Sie surrt und schnurrt wieder, die gute Pfaff. Auf und ab bewegt sich die Nadel im Fuß. Und keine Schraube ist übrig geblieben, nachdem die elektrische Nähmaschine wieder zusammengesetzt ist. Zufrieden blickt ihr Besitzer dem Reparateur Frank Müller über die Schulter. Der gehört zum ehrenamtlichen Team des Reparaturcafés, das zum dritten Mal im Wernecker Kreisaltenheim seine Dienste anbietet.
"Die Mechanik hatte sich verfestigt, offenbar war das Öl verharzt", lautet die Diagnose des hauptberuflichen Berufschullehrers und gelernten Elektronikers. Der 77-jährige Engelbert Dieß nickt. Denn die kaputte Nähmaschine seiner Frau war schon länger nicht mehr in Gebrauch gewesen.
Dass die Instandsetzung gelungen ist, freut Müller. "Denn bei uns wird viel zu schnell weggeworfen." Der 44-jährige Zeuzlebener ist ein "Fan dieser Einrichtung". "Ich selbst lerne auch dazu. Ich habe nämlich noch nie an einer Nähmaschine geschraubt", gibt er zu. Um den Fehler zu finden, hat er sie komplett auseinandergelegt. "Dann bin ich schrittweise vorgegangen." Nach dem Motto "Try and Error eben", Versuch und Irrtum.
Manchmal scheitert die Reparatur an fehlenden Ersatzteilen oder speziellem Werkzeug
Genau das will das Reparaturcafé, das die Nachbarschaftshilfe Werneck im Halbjahresrhythmus organisiert: Mut machen, selbst eine Reparatur zu versuchen, Hilfe zur Selbsthilfe geben.
Allerdings scheitert das häufig nicht nur am technischen Verständnis, sondern auch an Ersatzteilen oder speziellem Werkzeug. "Wir hatten einen Staubsauger da, an dem sich keine einzige Schraube befand. Das Gehäuse war nur verpresst", erzählt der 73-jährige Manfred Merkt. "Das wird extra so hergestellt, dass die Geräte nicht zu reparieren sind. Obsoleszenz nennt man das", klärt der ehemalige technische Beamte auf.
Ein Kommen und Gehen herrscht in dem mit Tischen voller Werkzeug bestücktem Raum im Kreisaltenheim. Jeder Kunde, meist ältere Menschen, wird von Dieter Beyfuß registriert, 20 waren es in den ersten beiden Stunden. "Nachhaltigkeit ist mir wichtig", meint der Ruheständler, aber weil er selbst zu wenig von Technik verstehe, helfe er eben bei der Organisation.

Sechs Männer widmen sich alleine oder zu zweit den Aufträgen, unterstützen sich gegenseitig. Wie bei einer 15 Jahre alten Espresso-Maschine, die Thomas Römmelt vorbeibringt. "Ich hab' schon probiert, sie selbst zu reparieren", meint er. "Aber da braucht man zum Öffnen einen speziellen Schraubenzieher, mit einem Dreieck vorne."

Heinrich Krügel hat so einen dabei. Der 65-jährige gelernte Rundfunk- und Fernsehtechniker begutachtet gemeinsam mit Manfred Merkt die Maschine. "Mindestens die Pumpe ist kaputt", wissen die Männer. Eine neue Pumpe sei aber teurer als eine neue Maschine, meint Krügel. "Schade", aber hier sei es sinnvoller, das Gerät zu entsorgen.

Mehr Erfolg haben die beiden mit einem defekten Heizlüfter, den eine ältere Frau bringt. "Da kam Feuer raus, und die Sicherung ist rausgesprungen", erzählt Annemarie Thees. Zug um Zug tasten sich die beiden Helfer vor. Kurz vor dem Stecker werden sie am Kabel fündig, das eine typische Bruchstelle aufweist. "Das wird jetzt abisoliert, und dann kommt ein neuer Stecker dran." Neue Materialien müssen die Kunden zahlen, alle anderen Dienstleistungen sind kostenlos, wobei die meisten eine Spende dalassen.

An einer Nähmaschine ist Emmi Gerling dabei, Hosenbeine zu kürzen. "Vorhin habe ich schon einen Teddybär genäht", erzählt die 71-Jährige. Die gelernte Näherin hatte 20 Jahre im Kreisaltenheim gearbeitet und fühlt sich der Einrichtung noch immer verbunden. Hier ist ein Nachthemd zu ändern, dort eine Jacke zu flicken, "weil viele zuhause gar keine Nähmaschine mehr haben", vermutet sie.
Auch die Altenheimbewohner bringen defekte Geräte vorbei
Auch einige Altenheimbewohner bringen Reparaturaufträge vorbei. "Es ist was los hier im Haus", freut sich Brigitte Rösch-Ibel von der Nachbarschaftshilfe, "die Menschen kommen zusammen und trinken einen Kaffee miteinander".

Zwischen defekten Bügelbrettern, Bleistiftspitzern und Fensterakkusaugern bemühen sich die Männer um eine Tischuhr aus Edelstahl und Messing. "Die haben mir die Kollegen zum Abschied gefertigt", erzählt der Eßlebener Klaus Schömig. Die handgemachte Uhr mit einem Spruch darauf ist für den ehemaligen Werkzeugmacher besonders wertvoll, eine schöne Erinnerung. Aber trotz neuer Batterie läuft sie nicht. Die Reparateure messen alles aus und setzen dann eine andere, ebenfalls neue Batterie ein – und die Uhr tickt. Manchmal sind es nur die kleinen Dinge.