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Gerolzhofen: Pfarrer Apel: Die Osterbotschaft findet ihre eigenen Wege

Gerolzhofen

Pfarrer Apel: Die Osterbotschaft findet ihre eigenen Wege

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    Pfarrer Reiner Apel.
    Pfarrer Reiner Apel. Foto: Klaus Vogt

    Ostern – das ist eigentlich ein Draußen-Fest. Überall erwacht die Natur aus dem Winterschlaf, die Bäume tragen frisches Grün, die Gärten und Wälder sind voll von Blüten. Doch in diesem Jahr sind die Gefühle gedämpft mit Sorgen: um seine Lieben, um die eigene Gesundheit und die wirtschaftlichen Perspektiven. Osterfreude kann sich schwerer äußern, wenn man sich aus vernünftiger Vorsicht nicht umarmen, vielleicht nicht einmal besuchen kann.

    Eine der schönsten Ostergeschichten spielt draußen, in einem Garten nahe dem Grab Jesu. Maria, Jesu Jüngerin aus Magdala, steht da und weint. Da spricht ein Unbekannter sie an. Sie erkennt ihn nicht, erst, als er sie beim Namen anspricht: „Maria!“ Freudig erregt antwortet sie: „Rabbuni“ – Meister. Er aber bremst abrupt ihren Wunsch nach Nähe: „Rühre mich nicht an“, oder anders übersetzt: „Halte mich nicht fest“. So, wie wir es uns in den letzten Wochen mühsam antrainiert haben – nicht zu nahe kommen, Abstand halten, engen Körperkontakt vermeiden – muss sich nun auch Maria zurückhalten. Ihr freudiges Wiedererkennen gerät ins Stocken.

    Respektvolles Zurücktreten

    An ihrer Stelle geht es nun nicht um Vernunft und Vorsicht, sondern um respektvolles Zurücktreten vor dem Geheimnis dieses Jesus von Nazareth, seinem Tod und seinem gerade neu erschienenen Leben. Sie hält inne. Das Besondere eines Menschen erkennt man oft nicht, wenn man zu nahe herantritt; man verliert sich in den Einzelheiten. Ein wenig Abstand erst ermöglicht den Blick auf das gesamte Bild. Diese Zurückhaltung verhindert nicht, dass die Neuigkeit ankommt und weitergegeben wird: „Er lebt“.

    Auch hier war die Verbreitung, nach anfänglichem Schock und Verunsicherung, wohl schnell und exponentiell anwachsend, von der einen, Maria Magdalena, zu den vielen. Direkter Kontakt war früher der einzige Weg, Nachrichten zu verbreiten; Briefe und Boten haben die Entfernungen überbrückt. Heute sind Drucktechnik und all die elektronischen Medien hinzugetreten, die auch die Kirchen schon seit Jahren immer mehr nutzen, wie wir alle.

    Aber ich bin nicht sicher, ob sie uns nur gut tun. Die Fülle überfordert, Vieles ist schneller, unpersönlicher und ruppiger geworden. Immer wieder muss ich hinterfragen, ob diese Nachricht oder Mail tatsächlich Auswirkungen auf meine Arbeit oder mein Leben hat, und welche Reaktion dann angemessen ist.

    Ein Drinnen-Ereignis

    Die Nachricht der Maria aus Magdala hat sich wohl deswegen so verbreitet, weil sie die Menschen bewegte, sie im Innersten ansprach und in Bewegung brachte. Ihr Weg von den Tränen zu Überraschung, Staunen und Freude hat diejenigen, die ihr Glauben schenkten, innerlich angerührt und angespornt. Zwischen Traurigkeit, Vergeblichkeit und Endlichkeit tauchte da eine ungeahnte Möglichkeit auf, das eigene Leben in einem neuen, hoffnungsvollen Licht zu sehen. Insofern ist Ostern vor allem und zuerst ein Drinnen-Ereignis, in jedem für sich: tief in uns neue weckt es Kräfte und Zuversicht, die auf andere ausstrahlt. Den unvermeidlichen Belastungen und Sorgen wird Freude zur Seite gestellt.

    Wenn nun in diesem Jahr die traditionellen kirchlichen Gottesdienste und Feiern wegfallen müssen. bin ich doch sicher, dass die Osterbotschaft ihre eigenen Wege findet, das Drinnen vieler Menschen zu erreichen. Vielleicht spornen die gegenwärtigen Beschränkungen gerade die Kreativität an, auf andere Weise Glauben, Zusammenhalt und Gemeinschaft Ausdruck zu geben. Ein Beispiel wäre das gemeinsame Festläuten aller Kirchen am Ostersonntag um zwölf Uhr. Vor allem aber: Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, in dieser Zeit, wenn einiges von den äußeren Anforderungen und Ablenkungen wegfällt, dem trost- und hoffnungsbedürftigen Inneren mehr Wohlwollen und Aufmerksamkeit zu schenken. Von dort heraus kann es Ostern werden. Lassen Sie sich überraschen!

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