Als im November 2001 nach einer längeren Irrfahrt endlich klar war, dass das Schweinfurter Traditionsunternehmen Sachs unter dem Dach der ZF Friedrichshafen AG neue Eigentümer gefunden hatte, war die Erleichterung groß. Continental, ThyssenKrupp und eben ZF hatten sich um den größten Arbeitgeber der Region bemüht und der Favorit des Teams um den damaligen Vorstandschef Hermann Sigle den Zuschlag bekommen.
Nur, wie würden sich die neuen Hausherren verhalten? Die Frage blieb nicht lang im Raum. ZF schickte Hans-Georg Härter, der bis dahin die Geschicke des Bereichs Arbeitsmaschinentechnik in Passau leitete, an den Main. Und der kam allein, ohne eigene Mannschaft, setzte auf die vor Ort Verantwortlichen und fuhr damit gut.
Bis 2007 war Härter Chef in Schweinfurt – ein Mann von Statur, umgänglich, der fränkischen Küche nicht abgeneigt, an kulturellen Dingen interessiert, aber auch durchaus hart in der Sache. Mit der ersten Investitionsentscheidung, der Produktion des Zweimassenschwungrades, landete er gleich einen Volltreffer. Und so gelang die Integration der Schweinfurter Tochter in den ZF-Konzern ohne erkennbare Reibungen. Unter Härters Führung wurde erheblich investiert, 45 bis 50 Millionen Euro pro Jahr im Schnitt.
ZF Services, der Aftermarketbereich, bekam seinen Sitz in Schweinfurt, der zukunftsträchtige Hybridantrieb und damit verbunden die heutigen E-Division wurden auf den Weg gebracht. Die Produktivität wurde auch im Zusammenspiel mit den Betriebsräten deutlich verbessert. Der Durchbruch der elektronischen Dämpfer war ein weiterer Baustein des Erfolgs. Sachs trug erheblich zur guten Entwicklung des Gesamtkonzerns bei.
Rückblickend war es nicht überraschen, dass Härter 2006 zunächst in den ZF-Vorstand und ein Jahr später zu seinem Vorsitzenden berufen wurde. Für Schweinfurt war dies gewiss kein Nachteil. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs weiter an, die Investitionsgelder flossen kräftig weiter. Als ZF-Chef habe Hans-Georg Härter "das größte unbekannte Unternehmen der Welt", wie er den Automobilzulieferer bezeichnete, zu einem weltweit führenden Technologiekonzern entwickelt, heißt es in einem Glückwunsch des Unternehmens zu seinem 75. Geburtstag, den er am 2. Mai feiert.
Härter wurde in Bensheim geboren. Nach der Ausbildung zum Maschinenschlosser, Techniker und Technischem Betriebswirt trat er 1993 bei der ZF Passau GmbH seine berufliche Laufbahn an. 2012 ging er in den Ruhestand, von 2016 bis 2018 gehörte er dem ZF-Aufsichtstrat an.