Vor sechseinhalb Jahren hat der heute 40-jährige gelernte Schweißer mit Waffengewalt die Bedienstete eines Juweliergeschäfts in Schweinfurt überfallen und erheblich verletzt. Er stahl dabei Schmuck im Wert von 40 000 Euro, um den Erlös zum Leben und vor allem für seine krankhafte Spielsucht zu verwenden.
Wegen schweren Raubes und Diebstahls hat ihn die Große Strafkammer des Landgerichts Schweinfurt im Juli 2008 zu zehn Jahren Haft verurteilt mit dem Vorbehalt anschließender Sicherungsverwahrung, sollte von ihm bei Haftentlassung noch immer erhebliche Straftaten zu erwarten sein, bei denen andere gesundheitlich schwer geschädigt werden können.
Gutachten
Davon geht die Strafkammer heute nicht mehr aus. Zugrunde liegt das Gutachten des Münchner Psychiaters Professor Norbert Nedopil. Danach wird das Risiko der Spielsucht zwar auch nach der Haftentlassung nicht weg sein, aber Gewaltdelikte des Mannes seien in diesem Zusammenhang sehr unwahrscheinlich. Seine tendenzielle Gefährlichkeit für Leib und Gesundheit anderer habe abgenommen, auch weil er sich an therapeutischen Maßnahmen beteiligt habe. Und: Laut der JVA Aachen, wo der Verurteilte einsitzt, hat es in fast sieben Jahren keine Probleme mit ihm gegeben. Er sei freundlich, beliebt und tüchtig.
Nach diesem Ergebnis beantragten Staatsanwalt und Verteidiger gleichlautend, von einer nachträglichen Anordnung der Sicherungsverwahrung abzusehen. So urteilte auch die Große Strafkammer.
Damit kann der 40-Jährige nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner zehnjährigen Gefängnisstrafe im August auf Bewährung entlassen werden. Zudem liegt von der Verwaltungsbehörde in Aachen eine Ausweisungsverfügung gegen den Mann vor. Er ist serbischer Staatsbürger und will in das Herkunftsland seiner Eltern zurück, um dort ein neues Leben aufzubauen.
Der hochgradig Spielsüchtige mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung war jahrelang von Stadt zu Stadt gereist, um seiner Sucht zu frönen, die sich bereits ab dem 15. Lebensjahr zeigte. Weil er aber – wie es die Regel ist – mehr Geld verlor als gewann, stahl und betrog er in großem Umfang. 14 Vorstrafen sammelte er auf diese Weise, darunter auch solche mit Gefängnisaufenthalt.
Seiner mit Abstand höchsten Verurteilung durch die Schweinfurter Kammer zu zehn Jahren wegen schweren Raubes und Diebstahls lagen zwei Delikte zugrunde: Am 9. August 2007 hatte er aus der Wohnung seines Vermieters in Leipzig Ölbilder, Schmuck, Uhren und Bargeld im Wert von 15 000 Euro gestohlen. Am 16. August, überfiel er ein Juweliergeschäft am Roßmarkt mit Softair-Pistole und Messer, verletzte die Frau dabei erheblich mit Schlägen und Pfefferspray – und stahl Schmuckstücke im Wert von 40 000 Euro. Viel hatte er nicht von seiner Beute. Schon Ende August 2007 klickten bei ihm die Handschellen.