(ck) Das Schillerjahr 2009 wird im Theater Schweinfurt ausführlich begangen. Nach „Kabale und Liebe“ (Staatsschauspiel Dresden im Frühjahr 2009) und „Schiller – Verrat, Verrat und hinten scheint die Sonne“ (Michael Quast und Philipp Mosetter am 8. Oktober) nun Schillers letztes Werk „Wilhelm Tell“ in einer groß ausgestatteten Produktion des Theaters Meiningen (Regie: Matthias Brenner), die Anfang September Premiere hatte und hoch gelobt wurde: „Ins Schwarze getroffen. Bewegend vergnügliches Wiedersehen mit einem deutschen Meisterwerk“ (Fuldaer Zeitung). „So kann die Theatersaison getrost weiter gehen“ (Meininger Tagblatt).
In Schweinfurt zu Gast (übrigens zum ersten Mal in der fast 43-jährigen Geschichte des Theaters) ist „Wilhelm Tell“ jeweils um 19.30 Uhr am Dienstag, 24. November (Gemischtes Abo Ring D), Mittwoch, 25. November (A), Donnerstag, 26. November (C) und Freitag, 27. November (E)
Sein einziges Drama ohne tragischen Ausgang, ist zugleich Schillers berühmtestes und volkstümlichstes. Schiller in einem Brief an Iffland: „Ein rechtes Stück für das ganze Publikum, ein Volksstück, das Herz und Sinne interessieren soll. Ich habe ihn mit Liebe gearbeitet, und was aus dem Herzen kommt, geht zum Herzen.“ Unsere Schweizer Nachbarn hat die sagenhafte Geschichte vom Tell so bewegt, dass sie ihn zum Nationalhelden erhoben haben. Und auch hierzulande wird kaum jemand behaupten, nicht von dem verwegenen Armbrustschützen gehört zu haben. Was aber hatte es mit diesem Robin Hood der Berge wirklich auf sich? Welche Ereignisse machen ihn so unvergesslich?
Vier Taten vollbringt der wackere Landmann Wilhelm Tell (Harald Schröpfer feiert in dieser Rolle sein Debüt und zugleich einen grandiosen Einstand in Meiningen): Er widersetzt sich mit großer Zivilcourage dem zur Volksdemütigung erlassenen Gebot des Grußes des auf einer Stange aufgestellten herrschaftlichen Hutes. Er schießt unter brutalem despotischem Zwang den Apfel vom Kopf seines eigenen Sohnes. Er entkommt der Gefangenschaft des niederträchtigen Landvogts Gessler (Roman Weltzien) durch einen Sprung von dessen sturmgeschütteltem Schiff. Und er lauert den repressiven Machthabern in der legendären hohlen Gasse auf, wo er den habsburgischen Stellvertreter mit einem Schuss aus dem Hinterhalt zur Strecke bringt und damit den eidgenössischen Freiheitskampf eröffnet.
Es ist der Traum eines friedlich im Einklang mit der Natur lebenden Menschen mit der Vision einer klar gefügten, gerechten Ordnung. Das heißt Recht ist hier Naturrecht im positiven Sinne, Gewalt allein von Gott gegeben. Und der bescheidene redliche Selbstbehauptungswillen bietet unbeirrbaren Schutz und Trutz vor unrechtmäßiger Aggression. Hier gibt es keine Rebellion, sondern nur den Aufstand der Anständigen, also das Recht zum Widerstand gegen herrschaftliche Willkür. Wo und wann aber ist das Recht zum wehrhaften Widerstand gegen Staatsrecht individuell gegeben, ja vielleicht sogar geboten? Wo enden Pflicht und Gehorsam, und wo beginnen Terror und Gewalt? Ein höchst pathetischer Stoff, der in Meiningen unter Einbeziehung der herrlichen historischen Bühnenmalereien der Gebrüder Brückner in Kombination mit modernen szenischen Gestaltungselementen und einer gehörigen Portion Humor seine zeitgemäße theatralische Realisierung findet.
Vorverkauf ab 10. Oktober, Tel. (0 97 21) 51 475 oder 51 0