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POETRY SLAM: Poetry Slam hat sich etabliert

POETRY SLAM

Poetry Slam hat sich etabliert

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    Manfred Manger startete 2006 mit den ersten Poetry-Slam-Veranstaltungen in Schweinfurt und hat dieses Format mittlerweile hier etabliert.
    Manfred Manger startete 2006 mit den ersten Poetry-Slam-Veranstaltungen in Schweinfurt und hat dieses Format mittlerweile hier etabliert. Foto: Foto: Lamber

    Natürlich, in Corona-Zeiten ist auch alles anders für Poetry Slamer, keine Frage. Kein Scheinwerferlicht, kein Auffalten der Texte auf der Bühne, kein Zurechtrücken des Mikros, kein Blick ins Publikum, kein Scherzen mit den Gästen, kein Vortrag, kein Genießen des Applauses. Und doch: Gerade Poetry Slam wird von Corona profitieren, vor allem wenn das Virus besiegt ist und es irgendwann auch wieder eine Poetry-Slam-Saison geben wird. Denn dann wird es auch wieder jede Menge nachdenkliche Texte geben über Auswirkungen und Einschränkungen, die das Coronavirus über unseren Alltag gebracht haben. Jetzt ist die Zeit der Poeten.

    Vor 14 Jahren brachte Manfred Manger den Poetry Slam nach Schweinfurt. Die ersten Auftritte in der Disharmonie, auch heute noch wichtiger und dauerhafter Partner. Nach wie vor hat das Format Anziehungskraft, der Saisonabschluss in der Rathausdiele Anfang März vor den Corona-Beschränkungen war ausverkauft.

    Und es zeigte sich wieder, was den Poetry Slam so stark und besonders macht. Es ist nicht nur immer anders, immer erfrischend, es ist auch ein sehr unmittelbares Format: Für denjenigen, der performt („Man kann seine Texte testen, bekommt sofort eine Reaktion“, Manger), und natürlich auch für den, der zuhört. Es kommt auf den selbst geschriebenen Text an, keine Requisiten, kein Gesang. Es gilt, in sechs Minuten das Publikum durch Performance und Lyrik zu überzeugen, Eindruck zu hinterlassen. Manger liebt das Format, zumal es universell ist. Denn es spielt keine Rolle, in welcher Sprache man performt, ein englischsprachiger Slamer kann genauso auf einer deutschen Bühne stehen wie ein Deutscher in den USA. In der „Slamily“, also der Slam-Familie, kennt jeder jeden und vor allem empfindet man sich als genau das: als Familie. Neid und Missgunst gibt es nicht, sondern nur die Freude an der Lyrik und der Sprache. Es gibt ein schönes Sprichwort, das das verdeutlicht: „Wenn du das Gedicht nicht verstehst, musst du es fühlen.“

    Manfred Manger ist mit seinem Herzens-Projekt zu einem wichtigen Bestandteil der Schweinfurter Kulturszene geworden. Der gelernte Erzieher, der im Haus Mariental arbeitet, widmet sich seit 2002 seiner Leidenschaft Lyrik – sein „Steckenpferd“. Er veröffentlichte erste Texte, ist nach wie vor Mitglied der Schweinfurter Autorengruppe. Schreiben ist das eine, Lesen das andere – nicht nur auf der Buchmesse erlebte Manger immer wieder Lesungen, in denen Autoren ihre eigenen Gedichte malträtierten. Irgendwann stieß er auf den Poetry Slam, „und dann habe ich mich 2006 entschlossen, das zu machen und den ersten in Schweinfurt zu veranstalten. Die Prophezeiung war, dass ich zwei Jahre durchhalte“, erzählte er beim zehnten Geburtstag schmunzelnd. Ein Hauptgrund dafür, dass es deutlich länger anhielt: die unermüdliche Unterstützung der Disharmonie für Mangers Projekt.

    Manger etablierte nicht nur den Poetry Slam an sich, sondern veranstaltete auch bald U20-Slams, in denen junge Poeten antraten und sich vorstellten. Mittlerweile kommen bei den Finals der deutschen Meisterschaften weit über 1000 Besucher, Poetry Slam ist gerade im deutschsprachigen Raum erfolgreich.

    Das gilt auch für die vielen Projekte in Schulen und mit Flüchtlingen, in denen es um die Vermittlung von Literatur und vor allem der Sprache geht. Diese bietet Manger gemeinsam mit Poetry-Slam-Kollegen seit Jahren an, hat mittlerweile auch in Schweinfurter Schulen, vor allem am Celtis-Gymnasium und am Humboldt, Partner gefunden.

    Es ist ein ausgefeiltes, didaktisches Konzept, das mittlerweile in die Lehrpläne Eingang gefunden hat und von Lehrern gerne angenommen wird. „In den Workshops bringen wir Schüler mit Sprache in Berührung, gehen weg vom Leistungsdenken. Man merkt schnell, wie das Selbstbewusstsein der Schüler steigt, wenn sie gelernt haben, sich auszudrücken und ihre Gedanken zu formulieren“, erklärt Manger.

    Etabliert hat sich die Zusammenarbeit mit dem Stattbahnhof und dem Jugendtreff kom,ma in der Schultesstraße, wo U20-Poetry-Slams stattfinden und zahlreiche Workshops. Bei diesen Workshops von Manfred Manger und Pauline Füg für schreibende Kreativköpfe bis 20 Jahre gibt es Übungen, Bühnenschulung, Umgang mit Mikrofon und Lampenfieber.

    Infos zu Terminen und Workshops unter www.dasistwas.de

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