Seit 1953 hat der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) seinen Sitz in der nach dem Liedermacher und Erzähler Johann Wilhelm Kinau alias Gorch Fock (1880 bis 1916) benannten Straße. 1989 löste das BRK seine damaligen Raumprobleme durch Hinzunahme des Nachbarhauses, in dem heute der Kreisverband seinen Sitz hat. Im Hof baute das BRK einen Lehrsaal, Treffpunkt auch für Veranstaltungen.
Wegen der "wachsenden Aufgaben" und vor allem wegen der Fahrzeuge, die nur Laternen-Garagen haben, sucht das BRK schon geraume Zeit nach einem neuen Sitz. Zahlreiche Standorte hatte das Rote Kreuz im Auge, unter anderem in der Heisenbergstraße am Bergl, in der Franz-Schubert-Straße (Stadtwerke), die Ex-Paket-Post in der Stresemannstraße oder als Nachbar der Stadtfeuerwehr am Hainig. Alles hat sich zerschlagen.
Die laut Kreisgeschäftsführer Helmut Endreß "Riesen-Platzprobleme" werden jetzt auf einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Niederwerrner Straße zum Anton-Jackel-Weg gelöst und der "Bevölkerung in Stadt und Land geordnete Verhältnisse angeboten".
Bauherr ist die Söllner Wohn- und Gewerbebau. Investiert werden rund vier Millionen Euro, bestätigte Gunnar Hiller, einer der beiden Geschäftsführer des in Schwebheim sitzenden Unternehmens. Mit der Firma hat das Rote Kreuz schon gute Erfahrungen gemacht, sagt Endreß. Sie baute die Wache in Werneck, das Rote Kreuz ist dort Mieter.
In Schweinfurt läuft die Partnerschaft ein klein wenig anders. Der BRK-Kreisverband wird nach Fertigstellung einige Einheiten kaufen (laut Endreß für zirka 1,5 Millionen Euro), andere mieten. Ein Stockwerk des viergeschossigen Gebäudes bietet der Bauherr selbst zur gewerblichen Nutzung auf dem freien Markt an. Gedacht ist an Büros und Praxen.
Es gibt zwei Einfahrten in das Areal, eine - neu - über die Niederwerrner Straße, eine zweite über den Anton-Jackel-Weg (gegenüber Naturfreundehaus). Der Weg wird zur Friedrich-Ebert-Straße hin nicht geöffnet, bleibt Sackgasse und ist weiterhin nur via Seestraße erreichbar. Das neue Rot-Kreuz-Haus wird leicht zurückgesetzt, was eine Begradigung der Kurve Friedrich-Ebert-/Niederwerrner Straße möglich macht.
Die Topografie nutzend gibt es ein unterirdisches Parkdeck mit 14 Plätzen. Es ist für die Fahrzeuge der Sozialdienste wie Essen auf Rädern reserviert. Ein Dach über den Kopf bekommen in einem ebenfalls über den Anton-Jackel-Weg erreichbares ebenerdiges zweites Deck (elf Plätze) die Rettungsfahrzeuge. Auch aus logistischen Gründen nennt der Kreisgeschäftsführer die Garagen "das A und O": Die Abläufe "lassen sich einfach besser organisieren".
Im Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 3500 Quadratmetern finden die Mitarbeiter der Fahrdienste, des Hausnotrufs, der sozialen Betreuung und natürlich Rettungsdienst und Kreisverband eine großzügigere Bleibe. Die heute im Keller untergebrachte Kleiderkammer wird sich den Nutzern künftig freundlicher präsentieren. Insgesamt 50 Hauptamtliche (33 Rettungsdienst, 17 Fahrdienste und Verwaltung) und 70 nebenamtlich Beschäftigte bekommen einen der Zeit angepassten Arbeitsplatz, die 600 Ehrenamtlichen können in neuer Umgebung wirken.
Zur Verfügung stehen künftig drei Lehrsäle (zwei kleine). Nutzer sind die Wasserwacht, es werden dort Erste-Hilfe-Kurse angeboten, die Blutspendetermine finden darin statt und die Senioren können ihre Gymnastik und Treffs veranstalten.
Der Bauantrag wird diese Woche im städtischen Bauausschuss behandelt. Bauherr und Rotes Kreuz rechnen mit einer Genehmigung und einem Bezug des Neubaus noch heuer. Für die Immobilien in der Gorch-Fock-Straße sucht das Rote Kreuz einen Käufer.
Endreß nutzte das Gespräch mit dieser Zeitung auch für einen Dank an die Nachbarn, die die trotz aller Rücksichtnahme der Sanitäter auch mit Lärm verbundene Rettung von Menschen in Not immer "mitgetragen haben". Um das Projekt heben zu können, hofft Endreß auf Spenden.