Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Randale in der Kaffeepause

SCHWEINFURT

Randale in der Kaffeepause

    • |
    • |
    Polizei und Sicherheitswacht laufen in den Abendstunden stündlich Streife auf dem Volksfest.
    Polizei und Sicherheitswacht laufen in den Abendstunden stündlich Streife auf dem Volksfest. Foto: Foto: Irene Spiegel

    Auf einmal geht alles rasend schnell: Ein junger Mann rennt vom Volksfestspielplatz auf die Straße. Sechs, sieben andere ihm nach. Plötzlich sind es an die 20 Verfolger. Sekunden später ist der Pulk auf 35 bis 40 junge Männer angewachsen. Elmar Jäger von der Sicherheitswacht spurtet los, greift gleichzeitig zum Funkgerät, alarmiert die Volksfeststreife. Die rückt gleich mit neun Beamten und drei weiteren Sicherheitsleuten an. Doch so schnell wie der Mob angewachsen ist, stobt er wieder auseinander. Zurück bleibt der junge Mann, dem man einen Faustschlag ins Gesicht verpasst hat. Warum? Wer? Er schweigt. „Bandenrivalität“, sagt Elmar Jäger.

    Der Vorfall am Samstagabend am Rande des Volksfestplatzes wird von der Polizei protokolliert. Auch wenn die Chancen gering sind, den Täter zu ermitteln, ist das schnelle Eingreifen enorm wichtig. „Wir wollen jegliche Eskalation im Keim ersticken“, sagt Elmar Jäger. Seit Gründung der Sicherheitswacht vor 23 Jahren ist er dabei, läuft dreimal die Woche Streife in der Stadt. Jetzt, beim Volksfest, ist er besonders gefordert. Jeden Abend sind drei bis vier der 23 Sicherheitswachtler im Einsatz. Gemeinsam mit der Polizei überwachen sie den Festplatz und das angrenzende Gelände.

    Polizeipräsenz kommt gut an

    Der Samstagabend erscheint zuerst völlig ruhig. Die beiden Polizeihauptmeisterinnen Miriam Wagner und Ilona Gündling machen sich für den ersten Rundgang bereit, ziehen die schusssichere Weste über und stöpseln das Funkgerät ein. Am Gürtel hängen Pistole, Schlagstock und Pfefferspray, außerdem Handschellen, Taschenlampe und ein Ersatzmagazin. Ganz schön viel Gewicht, das die Frauen mit sich herumschleppen müssen. Miriam Wagner hat schon die neue blaue Uniform an. „Die alte war schöner“, meint ein Mann, der die beiden Polizistinnen interessiert mustert. Sie ziehen die Blicke auf sich. Pöpeleien gibt es aber nicht. Im Gegenteil: Die verstärkte Polizeipräsenz kommt bei den Volksfestbesuchern durchwegs gut an.

    Seit vergangenem Jahr gibt es ein neues Sicherheitskonzept für das Volksfest. Der Platz ist in vier Sektoren aufgeteilt, und in jedem Sektor gibt es einen verantwortlichen Schausteller, der in einer Gefahrensituation Ansprechpartner ist und für die Umsetzung der Maßnahmen des Sicherheitspersonals sorgt. Dafür gab es extra Unterweisungen von der Stadt. Auch das Sicherheitspersonal wurde aufgestockt.

    Die Polizei ist täglich mit zwei bis drei Streifen auf dem Platz, ebenso die Sicherheitswacht. Die fünf Eingänge des Volksfestplatzes werden von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht und sind zusätzlich mit großen Bruchsteinen gesichert. Für das Festzelt sind extra Sicherheitsleute abgestellt. Auch Feuerwehr und Rettungsdienst sind permanent vor Ort. „Man muss heutzutage einfach ein größeres Augenmerk auf die Sicherheit legen“, begründet der städtische Ordnungsreferent Jan von Lackum das große Aufgebot.

