Der erste in Schweinfurt niedergelassene Arzt Dr. Kurt Freunek äußert sich zum Thema Kinder- und Jugendpsychiatrie.
frage: Kennen Sie Gründe für die Einsprüche der Nachbarn gegen dieses in Schweinfurt dringend benötigte Projekt?
dr. freunek: Nein, nicht genau. Man kann aber nicht oft genug betonen, dass Kinder- und Jugendpsychiatrie eben nicht mit Drogensüchtigen und prügelnden Jugendlichen gleichzusetzen ist. Und Lärmbelästigung: Dort geht es ruhiger zu als auf jedem Pausenhof. Hier treffen Sie ja gerade auch stille Menschenkinder, die sich nichts mehr zutrauen und die unser aller Hilfe und Unterstützung brauchen.
Spielt Unkenntnis die Hauptrolle?
Dr. freunek: Selbst im Jahr 2004 scheint unser Fachgebiet bei manchen Zeitgenossen noch mit einem gewissen Makel behaftet zu sein. Durch die Verzögerung des Klinikbaues und die genannten Hintergründe werden gerade die nicht privilegierten Kinder und Jugendlichen unserer Gesellschaft ausgegrenzt und stigmatisiert. Durch ein fehlendes therapeutisches Angebot wird den Schwächsten unserer Gesellschaft so eine entscheidende Entwicklungschance entzogen.
Sie sprachen auch von rechtzeitiger Weichenstellung?
Dr. freunek: Ja, natürlich vor allem im Hinblick auf die Zukunft der Kinder und Jugendlichen selbst. Hier können wir noch gegensteuern: Das Leben hat ja für unsere kleinen Patienten gerade erst begonnen. Es wäre traurig, wenn privilegierte Nachbarschaftsinteressen den dringend notwendigen Klinikbau vereiteln würden. Außerdem: Ein weiterhin bestehender Versorgungsnotstand oder gar eine Nichtversorgung verursacht ungleich höhere Ausgaben für die Öffentlichkeit (etwa im Bereich der Jugendhilfe) und fördert schwere Folgeerkrankungen bis hin zum sozialen Abstieg.
Wie ist die Situation heute?
Dr. freunek: Nach wie vor ist in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Würzburg mit monatelangen Wartezeiten zu rechnen. Daher sind wir nicht selten gezwungen, unsere Patienten im Notfall, wie bei akuter Suizidgefahr, an die Erwachsenen-Psychiatrie in Bamberg oder Werneck zu überweisen. Dass dies für Schulkinder und Jugendliche nicht die Ideallösung darstellt, lässt sich mit diagnostischen und therapeutischen Bedürfnissen dieser Altersgruppe begründen. Kinder sind nun mal keine kleinen Erwachsenen. Deshalb ist in Schweinfurt schnelle Abhilfe nötig.