Draußen wird den Passanten noch der Mund wässrig gemacht: „Großes Pilzspektakel“ steht dort auf den Werbetafeln, passend zum ausklingenden Sommer 2011. Doch seit dem 23. August bleibt in der traditionsreichen Schweinfurter Gaststätte Brückenbräu an der Mainberger Straße die Küche kalt. Grund ist laut Aushang eine Erkrankung des Pächters, Josef Albert. Dahinter steckt aber auch ein Insolvenzantrag, der im August durch dessen Frau Petra gestellt wurde.
Sowohl bei der Brauerei Roth, die das Gebäude im Auftrag der Erbengemeinschaft Roth verpachtet und den Bierliefervertrag hierfür hat, als auch in der für das Insolvenzverfahren zuständigen Würzburger Kanzlei Hanselmann & Römermann geht man momentan nicht von einer Fortführung des Betriebs durch die Familie Albert aus.
Im April 2008 schien deren Engagement im Brückenbräu erstmals beendet, als Josef Albert aufgrund von Zahlungsrückständen bei Pacht, Löhnen, Sozialkassen und Lieferanten einen ersten Insolvenzantrag stellen musste. Dieser wurde seinerzeit durch den Würzburger Rechtsanwalt Frank Hanselmann betreut und im Zuge einer „übertragenden Sanierung“ über einen innerfamiliären Pächterwechsel abgewickelt.
Gesundheitliche Probleme
Fortan fungierte seitdem Petra Albert als Betreiberin der Gaststätte mit ihrem repräsentativen Wirtshaussaal, mehreren Nebenräumen und dem Biergarten mit Blick auf den Main. Die Familie habe „viele Maßnahmen eingeleitet, um den Betrieb effizienter zu führen“, so die vorläufige Insolvenzverwalterin Andrea Wollner gegenüber dieser Zeitung.
Dennoch waren offensichtlich die Kostenbelastungen aus den „Altlasten“ und insbesondere die Bankverbindlichkeiten zu hoch. Zumal sowohl bei dem gelernten Koch, Küchenmeister und Konditor Josef Albert, der seit einem Arbeitsunfall eine anteilige Berufsunfähigkeitsrente bezieht, als auch bei Petra Albert zunehmend gesundheitliche Probleme aufkamen, die eine reibungslose Führung des Hauses nicht mehr möglich machten.
Seit 2005 waren die Alberts Pächter im Brückenbräu, zuvor hatten sie als Wirtsleute ab 1994 das Schweinfurter Kolpinghaus betrieben. Dort pflegten sie enge Kontakte zur Kolpingfamilie und waren für ihre engagierte Gaststättenführung sehr angesehen.
Auch im Brückenbräu hatten die Alberts einen soliden Gästestamm; allerdings verlangte das deutlich größere Haus ungleich höheren persönlichen Einsatz. Von „15-Stunden-Tagen“ und einer „Sechs-Tage-Woche“ spricht Josef Albert, der zunehmend Überlastungssymptome zeigte und den jetzigen Entschluss, den Betrieb aufzugeben, „auf ärztlichen Ratschlag hin“ fasste.
Biergarten lief schlecht
Auch seine Frau sei in den vergangenen Monaten „abgearbeitet“ gewesen, zudem lief das Biergartengeschäft in diesem Sommer schlecht, sodass dem hohen Zeitaufwand eine vergleichsweise niedrige Rendite gegenüber stand. Insgesamt zehn Voll- und Teilzeit-Mitarbeiter, darunter ein Lehrling, verlieren durch die Schließung ihren Job, „wir sind aber guter Dinge, dass wir unseren Auszubildenden bei einem Kollegen unterbringen können“, so Josef Albert.
Pikant ist die Causa Brückenbräu nicht nur wegen der doppelten Insolvenz in der Familie Albert, sondern auch wegen des Engagements von Josef Albert als Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG) in Schweinfurt Stadt und Land. Innerhalb des Vorstands war man am Montag von den Vorgängen rund um das Brückenbräu nicht informiert, wusste allerdings von den gesundheitlichen Problemen der Wirtsleute.
Albert hatte den Kreisvorsitz im Jahr 2002 übernommen, könnte 2012 also sein zehnjähriges Jubiläum begehen. Unter seiner Führung kam Bewegung in den Verband, wurden Bier, Wild- und Rotwein- und im vergangenen Jahr sogar Bratwurstwochen durchgeführt, das Angebot der regionalen Gastronomen in den Fokus des öffentlichen Interesses rückten.
Wie es im Verband weiter geht, konnte Albert am Montagabend noch nicht sagen – er wolle zunächst mit seinen Vorstandskollegen sprechen. Persönlich müssten er und seine Frau Petra – auch sie ist gelernte Konditorin – sich nun „neu orientieren“ und suchen nach einer Anstellung.
Edgar Borst (Brauerei Roth) ist ebenfalls auf der Suche – nach einem neuen Betreiber für das markante Anwesen an der östlichen Stadtausfahrt, das er als „sehr interessantes Objekt“ bezeichnet, wenn jemand mit einem geeigneten Konzept käme.