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SCHWEINFURT: Rückerts Vision eines europäischen Bundes

SCHWEINFURT

Rückerts Vision eines europäischen Bundes

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    Drei Buchvorstellungen der Rückert-Stiftung: von links Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft Rudolf Kreutner, Franz Lauerbach, OB Sebastian Remelé, Professor Prof. Dr. York-Gothart Mix, Ralf-Georg Czapla (Vorsitzender der Rückert-Gesellschaft e.V.), Claudia Wiener (Mit-Herausgeberin von Saad'is Bostan) und Peter-Arnold Mumm, der an der Edition mitgearbeitet hat.
    Drei Buchvorstellungen der Rückert-Stiftung: von links Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft Rudolf Kreutner, Franz Lauerbach, OB Sebastian Remelé, Professor Prof. Dr. York-Gothart Mix, Ralf-Georg Czapla (Vorsitzender der Rückert-Gesellschaft e.V.), Claudia Wiener (Mit-Herausgeberin von Saad'is Bostan) und Peter-Arnold Mumm, der an der Edition mitgearbeitet hat. Foto: Foto: Katja Glatzer

    Dichter, Sprachgenie, Übersetzer und Begründer der deutschen Orientalistik: Der wohl berühmteste Sohn Schweinfurts, Friedrich Rückert, ist immer wieder Thema in Literatur und Wissenschaft. Interessiert lauschten die Zuhörer im kleinen Saal des Alten Rathauses den Buchvorstellungen der Friedrich Rückert-Gesellschaft.

    Gleich drei neue Werke kamen in den vergangenen Monaten in den Handel. Stolz präsentierte Rudolf Kreutner, Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft, den dreizehnten Band der historisch-kritischen Ausgabe der Werke Friedrich Rückerts in der Schweinfurter Edition – „Saadi’s Bostan“ (zu deutsch: Duftgarten). Bei dem Werk des iranischen Dichters Saadi's – entstanden um 1257 – handelt es sich um eine Sammlung von Geschichten in reimenden Doppelversen. Darin versucht er Handlungsmaxime für alle verantwortungsbewussten Menschen aufzustellen.

    Rückert übersetzte dieses Meisterwerk der persischen Literatur in den Jahren 1849 bis 1851. Eine erste Ausgabe erschien 1882 – 16 Jahre nach seinem Tod. Das Besondere an der neuen Ausgabe, die 130 Jahre später im Wallstein-Verlag Göttingen erscheint: „Diesmal ist sie versehen mit den umfangreichen Anmerkungen und Betrachtungen Rückerts zu seiner Übersetzung, die zuvor nicht veröffentlicht worden waren“, erklärte Kreutner.

    Der Europadiskurs des Dichters

    Er würdigte den Beitrag der Religionswissenschaftlerin und Orientalistin Annemarie Schimmel, die wenige Monate vor ihrem Tod im Januar 2003 eine Einleitung zu Rückerts Bostan-Text geschrieben hatte. Rückert selbst hatte eine solche nie verfasst. In Schweinfurt begrüßte Kreutner zur Buchvorstellung den Münchener Indogermanisten und Sprachwissenschaftler Peter-Arnold Mumm, der neben Jörn Steinberg und Jalal Rostami den Band bearbeitet hatte. Auch Mit-Herausgeberin Claudia Wiener war anwesend.

    Das zweite Werk, das den Zuhörern vorgestellt wurde, beschäftigt sich mit dem literarischen Europa-diskurs des Dichters im 19. Jahrhundert. „Rückert hat damals schon Ansätze gezeichnet, die erst mehr als ein Jahrhundert später wirklich dem Zeitgeist entsprachen“, erklärte der Herausgeber und Professor an der Philipps-Universität in Marburg, York-Gothart Mix. Mit dem Band „Das Völkereintrachtshaus“ – erschienen im Ergon-Verlag – möchte Mix ein differenzierteres Bild der Texte Rückerts geben. „Er wurde oft als militant bezeichnet, obwohl es viele andere Ansätze gibt.“

    Zum Beispiel in Rückerts Texten „Deutschlands Anerkennung“ und eben „Das Völkereintrachtshaus“ werde die Vision eines föderativen europäischen Bundes beschworen, der seine Konflikte ohne kriegerische Gewalt im friedlichen Miteinander regelt, beschrieb Mix in seinem Vorwort.

    Blick nach Finnland

    Der Band versammelt Beiträge der internationalen Tagung der Rückert-Gesellschaft, die 2010 in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Schweinfurt realisiert worden war.

    In dem dritten Buch, das die Rückert-Gesellschaft im Gepäck hatte, geht es um die Beziehung des Dichters und Orientalisten zu Finnland. Es trägt den Titel „Friedrich Rückert und Finnland“. Rückert hatte sich nämlich auch der finnischen Sprache angenommen und wurde 1836 sogar als Mitglied der damals noch sehr jungen finnischen Literaturgesellschaft aufgenommen.

    Die Ausarbeitung des Göttinger Finnougristen Professor Erich Kunze (1905 bis 1992) war 1982 zum ersten Mal veröffentlicht worden. Zuletzt galt sie als vergriffen.

    Die Rückert-Gesellschaft und der seit 1970 bestehende Bezirksverein der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft beschlossen, die Schrift neu aufzulegen. Initiiert hatte dies der in beiden Vereinen aktiv wirkende Franz Lauerbach. „Damit Schweinfurts Weltläufigkeit auch in Hinsicht auf den finnischen Kulturkreis weiterhin sinnfällig dokumentiert bleibt“, schrieb OB Remelé in seinem Geleitwort. Vor den Zuhörern würdigt er die guten Kontakte zur finnischen Partnerstadt Seinäjoki.

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