Dass die Erde sich dreht, ist allgemein bekannt. Das war aber nicht immer so: Jean Bernard Léon Foucault (1819 bis 1868) wies mit dem später nach ihm benannten Pendel 1851 im Keller seines Hauses erstmals die Erdrotation nach. Das Funktionsprinzip: Die Schwingungsebene des Pendels bleibt relativ zum Weltall fest und unverändert, während sich das Hörsaalgebäude mit der Rotation der Erde langsam unter dem Pendel wegdreht.
Pro Tag 275 Grad
So entsteht für den fest mit der Erde verbundenen Betrachter der Eindruck, die Schwingungsebene des Pendels selbst drehe sich langsam weiter. Dieser Effekt nimmt mit dem Abstand vom Äquator zu und beträgt an den geografischen Polen genau 360 Grad pro Tag. „In Schweinfurt bei 50 Grad nördlicher Breite dreht sich die Pendelebene pro Tag um 275 Grad“, erklärte FH-Vizepräsident Johannes Brändlein anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme.
„Dieser Foucaultsche Effekt wurde zwar schon 1660 vom italienischen Physiker und Mathematiker Vincenzo Viviani entdeckt, jedoch erst durch den französischen Physiker Jean Bernard León Foucault 1851 öffentlich publik gemacht. Mit diesem Nachweis war es dem Wissenschaftler gelungen, die Eigendrehung der Erde überzeugend nachzuweisen mit dem Ergebnis, dass die römisch-katholische Kirche ihren mehr als zwei Jahrhunderte dauernden Widerstand gegen die koperni-kanische Lehre aufgab“, heißt es in einer Mitteilung der Fachhochschule.
Die optische Umsetzung des Effekts fasziniert viele Menschen: „Foucaultsche Pendel“ hängen unter anderem in zahlreichen Museen, Schulen und Hochschulen sowie Planetarien in zahlreichen Ländern.
Ermöglicht wurde der Pendel-Bau durch Sponsoren, denen FH-Präsident Heribert Weber dankte. Das rund 10 000 Euro teure Projekt kam ins Rollen, nachdem Ludwig Stefan vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Dittelbrunn mit seiner Idee bei Rainer Fischer von der Fakultät Allgemeinwissenschaften der Fachhochschule auf offene Ohren gestoßen war. In der Firma FMS, Fränkischer Maschinen- und Stahlbau (Gochsheim), fand sich ein Sponsor, der die anspruchsvolle Aufgabe meisterte, ein formschönes Pendel zu bauen und unter dem Dach zu verankern. Ästhetik und Eleganz bescheinigte auch FH-Präsident Weber.
Das Besondere am Schweinfurter Pendel: Die 24 Kilogramm schwere Stahlkugel – gefertigt in einem Gusswerk in Gerolzhofen, gedreht und verchromt bei FAG – hängt an einem 11,43 Meter langen Stahlseil und reicht nicht bis zum Boden sondern endet in etwa vier Meter Höhe. Ein Stahlkorb gewährleistet, dass die FH-Besucher gefahrlos unter dem Pendel durchgehen können. Gleichzeitig sind dort Leuchtdioden angebracht, die den vom Pendel im Laufe des Tages überschwungenen Bereich sichtbar machen. 6,64 Sekunden dauert eine Schwingung. Ein Elektromagnet erteilt der Kugel regelmäßig einen kleinen Impuls, damit es nicht stehen bleibt, und unter der Aufhängung verhindert ein Charron-Ring, dass das Pendel ins Schlingern kommt.
Gäste können das Pendel während der Öffnungszeiten der Fachhochschule im großen Rundbau besichtigen. Eine Wandtafel erklärt die Funktionsweise. Das Pendel soll per Webcam bald auch den Weg ins Internet finden.