Früher war es das Gartenhaus in der Grünanlage, die das Harmoniegebäude umgab. Der Volksmund nennt es wegen der jahrzehntelangen Nutzung durch den Vogelschutzverein allerdings längst „Vogelschutzhäuschen“. Ob das Schmuckstück früherer Jahre diesen Namen auch nach der am Donnerstag im Bauausschuss des Stadtrates beschlossenen Neunutzung behalten wird, bliebt abzuwarten: Aus dem Vogelschutzhäuschen wird eine öffentlich Toilettenanlage.
Frühere Realisierung scheiterte am Umzug des Vogelschutzvereins
Seit Jahren wird über diese Möglichkeit diskutiert. Erst Recht nach der erledigten Umgestaltung der Mainlände, die in zwei Bauabschnitten zunächst von der Maxbrückenkreuzung bis zur Marienbach-Einmündung und dann bis zum Jugendgästehaus erfolgte. Der Bedarf für eine solche Anlage wurde wegen des dort vorbeiführenden Maintal-Radwegs und der verstärkten Nutzung der Mainlände als Naherholungsgebiet schon in den Planungen genannt. Mit der Eröffnung des Stadtstrands kam ein weiterer denkbarer Nutzer hinzu.
Gescheitert ist das Vorhaben aber bisher an den über die Jahre fehlgeschlagenen Versuchen, dem Vogelschutzverein eine Alternative anzubieten. Seit 1966 war der Verein Mieter des Häuschens am Main. Im ehemaligen Harmonie-Gartenhaus bauen Mitglieder des Vogelschutzvereins Nistkästen und Vogelhäuschen zusammen, die auch zum Verkauf angeboten werden. Des Weiteren befindet sich im Erdgeschoss die Verkaufsstelle für Vogelfutter und ein kleiner Lagerplatz.
Neuer Standort der Vogelschützer ist nun die Gartenstadt
Ein neuer Standort ist nun gefunden und geholfen hat dazu das Ende des Kleintierzuchtvereins im Kleinflürleinsweg in der Gartenstadt. Deren Vereinsheim wird nun die neue Adresse der Vogelschützer mit den genannten Angeboten. Der Verein nennt laut Liegenschaftsamtsleiter Hans Schnabel sein neues Domizil vor allem auch wegen der angegliederten Parkplätze ideal, die Besucher müssen die Vogelfutterpakete und Nistkästen schließlich auch abtransportieren können. Ende des Jahres verlässt der Vogelschutzverein den Main.
Bis die Toilettenanlage aber ihrer Bestimmung übergeben wird, geht noch mehr als ein Jahr ins Land. Der Grund: der Zustand des Gebäudes mit einem Sandsteinsockel und dem Fachwerkaufbau. Eine Komplettsanierung ist nötig. Laut Markus Sauer, dem Leiter von Hochbauamt und Stadtentwicklung, müssen alle Elektro-, Wasser- und Abwasserleitungen erneuert werden. Auch eine neue Decke scheint nötig. Im Untergeschoss kommen ein Behinderten-WC sowie ein Putz- und Lagerraum, im Obergeschoss die Damen- und Herrentoiletten. Die heutige Ansicht bleibt weitgehend erhalten.
Sanierungskosten sind wegen des maroden Zustands erstaunlich hoch
Wegen der umfassenden Sanierungsnotwendigkeit ist an eine zunächst geplante Eröffnung im Sommer 2017 nicht zu denken. Sauer vertröstete auf das Frühjahr 2018. Die Kosten belaufen sich wegen des Zustands auf 210 000 Euro. Die Stadt erwartet 60 Prozent an Zuschüssen aus dem Förderprogramm „Stadtumbau West“. Aus diesem Topf gab es schon Zuschüsse für die Umgestaltung der Mainlände.
In der Diskussion spielten der Stadtstrand und die Toilettennutzung durch diese Gäste die Hauptrolle. Herbert Wiener (SPD) und Ulrike Schneider (SWL) forderten eine Kostenbeteiligung, weil die Betreiber sonst gegenüber anderen Gastronomen eine „unberechtigten Vorteil“ hätten (Schneider).
Nach einer Lösung mit dem Stadtstrandbetreiber wird gesucht
Der Betreiber habe natürlich großes Interesses, was aus städtebaulichen Gründen nicht minder für die Stadt gelte, sagte Sauer und meinte, dass der heute Stadtstrand-WC-Container dann verschwindet. An den Sanierungsmosten werde er sich aus förderrechtlichen Gründen nicht beteiligen, was übersetzt hieß, dass der Stadtstrand für die Nutzung und Reinigung (mit)zahlt. Laut Baujurist Jan von Lackum werde man hier „rechtzeitig eine zulässige Lösung finden“. Baureferent Ralf Brettin stellte klar, dass die Stadt das Klohäuschen wegen der anderen Nutzer (Radfahrer, Wanderer, Freizeit) in jedem Fall saniert und umgebaut hätte, man den Stadtstrand aber als Nutzer aus den genannten Gründe natürlich mit ins Boot zu nehmen versuche.