Keramikfliesen werden heute mindestens einen Quadratmeter groß produziert und anschließend auf die gewünschten Maße geschnitten. Die großen Formate sorgen für jene Unaufgeregtheit, die dem Zeitgeschmack entspricht. Aha-Effekte bescheren beim Verlegen Hingucker wie Dekore, Bordüren oder Mosaike, die die Firma Steger Design- und Produktions-GmbH mit 80 Mitarbeitern in der Londonstraße 18 im Industrie- und Gewerbepark Maintal herstellt.
Der Betrieb läuft gut, auch weil aktuell viele Bäder und ganze Häuser saniert werden – für die nächsten 25 Jahre. So alt wird das bundesdeutsche Badezimmer laut Statistik. Für das schicke Bad muss der Haus- oder Wohnungsbesitzer richtig Geld in die Hand nehmen. Und so will der Kunde auch das eine oder andere Schmuckstück im Kachelwerk haben. Steger produziert diese für die deutsche Keramikfliesenindustrie, also für Kunden wie Villeroy & Boch, Meissen-Keramik oder Deutsches Steinzeug.
High-Tech und Handwerk laufen bei Steger zusammen: Handwerk, weil die Firmengruppe Steger (Hauptsitz in der Schweinfurter Carl-Benz-Straße) Fliesen und Natursteine seit 100 Jahren einkauft, verarbeitet, verkauft und verlegt; High-Tech, weil moderne Technologien aus Stein und anderen Materialien mehr als nur Platten machen.
1995 wurde die Design- und Produktions GmbH gegründet. 2002 wurde im Maintal gebaut, wo neben Stein Metalle, Kunststoffe, Glas und Holz geschnitten sowie zusammengesetzt und/oder (sand-)bestrahlt werden. Büroräume, der Maschinenpark, die Verpackung und das Lager sind unter einem Dach.
Für kerzengerade Schnitte bei den verschiedenen Werkstoffen sorgen Mehrblattsägen, für Kurven Wasserstrahl-Anlagen. Der Wasserstrahl schneidet mit einem Druck von über 3000 Bar, wobei dem Wasser feinster Sand beigemischt ist. Sandstrahltechnik bringt Ornamente auf Oberflächen.
Am Anfang steht der Griff zu Blei- und Buntstiften. Skizzen und Muster entstehen. Gefühl für Farben, Formen und Materialien ist gefragt. Anschließend wird die Skizze in den Computer übernommen und das Muster geht an den Kunden.
Die 20 Frauen und Männer der Stammmannschaft sind vor allem an den computergesteuerten Sägen und Wasserschneidern oder beim Sandstrahlen eingesetzt. Danach werden die Einzelteile von den weiteren Mitarbeitern zusammengesetzt und mittels Automaten miteinander auf Netzen verklebt, ehe die Bordüren, Mosaike und Dekore verpackt und versendet werden.
Beim Gang durch die Produktionshalle fällt auf, wie naturgetreu Keramikfliesen die Maserung von Marmor oder Holz widerspiegeln. Fliesen werden hier zu Treppenstufen mit Rillen und gerundeter Vorderkante oder zu Winkelstufen mit Gehrungskante verarbeitet. Wasserstrahlmaschinen schneiden Serien kleinster Teilchen in allen erdenklichen Formen, eckig oder rund und kurvige Einzelstücke wie Firmenlogos oder ganze Bodenbeläge. Mehrblattsägen schneiden Fliesen zu Mosaikstückchen und Sockeln. Verarbeitet werden dabei vielfach die vom Kunden zur Verfügung gestellten Fliesen oder Natursteine. Aber auch Glas, Edelstahl, Kunststoffe, Laminate und andere Materialien werden präzise geschnitten, bearbeitet und dann wieder zu einem passenden Materialmix im fertigen Produkt zusammengesetzt.
Neuestes Design von Steger sind die „freien Formen“. Hier wird die Rechteckigkeit der Fliese aufgelöst, in dem freie Formen für die Fliese entwickelt und mittels Wasserstrahltechnik zugeschnitten werden. Gleichzeitig können verschiedene Farben der gleichen Fliese miteinander kombiniert werden. Es entsteht ein neuer Bodenbelag, der kaum noch an die verlegte Fliese erinnert. Die Anwendungsgebiete der „Freien Formen“ sieht Steger in Form von Bodenbelägen für Hotellobbys, Restaurants, Büro-Eingangshallen oder Einkaufszentren.
Im Besprechungszimmer im ersten Stock sind Bordüren aus verschiedenen Materialien aufgebaut. Auf dem Tisch liegt ein edles Mosaik, - veredelt mit Blattgold. Die Fliesenindustrie hat heute vom Baumarkt bis zum Nobeleinrichter alles unter ihrer Kundschaft. Genauso riesig ist die Produktpalette, die die Londonstraße 18 zu bieten hat. Bei Messen holen sich die Designer Anregungen. Ziele sind nicht nur die Fliesenausstellungen, sondern auch Textilmessen. Für die Designer geht es darum, auf der Spur der Mode und der Trends zu bleiben.
15 Jahre Maintal
Seit 15 Jahren wird im Industrie- und Gewerbepark Maintal gebaut. Hier hat der Strukturwandel als Antwort auf die Krise in der Schweinfurter Großindustrie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre begonnen. In einer Serie stellen wir Unternehmen und Projekte vor, die sich im Maintal angesiedelt haben oder vorgesehen sind. LA