Die Radiologie (früher „Röntgenabteilung“) am Leopoldina Krankenhaus wendet neben Röntgenstrahlen, elektromagnetische Impulse und Schallwellen (Ultraschall) in der Diagnostik und – immer öfters – in der Therapie an. Das städtische Krankenhaus hat seine radiologische Abteilung (30 Mitarbeiter, darunter elf Ärzte) umgebaut, vergrößert und modernisiert. Knapp zwei Millionen Euro kostete die Investition in die Zukunft des Krankenhauses.
Mit und ohne Kontrastmittel
Der wesentliche Einsatzzweck der Radiologie ist die Diagnostik mittels Bildgebung durch verschiedene Verfahren wie etwa das Röntgen, die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT). Investiert wurde am Leopoldina diesmal vor allem in eine zweite Angiografie, also in die Untersuchung von Gefäßen mittels Röntgenstrahlen. Hierzu wird meist ein Kontrastmittel über einen Katheter in Blutgefäße injiziert. Auf dem Bild der aufgenommenen Körperregion zeichnet sich dann der mit dem Kontrastmittel gefüllte Gefäßinnenraum ab. Auch wenn mit modernen CT und MRT Geräten viele Gefäßregionen auch ohne invasive Kontrastmittelgabe sehr gut dargestellt werden können, sind jedoch nicht alle Fragestellungen ohne eine Katheterangiografie zufriedenstellend zu beantworten.
Besonders bei sehr kleinen Gefäßen kommen CT und MRT immer noch an ihre technischen Grenzen.
Großzügigere Räume
Durch den Umbau im Erdgeschoss haben Angiografie, Mammografie und Anmeldung neue, moderne Räumlichkeiten bezogen und für Patienten steht jetzt auch mehr Platz in den Wartebereichen zur Verfügung. Die Angiografie wurde um einen Vor- und Nachbereitungsraum erweitert. Wesentlich jedoch ist, dass die neue Angiografie mit deutlich weniger Röntgenstrahlung auskommt und trotzdem bessere Bilder (auch dreidimensionale) liefert. Komplexe Zusammenhänge und diffizile Gefäßstrukturen werden präzise dargestellt.
Hoch konzentriertes Zellgift
Geleistet hat sich das Krankenhaus die „S-Klasse, keinen Maibach“, veranschaulicht Chefarzt und Privatdozent Dr. Dominik Morhard (Radiologe und Neuroradiologe) die technische Qualität der Katheter-Anlage, mit der sich die Gefäße des Körpers untersuchen, verengte Gefäße aufdehnen, Blutgerinnsel entfernen, aber auch Blutungen stillen lassen.
Bei der Therapie (etwa Behandlung eines Tumors) können Chemotherapeutika in hoher Konzentration punktgenau am Tumor freigesetzt werden, während gesundes Gewebe im restlichen Körper geschont wird. Beste Erfahrungen sind bei der Bekämpfung von Tumoren in der Leber erzielt worden.
Gefährliche Aussackungen (Aneurysmen) der Hirngefäße können mit kleinsten Kathetern (Durchmesser unter 1 mm) behandelt werden. Ob sich ein größerer operativer Eingriff durch eine „kleine“ interventionell-radiologische Behandlung ersetzen lässt, wird am Leopoldina immer im Einzelfall und mit den Spezialisten der anderen Fachdisziplinen getroffen. Die Radiologen am Leopoldina benötigen für ihre zielgenauen Behandlungen „Löcher“ von höchstens vier Millimeter Durchmesser –und hinterlassen so nur ganz kleine Verletzungen. Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit mit der Neurologie, der Neurochirurgie, der Gefäßchirurgie und der Onkologie.
Interdisziplinär
Beim Gang durch die neugestaltete Abteilung beeindrucken neben den technischen Großgeräten vor allem die Erläuterungen durch Chefarzt Dominik Morhard, die zeigen, dass das Krankenhaus von heute auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Kliniken setzt. Radiologie ist heute weit mehr als nur Bild-Diagnostik. Die Kompetenz in den bildgebenden Verfahren kommt den Patienten in zielgenauen Operationen aber auch durch das interdisziplinäre Zusammenspiel mit den Fachärzten aller Abteilungen des Krakenhauses zu gute.
Detektoren bringen sich in der Angiografie permanent in die richtige Position über oder neben dem Patienten, ein 65 Zoll großer Bildschirm liefert präzise Bilder von Gewebe und Gefäßen und informiert zeitgleich über den aktuellen Zustand des Patienten, über die Narkose und die Ergebnisse aus Voruntersuchungen. Bilder lassen sich drehen und vergrößern.
Kühlung für die Ärzte
Zur Abteilung gehören die Mammografie, Ultraschallgeräte, zwei Computertomografen, Narkosegeräte, ein Medikamentenkühlschrank (dessen Temperatur permanent per Internet überwacht wird), Schränke voll mit Drähten, Stents (Gefäßstützen) und Ballons und auch die Diktatkabinen, in denen die Ärzte in Ruhe die Aufzeichnungen studieren und ihre Berichte diktieren können. Die Abteilung arbeitet komplett papierlos.
Bei der Arbeit in der Angiografie lässt sich eine Klimaanlage zuschalten, die die Haustemperatur (22 Grad) auf 19 Grad abkühlt, damit die bis zu fünf Ärzte und Helfer unter den sterilen Kitteln, den Bleigummiwesten und den eigenen Kleidern nicht im Schweiß stehen.