(hh) „Wenn der Fokus weg von der Behinderung hin zu den Fähigkeiten eines Menschen gelenkt wird, werden körperbehinderte Menschen von Unternehmen in einem anderen Licht gesehen.“ Zitiert Pawel Luczak, der weiß, wovon er spricht: Der 29-Jährige aus Schweinfurt ist schwer sehbehindert und hat mit Hilfe der Pfennigparade einen Arbeitsplatz in Nürnberg gefunden.
Ein Jahr vor Abschluss seines Physikstudiums an der Uni Würzburg wurde bei Luczak eine schwere Augenkrankheit diagnostiziert. Die Hiobsbotschaft: Die Krankheit wird zum allmählichen Verlust der Sehkraft führen. Luczak schaffte zwar sein Diplom, eine „Neuorientierung war aber geboten“.
Die Informationstechnologie erschien am sinnvollsten, weil in diesem Bereich auch schwer Sehbehinderte und Blinde tätig werden können. Wissen, das er sich im Studium angeeignet hatte, und verschiedene Praktika ermöglichten den Wechsel in den IT-Bereich. Eigene Bemühungen, eine Anstellung zu finden, schlugen aber fehl. Über eine Stellenausschreibung im Internet wurde Luczak auf die „Pfennigparade“ aufmerksam. Diese Stiftung mit Sitz in München gehört zu den größten Rehabilitationszentren für körperbehinderte Menschen in Deutschland. Zwei Säulen der „Pfennigparade“ sind die „besonderen Werkstätten“. Die sind neben München noch in der Region Franken sowie in Stuttgart und Frankfurt aktiv. Und zwar für Dienstleistungen im kaufmännischen (Bürokommunikation und Grafikdesign-Service, kurz BKG) wie technischen und im IT-Bereich (PSG für Programmier-Service GmbH).
Diese beiden Werkstätten wiederum sind Einrichtungen zur beruflichen und sozialen Eingliederung Körperbehinderter, wobei das Spektrum vom Lehrberuf bis zum Hochschulabschluss reicht. Unternehmen können über die „Pfennigparade“ Bewerber auswählen, die daraufhin in der Werkstatt ganz normale sozialversicherungspflichtige Arbeitsverträge mit marktüblichen Gehältern erhalten.
Auf diese Weise können Leistungsfähigkeit, berufsspezifische Kenntnisse und soziale Kompetenzen in einem normalen Arbeitsumfeld trainiert werden. BKG und PSG übernehmen dabei zum Beispiel Kosten für Fehlzeiten und Weiterbildung. Oberstes Ziel ist, behinderte Menschen soweit zu fördern, dass der Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt gelingt.
Pawel Luczak schaffte diesen Sprung. Zunächst fand er im vergangenen Jahr über die PSG bei der CentoSoft in Nürnberg einen ausgelagerten Arbeitsplatz. Die GmbH entwickelt unter anderem anspruchsvolle Software. Zum Jahreswechsel auf 2009 wurde der 29-Jährige fest übernommen. „Wir haben mit Herrn Luczak einen hochmotivierten und hochqualifizierten Mitarbeiter für unser IT-Team gewonnen“, freut sich CentoSoft-Geschäftsführer Gottfried Paulus.
BKG und PSG machen seit Jahren die Erfahrung, dass die Motivation behinderter Mitarbeiter enorm hoch ist. Denn für sie steht oftmals die Arbeit viel stärker im Mittelpunkt des Lebens als für Nichtbehinderte. Die Pfennigparade sucht Unternehmen wie die Firma CentoSoft, die soziale Verantwortung übernehmen und Menschen trotz Handicaps eine Chance geben, mitten im Arbeitsleben zu stehen.
Weitere Informationen unter www.pfennigparade.de, www.psg-online.com, www.bkg-service.de. Unternehmen und qualifizierte Menschen mit Körperbehinderung können sich direkt an Shirley.Hofmann@psg-online.com, Tel. (0 95 71) 89 68 24, wenden.