Woran erkennt man, dass wieder Pflasterklang in Schweinfurt ist? An spontaner Menschen-Trauben-Bildung. Wenn man durch die Innenstadt schlendert an einem Samstag, sich immer wieder wundert, warum vor einzelnen Häusern teils mehrere hundert Menschen im Kreis stehen, klatschen, lachen, mitsingen und sich des Lebens freuen, wenn an der einen Ecke australische Didgeridoo-Klänge zu hören sind und eine Ecke weiter Irish Folk diesen ablöst, dann, ja dann ist wieder Pflasterklang.
In diesem Jahr feierte der Pflasterklang 21. Geburtstag und Gerald Günther, Geschäftsführer des Veranstalters KulturPackt, zog überaus zufrieden Bilanz. Denn er und sein Team gingen ein Wagnis ein, das sich vollauf gelohnt hat: Man zog den Pflasterklang vom etablierten Datum Anfang September auf Anfang August vor.

Damit wollte man zum einen die Veranstaltungs-Vielfalt im Spätsommer ein wenig entzerren. Zum anderen auch etwas zu Beginn der großen Ferien in Bayern bieten. Der Plan ging auf. Mehrere tausend Menschen waren in der Stadt unterwegs, vor allem am Abend war das Gedränge an der Gutermann Promenade so groß wie schon seit langem nicht mehr und trotzdem war es ein Abend voller gelöster Stimmung.
Wie überhaupt der Pflasterklang sich schon immer durch seine gelöste Stimmung und seine Relaxtheit auszeichnet. Regenschauer am Morgen oder immer wieder mal zwischendrin. Das schreckt keinen, dann wartet man eben ein paar Minuten. Partyboote voller Feierlärm und quietschende Güterzüge am Abend auf der Bahnstrecke, dann gibt's eben eine Verschnaufpause.
Das Wichtigste brachte die deutsche Sängerin Steph aus Berlin bei ihrem umjubelten Auftritt am Rückert-Denkmal am Nachmittag zum Ausdruck. "Das Leben feiern" war der Refrain ihres letzten Songs, er könnte als Motto des ganzen Tages gelten.
Neben der wunderbaren Grundstimmung gab es einige Perlen, die den Pflasterklang wiederum künstlerisch auf ein neues Niveau hoben. Zum einen das Wiener Trio Cobario, zwei Gitarristen und ein Violinist, die mit angenehmen Wiener Dialekt und unübertroffenem Charme ihre Wiener Melange aus Jazz, Folk, Pop und Klassik tagsüber und abends boten.

Seit 13 Jahren machen die Drei Musik, in der Wälzlagerstadt waren sie überraschenderweise noch nie. Die Premiere nun war hoffentlich keine Eintagsfliege. Wie bei vielen anderen Auftritten auch, verteilte die Gruppe Zettel, auf denen man sich eintragen konnte. Wessen Stadt am meisten genannt wird als Auftrittsort, die wird im darauf folgenden Jahr beehrt.
Ein Konzept, mit dem Cobario gut fahren, waren sie doch so schon in 35 Orten in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Schweinfurter unterschrieben.

Diese Gruppe mit ihrem einzigartigen Sound, vielen ruhigen und besinnlichen Liedern und einer selten gehörten Symbiose zwischen Gitarren und Violine auch einmal in ruhigem Ambiente wie der Disharmonie zu hören, dürfte den Eindruck, dass hier drei Vollblutmusiker mit Leib und Seele bei der Sache sind, noch verstärken.

A propos mit Leib und Seele dabei sein: Das galt ganz genauso für Schweinfurts derzeitiges Tanz-Aushängeschild, die mittlerweile weltweit auftretende Dancefloor Destruction Crew, kurz DDC. Sie weilte zum ersten Mal beim Pflasterklang, was auch damit zu tun hatte, dass man die neue feste Location am Kessler Field vorstellen wollte. Die DDC-Factory will sich zu einem kreativen Hotspot in der Stadt entwickeln.

Mit ihrer Street-Show lag die DDC auf jeden Fall schon mal richtig, begeisterte vor allem die vielen Kinder, zeigte Salti und Breakdance-Moves, dass einem schwindelig werden konnte, bot den Schweinfurt-Rap und vermittelte genau das Lebensgefühl, das den Pflasterklang zu einem Muss im Kulturleben Schweinfurts macht: Das Leben feiern.
