Im Juli feiert die Stadt gemeinsam mit den Partnern aus dem schottischen Motherwell den 50. Geburtstag der Liaison. Roland Steuerwald, dem gerade diese Freundschaft so am Herzen gelegen hat, wird die Geburtstagsfeier nicht mehr mitmachen können. Der langjährige SPD-Stadtrat (von 1984 bis 1996) ist am Dienstag im Alter von 73 Jahren gestorben. Die drei schottischen Väter und Mütter der Partnerschaft, Helen Russell, Alex Craig und Gordon Smith erhalten beim Festakt im Juli die Stadtmedaille. Den Vorschlag hat noch Roland Steuerwald dem Stadtrat gemacht.
Als ihm die Schwere seiner Erkrankung vor einem Jahr bewusst wurde, traf Steuerwald die ihm leicht fallende Entscheidung, sofort sämtliche Ehrenämter aufzugeben. Er sagte dem Kirchenvorstand von Gustav Adolf Adieu, dem er 35 Jahre angehörte. Er meldete sich nach 31 Jahren Zugehörigkeit im Beirat bei der AOK ab. Er gab den Vorsitz in der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für soziale Fragen in Bayern und Thüringen auf. Aus dem Stadtrat hatte sich der Genosse schon 1996 nach immerhin einem Dutzend Jahren Arbeit für das soziale Gemeinwohl zurückgezogen.
Sein letztes Ehrenamt, den Vorsitz im Freundeskreis der Schweinfurter Schotten, hatte Roland Steuerwald allerdings noch inne, er wollte es nach den Jubelfeiern abgeben, die er allzu gerne noch einmal im Schottenrock miterlebt hätte.
Steuerwald stammt aus Frankenthal in der Pfalz, kam 1973 nach Schweinfurt. Der gelernte Bäcker und Konditor hatte sich erfolgreich auf die Stelle als Sozialsekretär des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt beworben, für die er 28 Jahre bis 2001 wirkte. Er war Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) und engagierte sich als Vorsitzender der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für soziale Fragen.
Wenn von Steuerwald die Rede ist, muss auch die Martinsklause vorkommen. Dort realisierte er die Idee eines kirchlichen Gewerkschaftshauses. Linda und Roland Steuerwald waren eher zufällig zu Wirtsleuten geworden. Die Martinsklause im Gebäude ihrer Mietwohnung wurde 1981 frei. Steuerwald war damals Vorsitzender des SPD-Bezirks West und weil „ein Treffpunkt für politisch Interessierte, Gewerkschafter und die Bewohner“ fehlte, wurde er auch noch Wirt. Legendär sind die Feiern mit den Schottenfreunden in der Kneipe in der Sattlerstraße, legendär die später veranstalteten politischen Gespräche unter dem Titel „freitags bei Linda und Roland“.
Legendär ist schließlich auch das Markenzeichen des Mannes, dessen sozialer Einsatz für Menschen, die Hilfe brauchen, unvergessen bleibt – der rote Schal, den er mit seinem berühmten Grinsen auf den Lippen Stola nannte.
Steuerwalds letzter öffentlicher Auftritt hatte - natürlich – mit Schottland zu tun. Beim Robert Burns-Abend, dem Schiller der Schotten, trat er im Januar im Schottenrock auf. Die Trauerfeier ist am Dienstag, 15. Mai, um 10.30 Uhr im Hauptfriedhof. Freunde aus Motherwell sind angekündigt.