(novo/fi)) Wohl das brisanteste öffentlich diskutierte Thema 2009 ist in Gerolzhofen die Frage, ob das Hakenkreuz im Zusammenhang mit der am 22. März eröffneten Ausstellung „Gerolzhofen 1933 bis 1945“ verwendet werden darf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, findet aber nichts Verwerfliches am Konzept der Ausstellungsinitiatoren des Historischen Vereins.
Mit dem Hinweis an Vorsitzenden Stephan Oettermann „Es hat sich herausgestellt, dass Sie unschuldig sind“, zieht Staatsanwalt Joachim Meßler mit Verfügung vom 27. April einen Schlussstrich. Im September erklärt die Staatsanwaltschaft, dass auch die Strafanzeige von Stadtrat Gerd Kirchner gegen Oettermann ohne juristische Konsequenz bleibt.
Ein einvernehmlicher Vergleich setzt im Oktober in der zivilrechtlichen Auseinandersetzung zwischen Gerd Kirchner und Stephan Oettermann vor dem Amtsgericht in Gerolzhofen den Schlusspunkt auch in diesem Bereich.
Die Vorgeschichte des Konflikts: Anrufe und auch Anzeigen bei Polizei und Staatsanwaltschaft haben dazu geführt, dass das als Teil einer historischen Postkarte von Gerolzhofen auf dem Plakat abgebildete Hakenkreuz abgeklebt werden muss und auch das Begleitheft mit dem gleichen Motiv nicht mehr in der Ausstellung im Alten Rathaus verkauft werden darf, wenn das NS-Symbol noch zu erkennen ist.
Der Historische Verein lehnt es allerdings ab, das Hakenkreuz zu überkleben. Deshalb ist die Broschüre nicht mehr in der Ausstellung selbst, sondern nur noch über Stephan Oettermann zu beziehen.
Als Vorsichts- und Schutzmaßnahme bezeichnet Bürgermeisterin Irmgard Krammer ihre Anweisung, das Hakenkreuz zu überkleben. Die Bürgermeisterin betont, dass man aufgrund der eingeholten Stellungnahmen und der Beratung durch verschiedene Stellen zu dem Schluss gekommen sei, das Heft mit dem Hakenkreuz nicht in einer städtischen Einrichtung – der Tourist-Information – verkaufen zu können.
Die Sache sei ihr aufgrund von Paragraf 86a im Strafgesetzbuch – er regelt das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen – zu gefährlich gewesen, denn die Verwendung des Symbols in einer Ausstellung sei etwas anderes als seine Verbreitung.
Die Ausstellung wird übrigens trotz dieser Reibereien zu einem Riesenerfolg für die Macher vom Historischen Verein: Die Öffnungszeit wird verlängert und rund 3500 Besucher kommen bis zur endgültigen Schließung ins Alte Rathaus. Es gibt zusätzlich 13 Sonderführungen mit 303 Gästen.