atemmasken die Schadstoffe fachgerecht verpackt, ehe sie zur Entsorgung auf eine Schadstoff-Deponie gebracht wurden. Die Arbeiten, so Wozniak, seien von zertifizierten Fachfirmen ausgeführt worden.

    Was die statischen Unzulänglichkeiten anbelangt, so ist davon ebenfalls nur der Waschbeton-Würfel, also das rechte der Realschulgebäude, betroffen, in dem sich auch das Rektorat und Sekretariat der Realschule befinden. Der Landkreis legt Wert auf die Feststellung, dass zu keinem Zeitpunkt eine Instabilität für das Bauwerk als solches vorgelegen habe. Aufgrund der mangelnden oder fehlenden Verstärkung und Befestigung des Betons wie üblich durch Stahl hätten sich theoretisch jedoch Teile der Abschlusswand zur Verdeckung des Daches (Fachbegriff: Attika) oder Brüstungen der Außenfenster lösen können. Dass dies nicht geschehen ist, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass sich die Brüstungen im Verbund mit den Fenstern quasi bis jetzt gehalten haben. Auf die Mängel hätten zuvor keine äußeren Anzeichen und Erscheinungen wie Risse hingewiesen.

    Das Gebäude war im Jahr 1966 noch vom früheren Landkreis Gerolzhofen errichtet worden, um hier die Schüler der Kreisberufsschule zu unterrichten und die Verwaltung unterzubringen.

    Derartige Probleme, so Thorsten Wozniak, seien bei den anderen zwei Gebäude-Komplexen der Ludwig-Derleth-Realschule schon aufgrund der Ausführungsart nicht zu erwarten. Hier handelt es sich um den ebenfalls 1966 errichteten nördlichen Trakt (den so genannten Baukörper C), in dem sich einst die Lehrwerkstätten der Kreisberufsschule befanden, und um den 1983 bezogenen Zwischenbau mit der Aula und den zusätzlichen Klassenräumen (Baukörper B).

    Angesichts der aufgetauchten Probleme hinsichtlich Schadstoffbelastungen und Statik kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass der rechte Bau nicht, wie geplant, unmittelbar nach den Weihnachtsferien schon wieder zur Verfügung steht, sondern erst im Laufe des Januars 2012, so der Pressesprecher des Landratsamtes.

    Wenn dem so wäre, hätte dies auch Verzögerungen bei der Sanierung der Bauteile B und C zur Folge. Bisher ist hier die Fertigstellung noch vor Ende der Sommerferien 2012 anvisiert worden.

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