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GRAFENRHEINFELD: Run auf einbeinige Tausendfüßler

GRAFENRHEINFELD

Run auf einbeinige Tausendfüßler

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    Da sagt der Günter Grünwald auch Stopp: Der Comedian in der Rafelder Kulturhalle.
    Da sagt der Günter Grünwald auch Stopp: Der Comedian in der Rafelder Kulturhalle. Foto: Foto: Uwe Eichler

    „Wir leben im Plemplem-Land. Deutschland ist am verblöden.“ Auf der Bühne der Kulturhalle steht hörbar ein Mann deutlicher Worte. Günter Grünwald, gebürtiger Ingolstädter, edelherber, dauerderber Eichstätter Comedian, Schauspieler und Kabarettist (bekannt von der „Freitagscomedy“ im BR) stellt sich eine zeitlos aktuelle Frage: Wo liegt eigentlich die (Schmerz-) Grenze? Notfalls holt er einfach die Kelle raus: „Da sagt der Grünwald Stopp!“

    In Sachen leicht übertriebener medialer Tierliebe etwa, seien es nun schielende Ratten oder knuffige Eisbärbabys. Irgendwann droht Beini, der einbeinige Tausendfüßler, der 999 Prothesen erhalten soll. Bevor er von Tröti, dem Elefantenkind, entthront wird, der einen Staubsauger statt einen Rüssel hat.

    Grünwald ist selber gerne Elefant im Porzellanladen, raunzt, poltert, hämt, trampelt genüsslich, mit destruktiver Fantasie, durch fortlaufend eskalierende Geschichten. Früher, da habe man ein Jahr gewartet, bis wieder Weihnachten war: „Heute leer ich den Baum nicht mehr ab.“ Und wenn er mal stirbt, dann möchte er auf seinem Organspenderausweis vermerkt haben, dass ihm ja nicht die Socken ausgezogen werden. Aus gutem Grund.

    Wie wird man so? Als Kind, da habe er immer Angst vor dem Monster unterm Bett gehabt. Bis ihn sein Vater mal nachts raus gefahren hat, in den Wald, ins Moor, da wo mal ein Hof mit allen Menschen und Tieren untergegangen ist, wo man Lichter sieht und Stimmen hört: „Am Ende war ich froh, dass unter meinem Bett nur ein Monster war.“ Kuschelpädagogik gab es halt damals noch nicht. Anders als heute, wo Schwererziehbare zur Therapie in die Mongolei verfrachtet werden. Wo sie dann Ulan-Bator niederbrennen. Manch Psychologin tippt da auf Pyromanie.

    Der Grünwald ist ein Egomane, der teuersten Wein aus edelstem Kristall schlürft und seinen Gästen Amselfelder in Senfgläsern serviert: Warum nicht? Solange der Senf draußen ist. Außerdem ein Psychologe: 99 Cent-Produkte etwa sollen dem Käufer ein Schnäppchen suggerieren. Ganz ähnlich war es mit Luthers 99 Thesen, mehr hätte keiner gelesen – „alles Psychologie“. Er sinniert über den Zwang zum „Outsourcing“ – weswegen Frauen nur noch selten mit ihren Männern, dafür lieber mit Postboten und Klempnern schlafen. Er selbst lässt seine Programme preisgünstig in Tschechien produzieren. Bekam das Werk allerdings zuerst in Tschechisch. Was sich bei der Übersetzung als die Bibel herausstellte.

    Die Kulturhalle ist am Wochentag nicht ganz voll, die Gags sind gelegentlich arg eklig, Stichwort Pfirsich und Pflücker mit Eiterfurunkel.

    Gelegentlich lauern ein paar Kalauer. Aber der Mann ist bestens schlecht gelaunt und unterhaltsam. Die Moral seiner Haß- und Brassgeschichten: „Wenn du dir nichts erwartest, ist jeder Furz ein Geschenk.“ Weise Worte. Uwe Eichler

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