Es ist ein außergewöhnliches Objekt, das am südöstlichen Ortsrand von Grettstadt, Richtung Dürrfeld, empor gewachsen ist: Am Lüstig wurde, mit prominenten Besuchern, Richtfest an der künftigen Seniorenwohnanlage gefeiert. Dort, wo sich vor einem halben Jahr buchstäblich noch grüne Wiese erstreckt hat, ist das Dach jetzt wasserdicht.
Allerdings besteht es aus Beton, nicht Holz: "Auf den Zimmermann müsst ihr heut verzichten", reimte Kurt Geyer auf dem Gerüst. "So muss der Bauunternehmer nun herhalten, und mit dem Richtspruch seines Amtes walten", verkündete der Holzhäuser Firmenchef. Mit ihm hob Gunnar Hiller das Schoppenglas, für den Bauträger, der Niederwerrner Wohn- und Gewerbebaufirma Hiller.
In Kooperation mit der AWO Unterfranken entstehen gerade 30 seniorengerechte Wohnungen, eine Tagespflege mit 20 Plätzen sowie zwölf weitere Plätze in einer ambulant betreuten Wohngruppe, als "Senioren-WG". Gerechnet wird mit Gesamtkosten von rund 9,5 Millionen Euro, aber auch mit Zuschüssen aus dem PflegesoNah-Förderprogramm der Staatsregierung. Der Bau der Wohnanlage liegt laut Gunnar Hiller bereits ein halbes Jahr vor dem Zeitplan, Einweihung könnte schon im Sommer oder Spätsommer sein. Hiller begründete das hohe Tempo mit einem eingespielten Team regionaler Firmen.
Landrat sprach erfreut von "Übersollerfüllung"
Entsprechend gab es viel Lob seitens der Politik: Landrat Florian Töpper sprach erfreut von "Übersollerfüllung", das Projekt ermögliche neue Formen des Lebens im Alter, auch im ländlichen Raum. Angesichts der vorbildlichen Umsetzung am Lüstig mahnte er generelle Entbürokratisierung im Land an.
Bürgermeister Jens Machnow zeigte sich ebenfalls erfreut. Er erinnerte an die bewegte Vorgeschichte des Projekts. Gemeint war ein nötiger Standortwechsel im Ort und die spätere Insolvenz eines früheren Bauinteressenten, der Bayreuther "SeniVita SocialEstate AG". Bei Gunnar Hiller sei es bereits das fünfte Tagespflegeprojekt, so Machnow. Lob gab es auch von der AWO Unterfranken. "So ein Projekt gehört in jede Gemeinde", fand der stellvertretende Bezirksvorsitzende Stefan Rottmann, selbst Bürgermeister von Schonungen.
AWO-Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses zeigte sich hochzufrieden, angesichts des raschen Baufortschritts, aber auch innovativer Konzepte, im Kampf gegen die Einsamkeit im Alter. Dieses Problem sei für Senioren mitunter schlimmer als Krankheiten, sagte Ulses. Es gehe darum, Senioren einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen, nicht nur in Ballungszentren.
Ein großer Gartenbereich wird am Lüstig ebenfalls noch angelegt. Willkommener Nebeneffekt des Projekts, aus Gemeindesicht: Durch die Seniorenwohnanlage soll wieder mehr Wohnraum im Ort selbst zur Verfügung stehen.
