Eröffnungsabend der Fußball-Europameisterschaft: Die deutsche Nationalmannschaft widmet sich dem Rund in Form eines Balls – und in der Ersatzspielstätte des Theaters der Stadt Schweinfurt im Gemeindehaus geht es ebenfalls ums Runde: Pe Werner, Sängerin, Komponistin, Textdichterin, Buchautorin und Kabarettistin, lieferte hier einen fulminanten Abend zum Thema Mond. "Im Mondrausch" heißt ihr neues Album, das sie, angesichts des sportlich ereignisreichen Konkurrenzevents, einem erfreulich großen Publikum präsentierte.
Werner nimmt die Besucher und Besucherinnen mit auf eine musikalische Reise durch die Nacht, angefangen bei einem stimmungsvollen Sommerabend am Meer, wo man sich am Strand einer abendroten poetischen Mondscheinsinfonie hingeben darf. Sie besingt den Mond als "duften Typen", der weder schmutzt noch trinkt, keine Piercings an delikaten Stellen hat und nach dem Zigaretten-Holen wiederkommt – der perfekte Gentleman, mit dem sich leicht die Nacht zum Tag machen lässt.
Augenzwinkernder Humor und Koketterie
Die Singer-Songwriterin aus Köln bettet Sinnfälliges ebenso in ihre Plaudereien ein wie augenzwinkernden Humor und Koketterie: Um den Mondkalender geht es da etwa, um ihre eigenen rundlichen Formen, um Einblicke ins Familienleben und immer wieder um Poesie.
Mit Frank Chastenier am Flügel, Lisa Wulff am Bass und Alexander Parzhuber am Schlagzeug hat die Frau mit der wandlungsfähigen Stimme drei exzellente Musikerinnen und Musiker an ihrer Seite. Jazz, Swing, ein wenig Klassisches, Blues und rockige Ekstase beleuchten, ja befeuern den Mann im Mond, nicht nur die Solos werden umjubelt. Die Bühnenpräsenz von Pe Werner ist bemerkenswert, das Temperament und die positive Ausstrahlung der 64-Jährigen füllen von der ersten Sekunde an den Raum und fesseln einen ganzen, pausenlosen Abend lang.
"Wirf dein Silber über mich" – sanft streichelt und umhüllt zauberhafter Jazz die Seele, angelehnt an die Air von Bach. Verliebtheit, Kribbeln im Bauch, Leidenschaft, aber auch Gewöhnung und Abnutzung werden zum Thema. Freier Lauf für die Fantasie: Ist der Mann im Mond etwa schwul oder eine Frau? Frank Chastenier reflektiert tastenvirtuos, Lisa Wulff und Alexander Parzhuber toben, wirbeln und trommeln gekonnt über ihre Instrumente.
Säufermond und Doktor Sandmann
Bernsteinfarbener Honigblick im Mondlicht, der Mond als ungekrönter König der Nacht, formuliert Werner und färbt ihre Stimme bluesig und rau; Doktor Sandmann will nicht kommen – "führ mich in die Traumfabrik", fleht die Chanteuse und greift zum Alkohol, lässt die Sterne Spalier stehen und gelangt über das harte Bett des Flügeldeckels zum Säufermond, der dem einsamen Vertreter im Hotel im Strudel der Trunkenheit das Elend seines Lebens vor Augen führt.
Man kann versinken in den Melodien des Abends, kann sich faszinieren lassen von den verschiedenen Stimmungen, die Werner und ihre Band herbeizaubern, kann mit der Zeit durch die Nachttischuhr kriechen und mit der Musik träge dahinpendeln oder nach Wein und Kussgenuss vom rosa Mond am Horizont des Meeres träumen. Und dann weckt eine kesse Flirtszene zwischen Sängerin und Pianist: Werner rekelt sich auf dem Flügel, schmachtet äußerst gekonnt, aber leider erfolglos, und wird ganz schön doppeldeutig, wenn sie von ihren 21 Köstlichkeiten und seiner Frühlingsrolle singt.
Noch ein Song über ein Date, das anders läuft als geplant, und dann ist dieser schillernde Mondrausch auch schon wieder vorbei. Ein Medley aus Mondmelodien gibt's zum Finale, La-le-lu, Moon River, Flying to the Moon, Moon of Alabama – Time to say Good Bye, Pe, gerne mal wieder!