    Bei den Volksfestbesuchern kommt dies gut an. „Ich finde es gut, dass die Polizei hier ständig kontrolliert“, meint eine junge Frau. Sie fühle sich dadurch sicher. Auch die Schausteller loben das neue Sicherheitskonzept. „Wir sind froh, dass die Polizei und die Sicherheitswacht auf dem Platz sind“, sagt Christian Krems. Am Stand des Baumstriezel-Verkäufers machen die beiden Polizeihauptmeisterinnen gerne Halt für einen Plausch. Man kennt sich, und man schätzt sich.

    Unterstützung für die Polizei

    Gleiches gilt für die Sicherheitswacht. Die Ehrenamtlichen in den blauen T-Shirts mit dem bayerischen Wappen am Ärmel und der Aufschrift Sicherheitswacht sind eine wichtige Unterstützung für die Beamten vor Ort. Ihre Aufgabe ist es, nach Gefährdungssituationen Ausschau zu halten und einen Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Sie dürfen auch Personen befragen und ihre Personalien feststellen.

    Heike Scheuring und Jochen Brand entdecken bei ihrem Rundgang nichts Auffälliges. Beim Autoscooter schauen sie genauer hin. Dort treiben sich oft Jugendliche herum, mit Zigaretten und Alkohol. „Meist belässt man es bei einer Ermahnung, wenn sie einsichtig sind“, sagt Elmar Jäger. Er kontrolliert bei seinem Volksfeststreifgang regelmäßig auch den angrenzenden Spielplatz. Die Jugendlichen kennen ihn und er kennt seine Pappenheimer. Flugs ist die Zigarette weg, als er auf einen 14-Jährigen zuläuft. Der Junge ist einsichtig, verspricht, die Kippe zu entsorgen. Elmar Jäger drückt ein Auge zu.

    Plötzlich entsteht ein Handgemenge

    Bei Ordnungswidrigkeiten liegt es im Ermessen der Sicherheitswacht, ob sie der Polizei gemeldet werden. „Bei einer Straftat allerdings muss ich einschreiten“, erklärt Elmar Jäger. Er ist routiniert, hat ein gutes Gespür für die Situation vor Ort, weiß, wann er eingreifen muss. So wie bei dem jungen Mann, der einen Volksfestbesucher anrempelt. Sieht zuerst ganz harmlos aus, doch dann entsteht ein Handgemenge. Elmar Jäger ist sofort zur Stelle, trennt die beiden Männer und stellt gleich die Personalien fest. Der Provokateur besitzt lediglich eine Aufenthaltsgenehmigung, wird aggressiv. Ein Fall für die Polizei.

    Miriam Wagner und Ilona Gündling rücken mit drei Kollegen an. Sie fackeln nicht lange und erteilen dem Mann einen Platzverweis. Sollte er dem nicht Folge leisten, muss er in den Bau einrücken. Er wird an diesem Abend aber nicht mehr auf dem Volksfest gesehen.

    Notartzeinsatz in der Einsatzzentrale

    Nach drei Stunden Streifelaufen ist Kaffeepause in dem zur Einsatzzentrale umfunktionierten Ufra-Büro am Volksfestplatz. Auch die verläuft an diesem Samstagabend etwas turbulent. Die beiden Polizistinnen haben auf dem Rückweg vom Einsatz einen hilflosen jungen Mann vor dem Riesenrad entdeckt. Sie bringen ihn auf die Wache. Dort wird er munter, schlägt um sich und randaliert. Mehrere Mann müssen ihn festhalten, bis der Notarzt kommt und ihn versorgt. Er wird die Nacht im Krankenhaus verbringen.

    Inzwischen ist es 23 Uhr. Für die Sicherheitswacht ist der Dienst beendet. Für Miriam Wagner und Ilona Gündling geht die Schicht noch weiter, bis 1 Uhr. Dann gibt es einen letzten Rundgang über den Volksfestplatz. Wenn alles ruhig bleibt, dürfen auch sie nach Hause.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden