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SCHWEINFURT: Rassismusvorwurf bei Schweinfurter H&M-Geschäft

SCHWEINFURT

Rassismusvorwurf bei Schweinfurter H&M-Geschäft

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    Eine Ladendetektivin verfolgte Georges Gambadatoun nach seinem H&M-Besuch bis zur Arbeit. Dort musste er sich zur Kontrolle fast komplett entkleiden - für ihn handelte die Frau nach einem klar rassistischen Motiv.
    Eine Ladendetektivin verfolgte Georges Gambadatoun nach seinem H&M-Besuch bis zur Arbeit. Dort musste er sich zur Kontrolle fast komplett entkleiden - für ihn handelte die Frau nach einem klar rassistischen Motiv. Foto: Foto: Julian Rohr

    Der Besuch in einem Schweinfurter H&M-Geschäft Mitte Januar ist für den westafrikanischen Auslandsstudent Georges Gambadatoun zum Alptraum geworden: Wie der gebürtige Beniner erzählt, sei er nach seinem Einkauf in dem Modegeschäft von der dort arbeitenden Ladendetektivin einer Sicherheitsfirma aus dem Landkreis Würzburg zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt und anschließend einer Doppelkontrolle unterzogen worden.

    Obwohl der 28-Jährige nach seinem Einkauf vor Verlassen des Ladens von einem Sicherheitsmann derselben Firma ergebnislos überprüft wird, weicht ihm die Ladendetektivin nicht mehr von der Seite und folgt ihm bis zu einem rund 300 Meter entfernten Café, wo der Auslandsstudent arbeitete, um sein Studium zu finanzieren. Zwischenzeitlich hatte die Frau auch die Polizei verständigt. An seinem Arbeitsplatz wird Gambadatoun von der Detektivin und der Polizei konfrontiert und muss sich für eine zweite Kontrolle bis auf die Unterwäsche ausziehen – wieder wird nichts gefunden.

    „Kein Versehen sondern Rassismus“

    Welches Motiv sich hinter der falschen Verdächtigung der Detektivin und ihrem beharrlichen Vorgehen verbirgt, bleibt ungeklärt; sie wollte sich auf Anfrage nicht zum Vorfall äußern. In Schweinfurt kommt es laut Polizei immer häufiger zu Ladendiebstählen, was für Alarmbereitschaft bei den Ladendetektiven sorgt.

    Gambadatoun schildert, er habe nach seinem Einkauf schnell zur Arbeit gemusst und das Geschäft daher zügig verlassen. Er selbst sieht in dem Vorgehen der Ladendetektivin jedoch kein Versehen, sondern ein rassistisches Motiv: Der 28-Jährige ist davon überzeugt, dass die strenge Doppelkontrolle mit seiner Hautfarbe zu tun hat. Die Frau habe sich zwar später bei ihm entschuldigt – dazu hat sie ihr Chef nach eigener Aussage auch angehalten. Den Grund für ihr Handeln habe die Detektivin jedoch nicht erklärt.

    Modegeschäft entschuldigt sich

    Auf Anfrage bei H&M, ob das Vorgehen der Frau verhältnismäßig und mit der Sicherheitsfirma abgesprochen sei, erklärt die Pressestelle, der Modekonzern habe mit dem Sicherheitsdienst einen Handlungsbereich festgelegt, „der sich ausschließlich auf unseren Geschäftsbereich inklusive einer möglichen Ansprache vor dem Geschäftseingang beschränkt.“ Mit der Sicherheitsfirma arbeitet H&M bereits seit 2007 zusammen.

    Zwischenzeitlich schaltete sich auch der Dekan der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Peter Meyer, ein und schrieb dem Modekonzern. Daraufhin hat sich H&M bei dem 28-Jährigen entschuldigt und eine Geschenkkarte angeboten, „um diese unangenehme Erfahrung ein bisschen weniger unangenehm zu machen“.

    Kein weiterer Einsatz der Ladendetektivin

    Derzeit stehe das Modeunternehmen mit seinen Mitarbeitern in Schweinfurt, mit der Sicherheitsfirma sowie der örtlichen Polizeidienststelle im Austausch, um sich „ein besseres Bild von den Vorkommnissen und der Vorgehensweise“ machen zu können. Bis zur vollständigen Klärung der Sachlage erfolgt kein weiterer Einsatz der Ladendetektivin in einem der Geschäfte, so eine Sprecherin von H&M.

    Vergangenen Freitag traf sich Gambadatoun mit der Schweinfurter Bürgermeisterin Sorya Lippert zu einem Gespräch. Sie drückte ihr Bedauern über den Vorfall aus. Sie habe ihm aber versucht zu erklären, dass auch Rassismus „leider ein Teil der Realität in Deutschland sei“, so der Auslandsstudent. Gemeinsam hätten sie an Lösungen gearbeitet, wie internationale Studenten in der Stadt besser einbezogen werden können. Eine Idee: Zukünftig sollen Auslandsstudenten Grund- und weiterführenden Schulen in der Stadt besuchen und den Schülern von sich und ihrer Kultur erzählen, um mit Klischees und Vorurteilen aufzuräumen. Parallel zum Vorfall war laut Bürgermeisterin Lippert ohnehin schon länger ein solches Projekt geplant, auch um für Fairtrade zu werben. In den kommenden Wochen wolle man sich nun mit Schulen und Lehrern zusammensetzen und an einem konkreten Konzept arbeiten.

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