Die heimischen Feuerwehren lassen ihre Schweinfurter niemals hängen: Das war eine der Botschaften bei den großangelegten Schauübungen auf dem Schaeffler-Firmengelände im Rahmen der Feuerwehr-Aktionswoche. Die ZF-Friedrichshafen-Werksfeuerwehr nahm das wortwörtlich: Ein schwindelfreier Höhenretter wurde von der Hebebühne abgeseilt, um einen verunfallten Arbeiter zu bergen. Der abgestürzte Mann baumelte ganz oben am viergeschossigen Gebäude, umflattert von Krähen. Zum Glück war es nur eine Puppe, die am Ende dem Johanniter-Rettungsdienst übergeben wurde, Abteilung "Bevölkerungsschutz". Es gab Szenenapplaus.

Die zahlreichen Zuschauer jeden Alters bekamen einiges zu sehen. Unter dem Motto "Wir sind Ehrenamt" wurde zugleich um Nachwuchs geworben, der am Ende selbst zum Schlauch greifen und Feuer löschen durfte. Trotz Wind war auch der Wettergott den insgesamt rund 85 Übungs-Teilnehmern gewogen: Regen blieb aus, aber auch zuviel Sonnenschein, was den im Chemikalienschutz-Anzug (CSA) schwitzenden Atemschutz-Geräteträgern zu Gute kam.
Die Schaeffler-Werksfeuerwehr zeigte zum Auftakt den Umgang mit einem fiktiven Gefahrgut-Unfall. Im gelben Überdruckanzug dichteten die "Marsmännchen" ein Leck im Chemietank ab und wurden anschließend selbst im Dekontaminationszelt gereinigt. Marcus Werner, der bei Schaeffler 33 hauptamtliche und 43 nebenberufliche Feuerwehrleute leitet, übernahm die Moderation.
Die Freiwillige Feuerwehr Schweinfurt befasste sich eine Station weiter mit klassischer technischer Hilfeleistung: Ein VW Polo war umgekippt, der Fahrer eingeklemmt. Zwanzig Minuten hat die Feuerwehr Zeit, um ihren Anteil an der "goldenen Stunde" zu leisten. Die maximale Frist, die zwischen Alarmierung und Einlieferung eines Schwerverletzten ins Krankenhaus vergehen sollte. ASB-Sanitäter übernahmen die Erstversorgung des Unfallopfers, das ebenfalls von einer Puppe dagestellt wurde.

Der "Beißer" kam beim Rausschneiden zum Einsatz: 700 Bar bringt die hydraulische Rettungsschere auf die Zangen, mit denen der Unfallwagen geöffnet wurde. Mit dem "Spineboard" oder Rettungsbrett, das bei Verdacht auf Rückenverletzungen eingesetzt wird, wurde der Patient in den Krankenwagen transportiert.
Stadtbrandrat Martin Schneier ist der Kommandant von 45 hauptamtlichen Mitgliedern der "Ständigen Wache", dazu kommen rund 60 Ehrenamtliche und 25 Jugendfeuerwehler. "Seit gestern haben wir auch noch eine Kinderfeuerwehr", berichtet Schneier stolz.
Vor dem Höhepunkt des Vormittags, der Abseil-Aktion, rauchte es auch noch in einem Technikgebäude an der Einfahrt zum Werksgelände: Die SKF-Werksfeuerwehr rückte mit schwerem Atemschutz an und kämpfte sich ins brennende Gebäude vor, um einen Vermissten zu retten. 16 Hauptamtliche und 35 Nebenberufliche stellen bei SKF den Brandschutz unter Leitung von Andreas Lang sicher. 44 hauptamtliche und 23 nebenberufliche Werksfeuerwehrler könnte Chef Jochen Braunschweig in den Einsatz für die ZF Friedrichshafen schicken. Auch Mathias Ritzmann war unter den Zuschauern dabei, Stadtrat und Reserveoffizier. Für wirklich dramatische Großschadensereignisse stünde in Schweinfurt auch noch ein zivil-militärisches Verbindungskommando der Bundeswehr bereit.